Ich habe wie viele hier von jeher ein Vorurteil, wenn es um Eschenbach Ferngläser geht (die Lupen mögen ja ganz brauchbar sein). Nach dem ausführlichen Bericht von gersi und den Kurzeindrücken von Hans war ich daher gespannt, aber skeptisch.
Gestern habe ich das neue Trophy 8x42 beim lokalen Schweizer Händler zur Begutachtung kommen lassen. Zum Vergleich habe ich verwendet: zunächst Conquest HD 8x42 und Nikon Monarch 7 8x42 (das Zeiss deutlich teurer, das Nikon günstiger als das Trophy), später dann noch Kite Ibis und DDoptics EDX (beide preislich in der Nähe des Conquest HD).
Keine Ahnung, was bei Eschenbach vorgefallen ist, aber die scheinen plötzlich brauchbare Ferngläser produzieren zu können (bzw. produzieren zu lassen; Hinweise auf ein „made in Germany“ sind nirgends zu finden, das Glas ist also vermutlich japanisch oder chinesisch).
ICH MEINE, GERSI HAT HIER VERDIENSTVOLLERWEISE EINE ENTDECKUNG GEMACHT !!!
Das Glas ist gut, für den Preis geradezu sehr gut.
Auf den ersten Blick könnte man fast annehmen, es stamme aus dem Hause Zeiss; das Design mit den deutlichen Längskanten zeigt starke Aehnlichkeiten mit dem Conquest (BILD), und wenn man das Glas in der Hand hält, ist auch die Verarbeitung auf hohem Niveau.
Ich habe mich nicht so ausführlich mit dem Trophy befasst wie gersi, aber nachdem, was ich gesehen habe, kann - bzw. muss :-) - ich gersis Bericht uneingeschränkt bestätigen. Sehfeld, Schärfe, Kontrast, Helligkeit usw. sind auf sehr gutem Niveau, mir scheint, dem Conquest praktisch ebenbürtig (!), und der Einblick ist klar besser als beim Conquest, aus meiner Sicht untadelig. Gegenlicht habe ich im Gegensatz zu gersi nicht geprüft, aber die CA, und die ist vergleichsweise erstklassig korrigiert, bei dem doch recht weiten Sehfeld keine schlechte Leistung.
Im Gegensatz zu anderen schätze ich persönlich das Monarch 7 (im Gegensatz zum Monarch 5) als sehr gutes China-Glas, aber abgesehen vom guten Sehfeld (8 Grad = 140m) kann es für mich in der Bildqualität mit dem Trophy nicht mithalten (ist ja auch günstiger). Kite und DDoptics sind optisch - mit kleinen Ausnahmen - praktisch auf Conquest-Niveau (meine Meinung!), aber die Fokussierung das Ddoptics ist nicht ganz so präzise wie die des Trophy, und das Kite hat ganze 10m weniger Sehfeld.
Das Bild scheint mir eine Spur wärmer als beim Conquest HD, beim Papiertest bestätigt sich das aus meiner Sicht, aber von einer Tönung oder so würde ich nicht sprechen. Ich persönlich bevorzuge dieses etwas wärmere Bild dem kalten und manchmal fast harten Bild z.B. eines Victory HT.
Hier noch einige subjektive Bemerkungen meinerseits (sie ändern an meinem ausgezeichneten Eindruck von den optischen und mechanischen Qualitäten des Trophy kaum etwas):
- In der Schweiz geht Eschenbach mit einem UVP von etwa € 700.- in den Markt, also 200.- mehr als in Deutschland. Ob diese Rechnung im schweizer Markt aufgeht, wird sich weisen
- Eschenbach ist auf den Fachhandel ausgerichtet, ob sie mit Endkunden umgehen können, muss sich zeigen (auf zwei Anfragen meinerseits, die ich bereits kurz nach gersis Bericht verfasst hatte, habe ich bis heute nicht mal eine Antwort bekommen)
- Dass in der Produktion bei Eschenbach – oder beim Auftragsfertiger – noch nicht ganz alles rund läuft, zeigt sich an kleinen „Schnitzern“ wie diesem: das in Frage stehende Trophy ist auf der Vorderseite deutlich mit 10x42 angeschrieben, auf der Innenseite jedoch genauso deutlich mit 8x42 (es ist ein 8x42 Glas).
- Garantie 10 Jahre: derselbe Murks wie bei Leica und Swarovski auch hier: bei genauem Studium der Garantiekarte läuft die Garantie 10 Jahre für Material, jedoch nur 5 Jahre für Arbeit
- die mitgelieferte Umhängetasche ist eine der besten, die ich kenne (nur DDoptics liefert noch bessere Taschen mit), der Riemen bestens auf das Gewicht des Glases abgestimmt (das Gewicht inkl. Riemen und Okularschutz ist mit gemessenen 822g hoch, aber das Conquest HD ist noch schwerer)
- das grosse Fokussierrad (Leichtmetall, aber hohl !) ist aus meiner Sicht nicht ideal, sollte man damit irgendwo anecken und sich das Rad auch nur leicht verbiegen, dann ist die Fokussierung blockiert; kann mich aber täuschen
- Im Gegensatz zu gersis Glas war beim hiesigen die Knickbrücke sehr leichtgängig, für meine Begriffe etwas zu leichtgängig (beim seitlichen Fassen und Aufheben des Glases verstellt sich schon mal die Einstellung des Augenabstandes), aber ich nehme an, dass das im Werk etwas härter eingestellt werden könnte (?)
- gersi wie auch Hans hatten ca. 2mm Spiel – gersi nannte es „Vorschub“ - bei der Fokussierung festgestellt (Spiel an der Fokussierung ist für mich ein Greuel), aber ich muss sagen, dass es sich mehr anfühlt wie ein 2mm Bereich, in welchem das Rad zwar greift, aber etwas leichter dreht als beim Weiterdrehen; für mich völlig problemlos, die Fokussierung läuft sehr angenehm und präzise in beiden Tuben exakt gleich, und man kommt sehr schnell zur Scharfstellung, auch bei verschiedenen Distanzen.
- die Beschriftung des Trophy – vorne kurz „trophy D 10 (!) x 42 B ED“, hinten nochmals vier Zeilen Text (!) mit technischen Angaben - ist mit weisser Farbe einfach auf die Armierung gedruckt; ich fürchte, dass nach ein paar Jahren Gebrauch davon nichts mehr zu sehen sein wird.
Aber eben, wie gesagt, Eschenbach hat mit der neuen Trophy - Serie ein wirklich gutes Fernglasprogramm aufgelegt hat. Klar weiss ich nicht, wie sich das Glas im täglichen Gebrauch und nach ein paar Jahren Gebrauch verhält (geht die Fokussierung bei -15 Grad noch so gut wie bei +20 Grad? wie robust ist das Glas gegen Stösse ? usw.), das müsste ein "Endurance-Test" zeigen, und wie gut Eschenbachs Kundenservice ist, wird sich weisen. Dennoch, meine ich, hat gersi aus heutiger Sicht recht: es gibt nicht sehr viele € 500 Gläser dieser optischen Qualität auf dem Markt !
Bin gespannt, was andere davon halten !
Viele Grüsse. Pinac