Hallo Daniel -
der 701 ist der bereits erwähnte Neiger, der führt dein Spektiv zum Objekt. Drunter befindet sich das Stativ, welches natürlich wackeln, zittern oder mit der ganzen Chose obenauf auch umkippen kann; besonders bei zu leichten oder instabilen Stativen ist diese Gefahr gegeben: ich hatte auch mal auf einem ausgezogenen Gitzo der 1er-Serie einen 80er Astro-Refraktor mit Zoom drauf. Ist irgendwann prompt umgekippt mitsamt Muschelbruch im Objektiv und Umkehrprisma (kann man aber trotzdem noch gut durchgucken …)
Es ist also immer die Gesamtkombination aus Stabilität, Höhe und Gewicht obenaufi, welches den Gebrauchswert bestimmt.
Wenn der 701er das Budget übersteigt, ok - dann gibt es für ca. 80€ den 128er, der kann das auch gut. Ist jedoch m.E. für ein 80er schon grenzwertig. Allerdings wird er quasi seit Generationen von Spektivguckern benutzt und ich hatte ihn auch selber als ersten Neiger. Wenn das Spektiv incl. Okular einigermaßen ausbalanciert ist, geht es auch. Ob einem das reicht oder ein mehr oder weniger auffallendes Ungleichgewicht bei der praktischen Anwendung doch stört, muss man dann eben sehen. Wie schon erwähnt, hat der Orni-Kumpel sein Swaro seit Jahren auf einem völlig unzreichenden Unterbau - scheint für ihn ok zu sein.
Das Stativ auf dem zweiten amazon-Link (der erste geht nicht) ist das XPROB mit abklappbarer Mittelsäule: die braucht's nur beim Fotografieren. Auch wenn die für einen attraktiven Preis angeboten wird, ist dies kein Mehrwert: Mittelsäulen per se und abklappbare noch mehr sind nur wieder eine Instabilitätsquelle. Also braucht man diese Feature für's Vogelgucken überhaupt nicht - eine einfach ausziehbare reicht da. Besser ist noch gar keine. Fliegen aber die Raufussbussarde über einem, bin ich auch dankbar für die Ausziehmöglichkeit.
Immerhin bist du jetzt schon bei Markenstativen angelangt und da kann man mit einem manfrotto erst mal nichts verkehrt machen. Ich gab bereits zu beachten, dass die Mindesthöhe mit voll eingefahrener Mittelsäule und voll ausgezogenen Stativbeinen (bitte nur 3) erwähnenswert ist. Zumindest ich finde es praktisch, wenn ich mal schnell aufbauen muss, einfach alle Beine ganz auszuziehen, zu klemmen (geht natürlich mit Drehverschlüssen noch'n Tacken einfacher) und dann zu gucken. Wer's gemächlicher angehen will (und das ist bei der Mehrzahl der Spektivbeobachtungen der Fall) und ausgezogen über die ideale Einblickshöhe kommt, macht sich an die Stativbeine eine Markierung, klemmt das unterste Bein da und gut ist - das muss jeder selbst wissen.
Manfrotto 055 ist schon gut, einfache Version reicht eigentlich aber die Variante mit den zwei Schaumstoffgriffen ist anwenderfreundlicher, weil sonst zu kalt und auch haptisch schöner. Ich hab bereits in meinen Vorreden dieses Modell erwähnt, dazu einen 128er und gut - das macht etwa 200 Euronen, ist aber schon eine runde Sache für ein 80er mit etwas mehr als 1,5kg. Die Hebelkräfte sind nicht zu unterschätzen: ein 80er entspricht von den Abmessungen und dem Gewicht roundabout einem mindestens 400er Foto-Objektiv: da rät selbst der Edelhersteller Gitzo mindestens zur 3er oder gar 5er Reihe - aus meiner Erfahrung mit dem 3530 und dem 85er Zeiss kann ich das bestätigen. Und wie schon erwähnt: ein 80er mit Labberstativ ist eigentlich völlig unbrauchbar bei V von 20 - 60x.
Mach Nägel mit Köpfen, ess trocken Brot und keine Schokolade - aber kauf 'nen gescheiten Unterbau für dein Spektiv. Das mit der Zeit die eine oder andere Komponente ausgetauscht wird, bringt die Anwendung mit sich. Da hat eben jeder seine eigenen Präferenzen: dem einen kann's nicht stabil genug sein (z.B. Berlebach-Holzstativ und einen Neiger der 1,5kg Klasse (501HDV) - damit bis an den See fahren, aufbauen und nuuur noch schwenken. Man vergisst dabei den ganzen Unterbau und auch die Optik, konzentriert sich nur noch auf's Bild. Der andere stellt ein und geht erstmal Kaffee trinken, bis sich das Bild wieder beruhigt hat - das ist alles möglich und meist findet man sich irgendwo zwischen diesen Extremen. Was auch wieder einen gewissen Realitätssinn bezeugt …
schöne Beobachtungen wünscht
Manfred