Was Sie meinen, ist wiederum nicht die "Auslöseverzögerung" ("AV"), sondern die durch die automatische Fokussierung "verlorne" Zeit, vulgum "AF-Zeit" (besser wäre "AF-Dauer") genannt; das gab es schon VOR der AF-Zeit und natürlich VOR der Digitalzeit.
Es ist die Zeitspanne, die von der eigentlichen, früher fast immer mechanischen "Auslösung" - also Betätigung des Auslösers, genauer gesagt ab dem "point-of-non-return" - bis zur Öffnung des Verschlusses verstrich, genauer bis zum Zeitpunkt, wo der erste Verschlußvorhang (bzw. die Lamellen bei Zentralverschlüssen) vollkommen offen ist.
Man hat sich für diese Eigenschaft erst dann interessiert, als, vor allem durch die Spiegelreflexkameras (SLRs), diese AV immer länger und länger wurde.
Die Leica M war zwar schnell (unter 50 ms) aber es war nicht die schnellste Kamera, weil der Vorhang lang war (mindestens 36mm) und besonders langsam (dafür sehr leise). Die Halbformat-Leica 72 hatte eine kürzere AV, aber die Z-Verschlusskameras waren noch schneller (natürlich nicht die SLRs mit Z-Verschluss). Im KB-Format müssen diese unzähligen Contessas, Vitos und Retinas zu den schnellsten zählen. Schlitzverschlusskameras kamen weit dahinter, und noch einen Sprung Richtung Langsamkeit wurde durch die SLRs erreicht, weil da noch der Spiegel hochgehen mußte und die Blende geschlossen. Die Leicaflex war besonders langsam, den Vogel aber schoss die sog. RTS ("Real-Time-System") von Contax, die auch noch mit dem besonders lahmen elektromagnetischen Auslöser behaftet war.
DANN kam das AF-System, das natürlich den gesamten Vorgang nochmals verzögerte, aber da war es nicht die Kamera an sich, die schuld war, sondern das AF-System.
Dabei darf man nie vergessen, daß man ohne AF halt irgendwie auch scharfstellen muß, und zwar entweder mit Schätzen, Messen und Übertragen, oder, in den meisten "modernen" Kameras, mit gekuppeltem Entfernungsmesser (wie bei der Leica M) oder, bei SLRs, mit der Mattscheibe, sei es "subjektiv" mit dem Mattscheibenbild, oder "objektiv" mit Stigmometer ("Schnittbild") o.ä.
Die AF-Systeme sind immer schneller und genauer geworden, fordern aber meistens noch ihr nicht zu vernachlässigenden Tribut. Einige Kameras sind da schneller, sei es, daß sie nur ein (lichtstarkes) Objektiv fester Brennweite haben, oder ein sonst leistungsfähigeres System, da kenne ich mich nicht so gut aus, weiss aber, daß lange und/oder lichtschwache Objektive vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen und kontrastschwachen Motiven ihre Schwierigkeiten haben.
In einem Test letztes Jahr wurden die AF-Geschwindigkeiten gemessen, die beste SLR war eine Canon FF mit einer relativ hohen Trefferquote (unter den gegebenen Bedingungen nahezu 50%), aber die beste überhaupt war die Panasonic Lumix ("4/3"-Format) mit 90% "Erfolg" und der kürzesten Zeit. Eine Olympus 4/3 war auch sehr gut.
Interessant wäre eine "kompakte" Digicam mit abschaltbarem AF, sicher gibt es welche, dann könnte die AV tatsächlich sehr kurz sein, vorausgesetzt, der Auslöser ist mechanisch und nicht elektomagnetisch.
Bifokal