Erfahrungsbericht Swarovski Habicht 7x42 in schwarzer Lederarmierung.
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Vorab:
Ich bewundere die Teilnehmer, die ein Gerät über eine Langzeitstudie betrachten und dem entsprechend detaillierte Berichte zur Verfügung stellen können und dies wohl auch in dieser Form wollen.
Ich habe für mich, bei mir festgestellt, ich benötige für einen Entscheid in der Beurteilung diese Spanne nicht. Die meist über einen Tag beobachteten Eigenschaften, bestätigten sich zumeist auch in der Zukunft. Somit kann nur der Leser für sich entscheiden, ob der Rahmen Aussagekraft meines Berichtes sein Bild umfassen kann.
Darum, dass Swarovski Habicht 7x42 ist heute eingetroffen und ich konnte bei teils bedeckten und auch offenen blauen Himmel an verschiedenen Orten, bei unterschiedlichen Beleuchtungssituationen "testen". Tagesspanne von 14:30 bis 19:30.
Zubehör:
Der Okularschutzdeckel ist gewollt zweckmäßig aber billig. Gekonnt dünner flexibler Kunststoff. Ab Augenweite 62mm passt er nicht mehr richtig, zu klein. Wenn die Augenmuscheln für Brillenträger umgeklappt sind, passt er gar nicht mehr. Zielführend geschlafen.
Die mitgelieferte Tasche, mehr Beutel, ist nett und schön. Doch wozu? Keine Polsterung, kein Schutz. Keine Halteschlaufe. Kein Schultergurt. Mehr ein Kulturbeutel für den Aufenthalt im Krankenhaus. Transportieren kann man das Glas darin, doch wenig sinnhaft.
In diesen beiden Punkten müsste m.E. nachgebessert werden und die fehlenden nicht berücksichtigten Objektivkappen des Lieferumfangs gehörten an sich zum Standard.
Der Tragegurt ist dem Design des Glases adäquat und nicht zu bemängeln. Gut so. Danke auch für ein Feuchtreinigungstuch und dem Mikrofasertuch, welches ich aus Erfahrung anderer Gläserreinigung bestens empfehlen kann, Qualität Note 1.
Haptik / Design / Materialien / Verarbeitung:
Es gibt Menschen, die halten eine erste Berührungserfahrung in Form von Streicheleinheiten einer i-Phone Displayfläche für spannend. Diesen sei mitgeteilt, gegen die freigesetzten Emotionen über die sensibilisierte Kontaktaufnahme per Fingerkuppe am Habicht ist das ein Märchen. Ein Klassiker, der hinsichtlich der Inaugenscheinnahme zu glänzen vermag. Dieses Punkt können wir aus dem merlitzschen Lastenheft streichen, mehr darf man nicht. Das Glas ist leicht, mehr als angenehm. Der Tagekomfort enorm. In die Hand konstruiert, perfekt. Ein Handschmeichler. Einhändig für das Spazierengehen, die Finger platzieren sich selbständig in den Tubenräumen der Knickbrücke, intuitiv. Ich las in diesem Forum, wenn der äußerliche Anschein eines Glases das Verlangen weckt, es an die Augen zu nehmen, dass sei die halbe Miete. Das Habicht erfüllt dies zu mehr als 200%. Im Gegenteil, man sieht es gern an und vergisst hindurch zu sehen. Die Modell,- sowie die Herstellergravuren sind subtil, nicht zu groß oder zu klein, tragen nicht auf und wirken doch edel. Untermalen das Design in exakten Proportionen. Kein Rallyefinish, zum Glück des Kitschigfeindes. Wer nun dem Glauben verfällt diese Gravuren seien per Tampondruckverfahren o.ä. aufgetragen, der irrt. Mittels Fadenzähler kann man die Lasergravur und die Basismaterialien erkennen. Perfekt weil langlebig ohne Verschleiß. Der Namenszug auf der Knickbrücke ist in der Formsprache akzentfrei . Gravuren für Dioptrien, am Mitteltrieb nah/fern und Augenweite der Knickbrücke sehr scharf und sauber ausgeführt.
Die Armierung, Belederung ist vorbildlich, auch wenn meine Anmerkung im anderen Beitrag sich bestätigt. Eine Naht am Objektivtubus sichtbar, die andere nicht. Und diese muss man sogar suchen. Aber dies ist keine Kummerstelle. Das Habichtsymbol ist im Leder perfekt eingelassen (Lupe), Stanzwerkzeuge mit Schleuderpassungen sucht man vergeblich, ebenso Klebereste oder Überstände.
In Summe hat Swarovski in den Punkten der Ãœberschrift volle Punktezahl verdient, einwandfrei.
