Tja, wie ist das nun, Brille auf oder ab?
Gehen wir davon aus, dass 54 Antworten großenteils älterer Teilnehmer irgendwie repräsentativ sein könnten für 80 Millionen Deutsche und wir deshalb aus 27 Antworten auch kurzerhand auf "2/3 der Brillenträger" schließen können. Dass die Hälfte dieser "der" Brillenträger kurzsichtig sein dürfte, und ihre verkleinernde Brille die Fernglasauflösung etwas reduziert, zählen wir mal nicht.
Wir zählen auch nicht, dass alle Brillen mehr Störlicht einfallen lassen und so auch den Kontrast reduzieren können, oder durch eine geringere Abstützungsfläche das Gewackel erhöhen. Nach den Nachteilen von Brillen war ja auch nicht gefragt.
Was wir dagegen gerne ableiten würden, ist, die Brille möglichst aufzulassen, damit eine perfekte Astigmatismuskorrektur beste Schärfe bieten kann.
Wie sähe die aus? Wer z.B. eine Fehlkorrektur von 0,25cyl als "großen Unterschied" in der Schärfewahrnehmung erkennt, sollte konsequent sein. Da ein Astigmatismus über den Tag in ähnlicher Größenordnung schwanken kann, sollte er das durch Sehtests bei "moderierenden Profis" individuell abklären lassen. Falls erforderlich, werden sie sicher gern die entsprechenden Brillen anfertigen.
Für den Anfang könnten schon drei genügen, je eine für morgens, mittags, und abends. Später, wenn man durch Austesten den individuellen Tagesverlauf der eigenen Sehschärfe genauer herausgefunden hat, könnten es mehr werden, für noch bessere Anpassung.
Die erforderlichen Sehtestkontrollen müssten anfangs engmaschig erfolgen, damit auch kleinste Schwankungen nicht durch die Lappen gehen. Später könnte man die von Arzt und Optiker freundlich moderierten Tests von dreimal täglich auf einmal wöchentlich, dann monatlich und schließlich halbjährlich zurückfahren.
Aber Vorsicht. Mit dem Verlauf von Astigmatismus ist nicht zu spaßen. Veränderungen können auch nach sorgfältiger langjähriger Verlaufskontrolle ganz plötzlich und ohne Vorankündigung auftreten. Daher sollte man als erfahrener Brillenbeobachter prophylaktisch immer eine kleine Auswahl der bis dahin angesammelten Brillen mit sich führen... z.B. passend zur Auswahl der bis dahin angesammelten brillentauglichen Ferngläser.
Aber darf man das Umfrageergebnis überhaupt so konsequent auslegen? Oder muß man sogar noch weiter gehen, und basierend auf dieser Umfrage sogar davor warnen, die Frage "Brille auf oder ab?" von Fall zu Fall oder nach eigenem Gusto zu entscheiden, weil damit ein viel zu hohes Risiko suboptimaler Schärfewahrnehmung einherginge? Vielleicht ist dazu die Datenbasis noch ein klein wenig zu schmal.
Vielleicht aber sollten Freunde optimaler Schärfekorrektur auch ein Spur Selbstkritik üben und nicht ganz so oft an profimoderierte Sehtests denken, sondern ihren Arzt und Apotheker auch zu Risiken und Nebenwirkungen von Obsessionen fragen. Denn wer weniger optimieren muß, was natürlicherweise schwanken kann, gewinnt womöglich mehr Zeit zum Beobachten.
