Man sollte hier unterscheiden zwischen Reflexen durch starke, punktförmige Lichtquellen knapp auĂerhalb des Gesichtsfeldes und dem, was Henry L. im BF als "veiling glare" bezeichnet.
Reflexe durch starke, punktförmige Lichtquellen (z.B. eine Lampe) können natĂŒrlich nerven, sind aber drauĂen, in der Natur, in aller Regel nicht von so groĂer Bedeutung. In der Natur ist "veiling glare" deutlich wichtiger, zumindestens fĂŒr mich, da in manchen FĂ€llen schon ein bedeckter, aber heller Himmel ĂŒber einer dunkleren Landschaft zu einem Lichtschleier fĂŒhrt, der den Kontrast und die Detailerkennbarkeit vermindert. Ganz krass wird dies deutlich, wenn man bei sehr hellem, aber bedecktem Wetter in einen dunklen Busch schaut, da sind bei manchen glĂ€sern kaum noch Details zu erkennen. Das kann durchaus den Unterschied zwischen "Vogel erkannt" und "Vogel gesehen, aber nicht erkannt" ausmachen.
"Veiling glare" fĂ€llt nicht so auf wie starke Reflexe z.B. von einer StraĂenlaterne und ist auch nicht so spektakulĂ€r, nervt aber in der Natur doch, weil man einfach weniger sieht, da der Kontrast ĂŒber das gesamte Bildfeld (oder groĂes Teile desselben) vermindert wird. Ich persönlich glaube, dass manche Beobachter sich so an ihre GlĂ€ser gewöhnt haben, dass ihnen erst im direkten Vergleich zu in der Hinsicht wirklich guten GlĂ€sern auffĂ€llt, wieviel an BildqualitĂ€t sie durch "veiling glare" verlieren.
Die Nikon SE, um ein Beispiel zu nehmen, sind durchaus etwas anfĂ€llig bei punktförmigen Lichtquellen, aber kaum gegen "veiling glare", wĂ€hrend das Swarovision 8x32 meines Erachtens anfĂ€lliger gegen "veiling glare" ist. Ganz ĂŒbel fand ich in der Hinsicht ein Nikon Monarch 8x30, wobei man liest, dass es da offenbar bei einigen GlĂ€sern Probleme in der Fertigung gab. Zu den 42ern Swarovision kann ich nichts sagen, mit denen habe ich nicht genug Erfahrung. Das 8x42 HT, das ich mir neulich mal drauĂen anschauen konnte, zeigte sehr hohen Kontrast, selbst bei tiefstehender Sonne und bei ungĂŒnstigen Winkeln gegen das Licht. Ich habe bisher noch bei keinem Glas soviele Einzelheiten im Gefieder von Kleinvögeln in einem Baum gegen den hellen Abendhimmel gesehen wie bei dem HT, das war nochmal deutlich besser als mein Nikon SE.
Zeiss hat ĂŒbrigens immer mit dem Streulichtverhalten umzugehen gewusst, selbst in den Zeiten, als die VergĂŒtungen noch beileibe nicht das leisteten, was moderne VergĂŒtungen leisten können. Mein altes 8x50B z.B. ist trotz der "uralten" VergĂŒtungen schon recht ordentlich in der Natur und hat vor allem Probleme bei starken Gegenlichtquellen, wĂ€hrend die Hensoldt Fero-D GlĂ€ser mit ihren modernen VergĂŒtungen richtig gut sind - trotz der Laserfilter und der Strichplatte. Ich habe ein 7x50, bei dem die Laserfilter und die Strichplatte ausgebaut wurden, das Glas ist nahezu perfekt in der Hinsicht. Auch das Fero-D 8x30 kann mit Gegenlicht etc. sehr gut umgehen, besser als die meisten modernen DachkantglĂ€ser mit ihren Innenfokussierungen.
Helles Mondlicht und Sonnenreflexe auf GewĂ€ssern sind meines Erachtens ein Sonderfall. FĂŒr mich sind Sonnenreflexe z.B. auf einem FlĂŒsschen einer der Punkte, wo sich die Spreu vom Weizen trennt. Da versagt z.B. mein Zeiss 8x30 BGAT*P völlig, wenn man bei tiefstehender Sonne ĂŒber einen Sonnenreflex hinweg in dunkle Uferbereiche schaut, das Bild ist praktisch nicht mehr zu gebrauchen. Dann legt sich ein Schleier ĂŒber gut die HĂ€lfte des Bildausschnitts und man sieht kaum noch etwas - grausam. Das war fĂŒr mich damals der Grund, das Glas innerhalb der Familie als ""Dauerleihgabe" weiterzureichen. Inzwischen ist es wieder bei mir gelandet - und das Verhalten nervt mich immer noch. Das alte Zeiss 8x30B Porro mit seiner weitaus schwĂ€cheren VergĂŒtung ist da deutlich besser, trotz des insgesamt natĂŒrlich schwĂ€cheren Kontrastes.