Mechanik:
Alle Bedienelement wie Dioptrienausgleich, Knickbrücke und Mitteltrieb arbeiten einwandfrei und ohne Spiel. Dioptrienausgleich und Knickrücke verstellen sich im Betrieb nicht von allein, wenngleich ICH sie gern strammer hätte, wie immer Ansichtssache. Das Dioptrieokular darf selbstklärend nicht so schwergängig sein, dass es die Augenweite über Hebelkräfte der Knickbrücke verstellt. Kommt bei Porros vor. Der Mitteltrieb ist stramm, fast zu stramm. Ich kann nur mit meinen Finger der rechten Hand mit dem ersten Fingerglied mittig das Einstellrad belegen. Sprich mir fehlt der senkrechte Druck, um es während der Beobachtung ohne Verwackeln zu betätigen. Das macht sich also, der Dichtigkeit des Glases geschuldet, unangenehm bemerkbar. Ich denke aber, es wird mit zunehmender Zeit ein wenig leichter. Ferner könnte es m.E. breiter sein, mehr Fläche wäre von Vorteil, unterdimensioniert ist es aber nicht. (Anmerkung: Der zuvor genannte Umstand meiner kurzen Hand berechtigt also meine immer wieder erwähnte Kritik an Porros, die größer als wie hier 7x42. Ich könnte gar nicht ein z.B. 7x50 oder 10x50 mit ruhiger Hand führen. Das ist ein mehr als komfortabler Vorteil der DK-Gläser, unumstritten.)
Der Mitteltrieb hat eine von den üblichen DK Gläsern abweichende Übersetzung. Der Hub ist länger, es dauert also ein wenig bis die Schärfe ins Bild springt. Entgegenwirken könnte hier eine kleinere Übersetzung, die den o.g. Kraftaufwand über die Fokusstrecke kompensieren würde.
Die Augenmuscheln gefallen mir sehr gut. Am Rand gebördelt und somit gepufferte Auflage. Sehr gut umgesetzt, schönes angenehmes Anlagegefühl, gute Materialwahl in sauberer Verarbeitung. Auch hier also, volle Punktezahl.
Optische Eigenschaften.
Einblickverhalten:
Nervös. Zumindest, ich erwähne es vorab, gegen die Mittagszeit. Seltsamerweise nahm dieses mit fortlaufender Dämmerung ab. Die Augenmuscheln sind für MICH zu kurz. Geschätzt 3-4mm. Ich muss das Glas ein wenig aus der Augenhöhle vor, bzw. unter die Augenbraue ziehen, leicht gestützt an dieser geht es besser. Doch sehr gut ist anders. Resultierend hier heraus, einfallendes Seitenlicht in das Okular, Reflexe je nach Sonnenstand. Dazu später mehr.
Paaren Sie den Umstand Erreichbarkeit + Kraftaufwand am Mitteltrieb + Übersetzung und den Einblick, 4 Treffer in der ersten Runde. Da könnte das Handtuch aus der Ecke in den Ring fliegen.
Nachtrag 23:41 (Der Beitrag wurde zeitlich vorverfasst) Seltsamerweise kann ich die aus dem Dunkel relativ schwach gegenüberliegende beleuchtete Straße nun mit korrektem Einblick, also ohne Tages-Zwangsabstand, voll angelehnt einsehen. "Nervös" in der Tagbeobachtung, bei Dämmerung einwandfrei.
Sehfeld(Eindruck)
Ich habe ganz schön in die Röhre geschaut. Der 5. Treffer saß. Aber so ein Kampf geht bekanntlich über 12 Runden, kämpfen wir weiter.
Wenn das Sehfeld im Nahbereich mit viele Objekten gefüllt ist, scheint es größer. Im Fernbereich bei homogenen Landschaften kleiner. Das enge Feld unterstützt TÄUSCHEND die Handruhe, zu Ungunsten. Es täuscht auch im Vergleich eine 8fach V vor oder gar größer. Effekte, die interessant sind. Der SSW Eindruck ist dem des 8x20 Ultravid gleich zu setzen, gefühlt ein wenig enger. Zu Beginn meiner Beobachtungen störte und enttäuschte es. Dem Habicht war das Äußere bis an dieser Stelle nicht inne wohnend. Der Tag war noch lang.
Schärfeeindruck/Randschärfe:
Sehr sauber und definiert. Erinnerungen an Zeiss wurden wach. Mittenschärfe einwandfrei, sauber trennend und detaillierte Bildwiedergabe. Seitens der Übersetzung des MT weich einfahrend. Bezogen auf das Sehfeld gefühlte 80-85% sehr gut, Randschärfe in der terrestrischen Beobachtung nicht störend, da fließend zum Rand abnehmend, ohne Gravur, kaum wahrnehmbar. Im ersten Anschein sogar randscharfer Eindruck-KLASSE. Die Schärfentiefe ist beeindruckend und somit wird am MT nicht viel verstellt. Kompensiert also obigen Leberhaken. Der Schärfeeindruck verliert sich in keiner des Tagesverlaufes verscheidend vorgefundenen Lichtverhältnisse. *Gründe vermutend für diese Konstante weiter unten unter "Streulicht". Soeben noch am Sternenhimmel gegenübergestellt: 80-85% passen, bei super sauberer Sternenabbildung. Astroeinsatz würde ich ablehnen, Sehfeld hierfür zu klein, Schärfe wirkt dann störend. Der Mond wird sehr sauber wieder gegeben.
