Viel Leute schämen sich, zuzugeben, daß sie so ein Plastikteil wie die Canon IS überhaupt besitzen. Zittern ist unmännlich, es hat was vom Endstadium. Das spielt garantiert eine Rolle.
Ausser Canon hat noch keine Firma versucht, Stabigläser für den großen Markt zu produzieren. Das Zeiss und die schwerern Fujinon wenden sich an Minderheiten, überheblich Profis genannt. Ob Profis diese Dinger kaufen, kann man nicht beurteilen, es ist aber eine Ausrede, weil man es nicht schafft, mehr Kunden für seine teuren Produkte zu gewinnen.
Canon hat sich für mein Gefühl immer noch nicht entschieden, ob Ferngläser fürs Unternehmen wichtig sind oder nicht. Sowas merken die Händler und auch ein Teil der wachen Kunden, dann merkt es auch die Firma am Umsatz, ein Teufelskreis. Ich vermute einmal, daß Canon die wesentlichen Patente hält, sowas kommt erschwerend hinzu.
Wie wir beim Thema Canon 10x42 lesen konnten, ist es nicht ganz einfach, lichtstarke Ferngläser mit Stabitechnik auszurüsten. Canon hat es jedenfalls vorgezogen, klammheimlich die nutzbare Öffnung zu beschneiden, obwohl ihnen klar sein mußte, daß die Walter Schöns dieser Welt ihnen auf die Schliche kommen.
Faßt man zusammen, dann bleiben einige Handikaps, die der Verbreitung im Weg stehen.
Dieses Forum engagierter Liebhaber und Fernglasverrückter besteht übewiegend aus Leuten, die seid Jahrzehnten mit Optik versorgt sind und die längst entschieden haben, welche Vergrößerung sie wirklich brauchen. Für 7-8fach braucht man kein Stabi, 10x und höher meidet man, wenn es mit der Handruhe nachläßt. Wenn man dann doch auf die hohen Vergrößerungen angewiesen ist, dann nimmt man sich ein Spektiv.
Versuchen Sie einmal, bei einbrechender Dämmerung mit einer digitalen Kompaktkamera zu beobachten. Nehmen Sie die Kamera als Beobachtungsinstrument und betrachten Sie das Bild auf dem Display.
Was fällt auf?
Hell, sogar noch farbig, wenn das Auge kaum noch Farbe sieht. Das Display könnte besser sein, das wird aber kommen.
Geben Sie der Displayentwicklung noch 3-4 Runden, dann sehen Sie die ferne Zukunft der Ferngläser. Zuerst Mono, später auch Bino.
Bildaufhellung und Stabilisierung sind heute schon gelöst, es hapert nur an guten Displays, aber das kommt.
Das wissen natürlich auch die Hersteller, da wird die kommende, große Schlacht geschlagen, vielleicht mit neuen Herausforderern. Warum soll man da als klamme Leica Camera AG viel Geld für eine Stabilisierung ausgeben, eine Art Zwischenlösung für wenige Jahre.
Denken sie mal darüber nach.
Gert Dohmen