Mit Bildstabilisierung beschäftige ich mich eher grundsätzlicher Art, dazu gehören alle Aspekte, also auch Stativmontage. Ueber einzelne Fernglasmodelle mit interner Stabilisierung im Detail bin ich weniger informiert.
Beim Zeiss 20x60S nehme ich an, dass bei der eigentlichen Optik, ausser den generellen Fortschritten wie etwa bei Verkittung und Beschichtung der Glaskomponenten während der bisherige Produktionsdauer wenig geändert wurde.
Schlüsselkomponente des Prinzips der passiven Bildstabilisierung mittels Massenträgheit und Schwingungsdämpfung mittels Wirbelstrom ist die kardanische Aufhängung der Prismen. Um diese, mangels externer Betätigungskraft, möglichst reibungsarm zu gestalten, werden sogenannte Biegegelenke (ohne Gleitflächen) verwendet. Die Rückstellkraft des temporär elastisch deformierten Elements ergibt gleichzeitig die Zentrierung des Bildes im Sehfeld. Das heisst, dass bei der Schwenkung (absichtlichen Bewegung des Fernglases) das Bild trotz Stabilisierung "mitkommt" und gedämpft symmetrisch um die Sehfeldmitte pendelt.
Ursprünglich wurde dieses monolithische Biegegelenk (fertigungtechnisch so aufwendig, dass es auswärts hergestellt wurde) als Zylinder aus dem exotischen Federwerkstoff Kupfer-Beryllium mit derart durchdacht angeordneten langen Schnitten versehen, dass die beiden Zylinderenden nur in zwei Achsen zueinander derart biegeweich werden, dass das eine Ende mit dem Fernglas-Gehäuse, das andere mit dem Prismenstuhl (beide Porro2-Sätze gemeinsam) verbunden damit die erforderliche leichtgängige Beweglichkeit erreicht wird.
Offenbar wurde dieses Bauteil nun allmählich zu aufwendig befunden, so dass es durch eine konventionellere Bauweise mit gekreuzten, gespannten Metallbändern ersetzt wurde, wie sie z.B. bei selbsthorizontierenden Vermessunsinstrumenten (Nivellieren) verwendet wird.
Dieses (bei allen Bauweisen) delikate Bauteil muss vor Stössen geschützt werden. Deshalb wird der gesamte bewegliche Prismenstuhl, wenn der Entriegelungsknopf nicht gedrückt wird, so unbeweglich festgehalten, dass das Biegegelenk von der beweglichen Masse entlastet wird.
Aus dem bisher Geschilderten folgt:
Da die Lagerung/Führung der Prismenstuhl-Bewegung und die Wirbelstromdäpfung beide reibungsfrei erfolgen, gibt es dort keine Schmierung, die alterungsbedingt verharzen könnte.
Eine (gewaltsame) Beschädigung des Biegegelenks sollte sich bei bewusst angeregtem Zittern feststellen lassen, wenn das Bild nicht mit gleichförmig abnehmender Amplitude und vor allem nicht symmetrisch um die Sehfeldmitte pendelt. Es darf angenommen werden, dass Weg und Anzahl der Deformations-Zyklen im Biegegelenk so ausgelegt sind, dass dort betriebsbedingt keine Ermüdungsbrüche zu erwarten sind.
Da angeblich einige der gebraucht angebotenen 20x60S vorher für den Brennelemente-Wechsel in Kernkraftwerken verwendet wurden, sollte man es vor dem Kauf vielleicht noch auf Strahlung hin prüfen :-).