Heute ist das Sonderheft auf Umwegen in Indien eingetroffen. Über die Fehler wurde schon ausführlich geschrieben und wie mir scheint war nur Herr Schmolke zufrieden, obwohl doch die Transmissionsdaten seinem Beitrag vom Frühjahr widersprechen, egal, Hauptsache gewonnen?
Die Redakteure haben die Messarbeiten von den Labors der Hersteller durchführen lassen. Warum dann Ungereimtheiten nicht aufgefallen sind und warum diese mit keinem Wort erwähnt werden, bleibt mir schleierhaft.
Wenn man ein Produkt testet und dieses Produkt weicht erheblich vom erwarteten Wert ab, dann sollte ein erfahrener Tester hinterfragen, woran das den liegen könnte. Nehmen wir als Beispiel das Kowa XD 10,5x44.
Die mangelhafte Transmission wird nicht näher untersucht. Wer sich für Optik interessiert, speziell für Ferngläser, der hat doch mitbekommen, auf welchem Niveau die Vergütungen sind und er weiß auch, dass 10% Differenz zu den besten Modellen so erheblich ist, dass man nachfragen sollte, z.B. beim Hersteller. 10% Transmissionsdifferenz sind die letzten 25 Jahre Fernglasentwicklung!
Noch mehr stört mich aber, dass dem Testexemplar mechanische Mängel bescheinigt wurden, die im besten Fall eine behebbarer Fehler an
einem Fernglas, im schlechtesten Fall und leicht nachprüfbar ein Grund zur massiven Abwertung wären, nämlich dann, wenn ein nachgeprüftes 2. Exemplar die gleichen Mängel aufweisen würde. Jeder seriöse Tester wird kein fehlerhaftes Produkt testen, sondern sich bemühen, ein anderes Exemplar zu prüfen. Mängel im Dioptrienausgleich, Fokussierdifferenzen zwischen den beiden Tuben? Warum wird denn da nicht nachgehakt?
Merlitz, Schön und andere haben schon auf die Ungereimtheiten bei den Sehfelder hingewiesen, das sollte einem kompetenten Testredakteur eigentlich auffallen und wenn nicht, dann sollte er sich um fachkundigen Rat bzw. Interpretationshilfe bemühen, z.B. von den Auftragnehmern, die die Messungen durchgeführt haben.
Noch ein Wort zu diesem Sonderheft. Druck+Papier sind auf ordentlichem Niveau, aber der Inhalt ist dürftig. Der Test soll die Käufer anlocken, dann gibt es noch ein paar Lapalien zu großen Ferngläsern von UO, der große Rest der Seiten dient der reinen Produktwerbung. Wer soll denn nach diesem Test noch einmal ein solches Heft kaufen?
Trotzdem habe ich die Werbe- pardon Neuheitenseiten einmal durchgeblättert. Meine Mutter bekommt einmal pro Woche eine kostenlose Lokalzeitung ähnlicher Machart. Zwei-drei belanglose Beiträge und die Termine der Müllabfuhr liefern den Rahmen für viele Seiten voller Werbung. Das Papier ist schlechter, läßt sich aber leichter kompostieren, der Inhalt ist banal, vergleichbar mit diesem Sonderheft.
Ich werde nie mehr auf ein interstellarum hereinfallen.
Gunnar