Holger Merlitz schrieb:
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> Ich sehe die Gefahr,
> dass das Streben nach der perfekten Optik zu einem
> Selbstzweck wird, dass man am eigentlichen
> Beobachtungsalltag vorbei produziert, und dadurch
> nur noch ueberteure Monster schafft, die keinem
> anderen Zweck dienen als der Protzerei ihrer
> Besitzer. Ist diese Auffassung zu provokativ?
Ich habe für mich, nachdem ich mir einige Gläser der letzten Generation (Swarovision, Nikon EDG) angeschaut habe, entschieden, sie nicht zu kaufen, da der Preis für mich nicht den Mehrwert (im Sinne eines größeren "Seherlebnisses") rechtfertigt.
Vielleicht bin ich bei Ferngläsern nicht so kritisch wie manche anderen hier, aber ich habe nicht den Eindruck, als würde ich mit einem dieser neuen Gläser "mehr" sehen als z.B. mit meinem alten Zeiss Victory 10x40 oder auch mit meinem Nikon 10x42 SE. Ich bin sogar mit dem Bild des Hensoldt Fero-D16 (mit Laserfiltern und Strichplatte) noch so zufrieden, dass ich mit dem Glas beobachten kann, ohne mich zu ärgern. Sollte ich mir heute ein neues 10faches Glas kaufen, würde es das Zeiss FL, das mir vom Bild her gefällt und das ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis hat.
Für mich liegt das größte Verbesserungspotential heute bei stabilisierten Gläsern; ein nicht zu schweres, stabilisiertes 10x40 mit einer vernünftigen Abbildungsleistung und einem gegenüber den Canongläsern verbesserten Stabilisator würde ich mir sehr genau ansehen. Der Sprung von einem konventionellen Fernglas zu einem stabilisierten ist, was das Erkennen von Details angeht, so groß, dass es sich - für mich, wohlgemerkt - eher lohnen würde als z.B. ein Swarovision oder ein EDG.
Bei Spektiven sieht es anders aus. Bei Spektiven ist meiner Ansicht nach noch deutlich mehr Luft nach oben, sowohl was die Abbildungsleistung als auch was die Ergonomie angeht. Das neue Vario von Zeiss z.B. ist nach meinem ersten Eindruck ein deutlicher Fortschritt. Ich bin durchaus bereit, noch einmal viel Geld zu investieren für ein Spektiv, dass - bei vergleichbarem Gewicht! - deutlich besser ist als mein Nikon EDIII, da das größere Gesichtsfeld der modernen Varios im Feld einen echten Unterschied ausmacht, vorausgesetzt natürlich, die Abbildungsleistung stimmt insgesamt, besonders bei der maximalen Vergrößerung. Allerdings muss auch der Rest dann stimmen, vor allem die Robustheit und Zuverlässigkeit.
Von daher werde ich noch etwas abwarten, obwohl ich das überarbeitete Zeiss Diascope schon recht interessant finde. Erstens hoffe ich, dass sich bei Spektiven in den nächsten Jahren noch etwas tut, zweitens bin ich mit meinem Nikon immer noch recht zufrieden, und drittens habe mir bei Spektiven als "early adopter" schon einmal die Finger verbrannt.
Hans