"Heute muß ohne Gewichtszunahme die Transmission von 75 auf 95% steigen, das Bildfeld auf mindestens 60° bei Brilleneignung, das Glas muß schlank und wasserdicht sein und darf keine störende Reflexe zeigen, ein schneller aber bitteschön ruckelfreier Mitteltrieb auch noch bis in den Extremnahbereich muß her und zu allem Überdruß der geplagten Konstrukteure ein ordentlicher Durchgriff. Die Quadratur des Zirkels ..."
Das haben Sie genau getroffen. In der Premiumklasse treffen wir zunehmend auf ueberzuechtete (und entsprechend teure) Superfernglaeser, die moeglichst alles koennen sollen, und das in einer kompakten und leichten Bauform. Kein Wunder, dass es zu unerwuenschten Komplikationen kommt.
Mein Vorschlag an die Hersteller ist daher: Mehr Diversifizierung wagen, mehr Modelle, die weniger koennen, in ihrem Anwendungsbereich aber top sind. Die koennten dann auch erheblich billiger ausfallen, weil man nicht immer ein riesiges Buendel von Anspruechen erfuellen muss.
Ein Beispiel: Allein wenn man auf den Nahbereich < 4m verzichten koennte, dann braeuchte man viel weniger Fokussierhub (der Loewenanteil des Hubs tritt im extremen Nahbereich auf), was die gesamte Konstrunktion erheblich entspannen wuerde (Fokussierlinsen mit weniger Brechkraft, daher weniger Aberrationen zu kontrollieren, daher bessere Leistung im Fernbereich bei weniger Aufwand).
Was wird nicht alles in diese Superglaeser gesteckt, das eigentlich nur von einem kleinen Anteil der Benutzer auch gebraucht wird. Ein Astronom koennte sogar auf ein ganzes Buendel von Funktionen, die heute von einem Premiumglas erwartet (oder soll ich sagen: von der Werbelyrik als unverzichtbar suggeriert) werden, verzichten, und dabei sogar noch eine bessere Abbildung fuer seinen "Unendlich" Bereich erhalten. Wo soll dieser Astronom seine Premiumoptik beziehen, wenn die Premiumhersteller nur noch Glaeser mit 2m Nahbereich und superschnellen (und ungenauen) Mitteltrieben konstruieren?
Viele Gruesse,
Holger Merlitz