Hallo matthias,
zuerst zum technischen (leichter zu beantwortenden) Teil:
Meine Vorgangsweise beim Digiskopieren (von statischen Zielen, bei mir Nester): Stativ nur 1 bis 1,5 Bein ausfahren, nach dem Ausrichten am Stativkopf alles fest anziehen (die seitliche und die Höhenverstellung), Mittelsäule natürlich nicht verwenden. Dann manuell scharfstellen und Motiv über das Kameradisplay beobachten (der Sucher der G1 ist zu vergessen) und dann per Drahtauslöser die Fotos einzeln schießen (wenn geht RAW + jpeg parallel). Dabei berühre ich Spektiv+Stativ+Kamera NICHT. Wenn sich die Vögel im Nest (stark) bewegen oder ab-/anfliegen verwende ich die Serienbildfunktion (meist aber mit anderen Einstellungen von Belichtungszeit und Blende). Den Stabilisator schalte ich meist aus, große Unterschiede zwischen An und Aus konnte ich nicht feststellen. Da gibt es andere limitierende Faktoren für Unschärfe. Bei gutem Licht hab ich mit ISO 200 und 1/250 so schon relativ scharfe Fotos gemacht (siehe Bilder im Astrooptik-forum). [
www.juelich-bonn.com]
Zum Thema Greifvögelhorste fotografieren:
Als Naturschützer muss man auf größte Schonung bedacht sein. In ihrem Fall (Nest 20m neben Weg) müssen Sie selbst einscheiden, wie weit Sie gehen. Das dort übliche Verhalten (Vorbeigehende, Radfahrer etc.) sind die Vögel wohl gewöhnt. Wenn Sie aber in geringer Entfernung ihre Ausrüstung aufbauen, ist das sicher eine Störung. Wenn Sie aber einen genügend großen Abstand (mind. 50 -100m) einhalten und nur 5 bis 10 min fotografieren, könnte es die Vögel nicht stören. Aus der Ferne ist eine Empfehlung aber schwierig. Manche Tiere sind schon so an den Menschen gewöhnt, die haben kein Problem damit, andere Paare sind störungsempfindlicher. Die Beispielfotos sind von einem Paar, das 100 - 150m neben einem vielbefahrenen Radweg brütet. Die sind relativ tolerant gegenüber ÜBLICHEM menschlichen Verhalten. Alles für die Tiere außergewöhnliche wird aber als Störung empfunden. Ich hab einmal in 300m mein Spektiv gut sichtbar im Feld aufgebaut. Das war dem Altvogel nicht geheuer und er ist vom Mast aufgeflogen. Andererseits am Radweg in 100m stehenbleiben und zwei Minuten mit dem Fernglas beobachten macht nichts, weil das machen Radfahrer öfters.
Wichtig ist auch, wie stark gefähdet die Art ist. Seeadler in Ö sind z.B. höchstgefährdet. Bei Mäusebussard oder Sperber hätte ich weniger Bedenken.
Dann kommt es acu daruf an WOFÜR Sie die Fotos machen. Als Dokumentation im Zuge von Monitoringprogrammen oder einer Diplomarbeit oder nur "zum Spass" oder für kommerzielle Zwecke. In letzteren Fällen hab ich wenig Verständnis dafür. Die rechtlichen Aspekte in D kann ich nicht beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass mutwilliges Beunruhigen von geschützen Arten besonders am Nest verboten ist.
lG JC_4
p.s. meine Fotos hab ich im Rahmen eines wissenschaftlichen Monitorings gemacht. Es handelt sich um einen F. cherrug.