Mit einem echten Digitalfernglas meine ich ein Fernglas, das sein Bild ueber einen Sensor (hinter dem Objektiv) aufnimmt und auf einem kleinen LCD ("life view") Monitor vor dem Okular ausgibt. Vorteile:
1. Keine Prismen mehr noetig, was Kosten und Gewicht spart. Kollimation erfolgt direkt am Monitor.
2. Bildstabilisierung ist dabei, voll elektronisch und ohne bewegliche mechanische Teile.
3. Gute Eigenschaften bei schlechten Lichtverhaeltnissen. Man braucht keine schweren 7x50 Kloetze mehr in der Daemmerung.
4. Natuerlich kann man auch Fotos und Videos aufnehmen.
5. Weitwinkel ist kein Problem - die Prismen, normalerweise der begrenzende Faktor beim maximalen Sehwinkel, sind ja weg. Man erhaelt kompakte und leichte Weitwinkelfernglaeser.
6. Digital Zoom - beschraenkt durch die Aufloesung des Sensors, aber 2-3x duerfte kein Problem sein und reicht voellig aus bei Handfernglaesern. Zoom Okulare mit all ihren Nachteilen sind nicht mehr noetig.
7. Die Verzeichnung laesst sich elektronisch manipulieren. Betrachtet man Architektur, will man ein verzeichnungsfreies Bild, beim Pferderennen braucht man eine leichte kissenfoermige Verzeichnung wegen des Globuseffekts, die in der Astronomie noch staerker sein kann. Digitale Fernglaeser werden verschiedene voreingestellte "Beobachtungsmodi" haben, aehnlich wie digitale Kameras.
Die groesste Herausforderung duerfte in der Konstruktion eines ausreichend guten "life view" Monitors liegen. Meine Vorhersage: Solche Fernglaeser tauchen in 3 Jahren auf, und in weniger als 10 Jahren werden sie zu einer ernsthaften Konkurrenz fuer die konventionellen Premiumglaeser. Ist das realistisch?
Viele Gruesse,
Holger Merlitz