Lieber Herr Schön und lieber Herr Merlitz,
Ich möchte Ihnen beiden an dieser Stelle mal ganz allgemein dafür danken, daß sie Ihr Wissen mit so viel Hingabe an die Forengemeinschaft weitergeben. Ich habe den Eindruck, daß sie beide vollkommen von Ihren Modellen zur Erklärung des Globus/Zylindereffektes überzeugt sind und daß hier keiner versucht, sein eigenes Modell wider besseres Wissens zu verteidigen. Ich halte deshalb auch persöhnliche Angriffe für fehl am Platz, selbst wenn ein Modell Fehler enthalten sollte.
Herr Schön, sie baten um Rückmeldung von "normalen" interessierten Forumsteilnehmern, ich will es versuchen:
Soweit ich es verstehe, haben beide Modelle einen anderen Ansatz und auch ein etwas unterschiedliches Ziel und sind somit eigentlich schwer vergleichend zu bewerten.
Herr Schön, Sie beschreiben das unterschiedliche Bild, oder besser den unterschiedlichen Film, der am augseitigen Ende des Fernglases entsteht, wenn man
1. ein Fernglas ohne Vergrößerung (in diesem Falle braucht man eigentlich kein Fernglas) und
2. ein Fernglas mit der Vergrößerung X schwenkt.
Sie sagen, beim Schwenken entsteht durch die Verlangsamung der Verschiebegeschwindigkeiten der Bildpunkte zu den Rändern hin immer ein Zylindereffekt, bei Vergrößerung 1 ein anderer als bei Vergrößerung X.
Das Ausmaß des Zylindereffektes läßt sich berechnen und optisch durch Verzeichnung auf das Ausmaß bei Vergrößerung 1 korrigieren.
Jetzt erst kommt der Mensch ins Spiel:
Der Außmaß des Zylindereffektes bei Vergrößerung 1 wird als normal empfunden, weil so nach der Geburt erlernt.
Das Ausmaß des Zylindereffektes bei Vergrößerung X wird nicht als normal empfunden, weil nicht so wie erlernt und deshalb wird er für uns sichtbar.
Unser Gehirn weiß nicht so recht was etwas mit dem Zylindereffekt anzufangen und arbeitet ihn, verleitet durch das kreisrunde Bild zum Globuseffekt um. Das was genau in unserer Wahrnehmung passiert ist für Ihr Ziel, die notwendige Verzeichnung zu berechnen, um den Zylindereffekt auf das Ausmaß bei Vergrößerung 1 zu rechnen, nicht relevant. Das Auge bekommt das gewohnte Ausmaß an Zylindereffekt und nimmt ihn dann nicht wahr.
Wenn ich das so ungefähr richtig verstanden habe, ist das ist in der Tat einfach und ich glaube daran, daß es funktioniert.
Herr Merlitz`, ich habe Ihre vollständige Beschreibung nicht gelesen, aber so wie ich es aus dem hier im Forum veröffentlichen entnehme, ist ihr Ansatz von Beginn an das Bild, das sich in der Wahrnehmung ergibt und sie versuchen auch all das aufzuschlüsseln und einzubeziehen, was sich bei der menschlichen Verarbeitung des Gesehenen abspielt. Daß sie damit den Faktor Mensch in Ihre Gleichungen einbeziehen müssen, macht alles natürlich viel komplizierter. Wenn es aber möglich ist, würde ich einen Vorteil darin sehen, daß Sie damit eine sich für eine genauere Berechnung der kleinsten notwendigen Verzeichnung günstig auswirkende Toleranz des "menschlichen Systhems" mit einbeziehen können. Ich meine damit, daß eine gewisse Abweichung von dem vom Auge erwarteten Zylinder/Globuseffekt bestimmt toleriert wird, bevor das "Normalbild" verworfen ist. So würden ihre Berechnungen dann die absolut notwendige minimale Verzeichnung liefern, damit der Zylinder/Globuseffektes gerade so nicht als solcher empfunden wird. Eine möglichst geringe Verzeichnung ist ja auch erstrebenswert.
Ein Urteil über Ihre Forschung kann ich mir nicht erlauben, aber ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Grüße
R.K.