Hans schrieb:
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> Denn man zu ... :-)
>
> Am liebsten im Vergleich zu anderen Gläsern mit
> ähnlichen Werten.
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Na, wenn's denn sein muss, auf vielseitigen Wunsch … ;-)
Gestern (teilweise) und heute war wieder mal sonnig, und so habe ich einige Stunden vergleichend mit meinem neuen Trinovid 8x42 und dem Conquest 8x42 HD draussen und drinnen verbracht (Hans, einen breiteren Vergleich mit anderen Gläsern der 8x40 Klasse habe ich im Frühling mal vor ...)
Die Conquest HD dürften ja wohl als direkte Konkurrenz zum Trinovid im Markt sein. Preislich ist das Conquest HD allerdings bei guten Händlern in Deutschland über € 300 (!) günstiger als das Trinovid, in der Schweiz gilt etwa dasselbe (der Preisunterscheid ist also fast der gleiche wie zwischen dem Ultravid HD und dem Trinovid).
Die folgenden Zeilen sind natürlich mit Vorsicht zu geniessen und stets mit eigenen Erfahrungen abzugleichen. („glaube nie einem Erfahrungsbericht, den Du nicht selber verfasst hast ...“)
Ich halte mich im wesentlichen an Tests, wie sie von Holger Merlitz in seinem Buch Kapitel 10 beschrieben sind, unter Auslassung von Elementen, die bei solchen Gläsern normalerweise vorausgesetzt werden können.
1. Themenkreis Design, Verarbeitung, Haptik, Balance/Handhabung, Gewicht:
Beide Gläser schneiden etwa gleich gut ab. Das Trinovid weist Griffmulden auf, das Conquest nicht; das Trinovid ist etwas (40g) schwerer als das Conquest, dafür kürzer gebaut. Mir persönlich gefällt die körnige Armierung des Trinovid besser als die gummig-glatte des Conquest; bei nassen Händen erweist sich aber das Conquest überraschenderweise als griffiger als das Trinovid. Beide Gläser kommen mit vernünftigen Riemen und Linsenabdeckungen, beide Taschen sind aus meiner Sicht nicht sehr „premium“ (Zeiss noch deutlich besser als Leica, aber beide könnten von anderen Marken lernen!). Verarbeitung in den Tuben, soweit sichtbar, bei beiden Gläsern ok (beim Conquest in meinem Exemplar allerdings, wie bereits mal erwähnt, „Montagespuren“ in Form von diversen Kratzern und Kerben in den Tuben).
2. Themenkreis Mechanik:
Die Knickbrücke geht beim Conquest eher zu schwer, v.a nach längerer Nichtbedienung. Die Augenmuscheln lassen sich bei beiden Gläsern in 3 Stufen herausschrauben, aber das ist beim Zeiss wie beim Leica eine etwas hakelige, knackende Uebung (Swaro hat bei den mir bekannten Gläsern halt nur zwei Stufen beim Rausschrauben und kann nicht als Referenz dienen, aber wenn Nikon oder DDoptics / Kite u.a. drei Stufen elegant-solide schaffen, warum Zeiss und Leica nicht ?). Die Augenmuscheln des Trinovid haben einen breiteren Rand als die des Conquest und liegen für mich besser an der Augenhöhle. Die Mittelfokussierung ist bei beiden gut platziert, läuft präzis und gleichmässig (ja, sogar bei meinem Conquest!), das Leica-übliche „Knacken“ beim Richtungswechsel fehlt nicht. Dioptrieausgleich beim Trinovid ist zentral, beim Conquest am rechten Tubus. Der Nullpunkt am Dioptrieausgleich ist beim Trinovid korrekt, beim Conquest leicht zum Plus hin verschoben; der Dioptrieausgleich beim Trinovid läuft auf eine Seite deutlich leichter als auf die andere, was etwas irritiert.