Verzeichnung:
M.E. das richtige auf das Sehfeld bezogene Maß gefunden. Nichts auffälliges, nichts zu beanstanden.
CA:
Mittig gefühlt 0. An Hochkontrastmotiven schwer aus zu machen. Selbst der Mond gegen den Nachthimmel, kaum sichtbare Farbfehler in der Bildmitte. Mond extern des Zentrums leicht zum Rand hin ansteigend. Abseits des Zentrums im Tageinsatz für mich unauffällig.
Der Hubschrauber des Modellflughafens im Gegenlicht, kaum Farbsäume. Wie auch der Kolkrabe gegen den blauen Himmel oder die Spatelente, Reiherente im Wasser der Ruhe. Hier und da ein Hauch von Saum extern der Mitte aber man muss schon darauf achten, ihn suchen. Autofarben, Gartenblüten, Wiesengrün,.......... sehr satt neutral. Demnach unauffällig und sorgenfrei. Die Farben sind für mich mehr als natürlich, ich empfinde sie als augenscheinlich.
Kontrast:
Da komme ich auf die Reiherente (Männchen) zurück. Die Sonne 16:00 Uhr im Rücken, Reflexe auf der Wasseroberfläche. Wunderbare Zeichnung und scharfe harte Wiedergabe des SW. Das Auge wie ein Swarovskistein :) Für mich in Paarung mit der.....
Transmission:
........ die Kombination ohne Worte. Das Glas ist taghell und ohne für mich feststellbare Eintrübung. Eine Transparenz wie ich sie in dieser Form selten gesehen habe. Weiß ist weiß. Kein Nebel oder Schleiereindruck. Im Vergleich zum Ultravid 8x32 würde ich in allen Disziplinen dem Habicht mehr @#$%& Points vergeben. Die Transmission, seine Züchtung, geht hier nicht auf Kosten der Farben. Papiertest absolut Papierfarbe. Doch die.......
Streulichtunterdrückung (Gegenlichtverhalten)*:
..... scheint bei diesem Glas einzigartig zu ein? 14:30 bei recht hohen Sonnenstand in Richtung Waldrand über Großfeldwiese, keine Schleier, keine Reflexe. Das Bild nahm KEINEN nachweisbaren situationsbedingten Kontrastverlust an. Die Schärfe/Kontrast/Farbe und Helligkeit blieb der Gegenlichtsituation angemessen perfekt. Durch den Faktor der Annäherung sogar steigender besserer Bildeindruck. Seltsam, andere in meinen Besitz befindliche Gläser bekommen hier leichte, wenn auch nicht störend, Probleme. Später im Tagesverlauf die Sonne auf 15-20° trotzt das Habicht der Streulicht/Reflex-Provokation mit überdurchschnittlichen Werten. Bin schwer verunsichert. Vll. mal hier und da ein kleines Aufblitzen von Ringschleier, aber alle Vergewaltigungen scheiterten mehr oder minder an der Unterdrückungsfähigkeit. Verblüffend !!!!!
Oben genanntes Konstantverhalten der Schärfe (und auch den anderen Disziplienen) führe ich auf die außergewöhnliche Streulichtunterdrückung zurück. Und an ihr lässt sich erkennen, wie wichtig ihre Auslegung ist. Ein für die Gesamtleistung eines FG wichtiger Faktor, weil sich in alle Richtungen auswirkend.
Reflexe:
Okularseitig durch den für mich zwingend für den Einblick erforderlichen Augenmuschelabstand nicht störend, aber in Erscheinung tretend. Seitenlichtmuscheln würden diese auslöschen. Sonstige dieser Störenfriede, je nach Einfallswinkel konnte ich nicht verzeichnen.
7 zu 5. Der Gegner Abgelehnt hat verloren.
Für 680 Euro bekommt man ein Röhrenglas mit in der Summenbetrachtung hervorragend abgestimmten optischen Parametern, die eine Akzeptanz des Sehfeldes erforderlich macht.
Ich muss nicht damit leben, aber aus zuvor genannten Pluspunkten will ich. Denn mit am Tag fortlaufender Nutzung fiel das SSW nicht mehr ins Gewicht. Weil durch das, was am Ende des Tunnels zu sehen war, die Negation immer mehr an Gewicht verloren hat. Ein Klassiker, der wenn ein SSW 60° im Datenblatt verzeichnen würde, alle Debatten für ein neues Porro verstummen ließe.
Ich hoffe, ich war nicht zu ausschweifend und konnte hilfreiche Informationen bereit stellen.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.04.13 00:10.