Ich habe es nie geschafft, wirklich quantitative Aussagen zur Leistungsfaehigkeit der P-Korrektur von irgendeinem Hersteller zu bekommen. Die Daten werden als Firmengeheimnisse sehr gut gehuetet. Ideale Voraussetzung fuer eine Verschwoerungstheorie (wenn der Kaeufer wuesste, was er mit einem guten Porro bekommen koennte ... ;-)
Nun ist es immerhin moeglich, ein paar unabhaengige Fakten zu sammeln. Im Anhang habe ich einen Auszug aus der bekannten Publikation von Konrad Seil, der die MTF-Kurven von Prismen mit- und ohne P-Korrektur miteinander vergleicht. Mit dabei ist auch sein Ergebnis, dass ein Schmidt-Pechan Prisma eigentlich nicht mehrfachverguetet werden darf, weil es andernfalls an Aufloesung verliert. Das ist sicher ein Resultat, das die Hersteller heute, wo man meist voll- und multi-verguetete SP-Prismen verwendet, lieber nicht lesen wollen.
Wer ein wenig von optischen Duennschichten versteht, der weiss: Die gewuenschte Wirkung ist optimal einstellbar, jedoch stets nur fuer einen bestimmten Einfallswinkel und einer festgelegten Wellenlaenge. Will man einen P-Belag, der fuer das gesamte sichtbare Spektrum und fuer eine bestimmtes Intervall von Einfallswinkeln wirksam ist, dann muss man auf Mehrfachbeschichtungen zurueckgreifen, und wird dennoch nur eine partielle Wirkung erhalten. Wie viel, kann ich wirklich nicht sagen. Moeglicherweise wird mit einem modernen P-Belag die theoretisch maximale Aufloesung zu 90% erreicht - mehr ist dann auch nicht noetig, weil Unreinheiten im Glas und kleine Abstriche bei der Verarbeitung ohnehin in Kauf zu nehmen sind. Es mag aber auch sein, dass der P-Belag weniger wirksam ist, dass man also tatsaechlich noch systematische Unterschiede in der Aufloesung zwischen einem Porro und einem Dachkantprisma feststellen wuerde, wenn man denn solch einen Vergleich haette.
Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass zumindest die Hersteller der Premiumglaeser ihre P-Belaege gut genug hinbekommen, dass die Prismen im Alltagsgebrauch keine Einbussen im Leistungsvermoegen mehr aufweisen.
Was Docter anbetrifft, muss man wohl festhalten, dass man es mit ziemlichen Schnarchnasen zu tun hat. Es stimmt zwar, dass das 7x40 B/GA noch ganz gut ohne P-Belag auszukommen scheint (ich habe jedenfalls das aeltere EDF, und das erscheint mir hinreichend scharf fuer seine Zwecke), beim 10x42 wird man einen solchen Belag jedoch mit Sicherheit vermissen. Vielleicht ist er sogar drauf, und Docter hat nur vergessen, darueber zu berichten. Als vor Jahren das Nobilem komplett erneuert wurde, mit Mg Gehaeuse, besserer Verguetung und neuen, transparenteren Prismen, da fand man auf deren Webseite - absolut nichts darueber, auch 2 Jahre spaeter noch nicht. Ich fragte also mal nach, und man sagte mir, die Firmenseite werde von Analytik Jena betrieben und man habe (bei Docter) keinen direkten Zugriff (auf seine eigene Seite!), weshalb man sie auch nicht auf dem neuesten Stand habe. Wie gesagt ... Schnarchnasen ...
Viele Gruesse,
Holger