3. Themenkreis Optik
Beide Gläser zeigen leichte Vignettierung bei der Schrägaufsicht auf die Okulare. Der Bereich um die AP des Trinovid ist einwandfrei dunkel, beim Conquest sind dort kleinere helle Bereiche sichtbar, vermutlich aber unkritisch. Der Einblick beim Conquest ist aus meiner Sicht suboptimal, auch bei völlig herausgedrehten Okularmuscheln schaffe ich es (Nicht-Brillenträger) nicht, das Glas ganz an die Augenhöhle heranzuführen, ohne dass gewisse Abdunkelungen am Bildrand auftreten (ich habe mir daher beim Conquest eine spezielle Trageart angewöhnt, die den beschriebenen Effekt kompensiert), beim Trinovid ist der Einblick einwandfrei.
BILDGÜTE: beide Gläser geben ein ausgezeichnetes, helles, farbechtes Bild. Dasjenige des Conquest ist klar „kühler“, das Trinovid-Bild empfinde ich entsprechend als „wärmer“ (das liegt wohl an der doch deutlich unterschiedlichen Objektiv-Vergütung, siehe Bild). Je nach Sichtbedingungen (Helligkeit, Dunst, usw.) würde ich mal das eine, mal das andere bevorzugen, beide Bilder empfinde ich als angenehm, auch nach minutenlangem Beobachten ohne abzusetzen auf verschiedene Distanzen und mit Richtungswechseln. Ich habe bei Kontrast / Schärfe keine grossen Unterschiede feststellen können, als enorm „knackig“ würde ich das Bild bei beiden Gläsern eigentlich nicht bezeichnen, aber eine gewisse Brillanz ist beide Male gegeben (natürlich ein sehr subjektiver Eindruck), beide Gläser sind schon sehr gut. In der Freihandbeobachtung draussen erscheint mir das Trinovid eine Spur schärfer als das Conquest HD, was ev. mit dem erwähnten besseren Einblick zusammenhängen könnte, denn an der Sehtest-Tabelle drinnen (Gläser übereinander montiert auf Stativ, Verwendung Optiker-Sehtest-Tabelle, siehe Bilder) war der Unterschied nicht mehr erkennbar, da war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob nicht das Conquest einen Hauch schärfer ist. Beide Gläser weisen eine sichtbare Randunschärfe auf, die mich allerdings bei Freihandbeobachtung gar nicht und beim Stativeinsatz kaum gestört hat (Nikon und Swaro können das klar besser, aber das hat ja dann wieder andere Effekte). Auch bei Streulicht (Sonne schräg vorne knapp ausserhalb des Sehfelds umkreist, nasse Strasse im Gegenlicht) schneiden aus meiner Sicht beide Gläser etwa vergleichbar und auf gutem Niveau ab, die CA ist bei beiden im Zentrum nicht erkennbar, im Randbereich des Blickfelds aber klar sichtbar, wobei sie beim Trinovid weniger stark ausgeprägt auftrat als beim Conquest (Test am Rand von in der Sonne reflektierenden Metallkaminen). Das Sehfeld ist bei beiden fast gleich (126m zu 128m).
Beide Gläser sind im Fazit wichtige Bestandteile meiner kleinen Sammlung,
Wenn ich morgen auf eine einsame Insel verbannt würde und nur ein Fernglas von den zweien mitnehmen dürfte, wäre es das Trinovid, das mir insgesamt besser gefällt als das Conquest (aus meiner subjektiven Sicht ist also die oft gehörte Aussage, Leica müsse angesichts der Entwicklungen bei Swaro und Zeiss dringend nachbessern, wohl mehr vorausschauend in die Zukunft gemeint, und weniger für den Status quo).
Obschon ich das Trinovid vorziehe, ist mein Bericht eigentlich ein Kompliment für das Conquest, das sich aus meiner Sicht gegen das deutlich teurere Trinovid gut schlägt (auch gegen andere teurere, vergleichbar gute Gläser, siehe z.B. meinen Bericht vor ein paar Monaten über das DDoptics Pirol, das halt vom Design her nicht so attraktiv ist und nicht von einem etablierten Gross-Unternehmen vertrieben wird). Das Conquest HD stellt also, wie durch andere Berichte ja bestätigt wird, für seinen Preis schon ein sehr konkurrenzfähiges Angebot von Zeiss dar, und entsprechend darf man wohl gespannt sein auf die neuen 56er HDs ...
For whatever it’s worth.
Viele Grüsse. Pinac