Ich bin also heute mal in den Park. Die alten Leute haben den Kopf geschüttelt, zum Glück hat keiner um Hilfe gerufen.
Es gibt da ein Rasenstück mit losem Buschbestand. Optimal um einmal die Tiefenstaffelung auszuprobieren. Vom Gefühl her war es mit dem Porroglas etwas besser, aber da waren ja noch die verschiedenen Vergrößerungen.
Ich habe dann noch ein 8x30 Minoltaglas aufgetan, Porro mit Hartplastikring um die Okulare, damit gar kein Zweifel über die Brillenuntauglichkeit aufkommt.
Bei gleicher 8-facher Vergrößerung habe ich mal Entfernungen durchgespielt.
Im Bereich von cirka 10-50 Metern, empfinde ich den 3D-Effekt besonders gut. Mit einer Allee konnte ich zwar nicht aufwarten, aber bei geschickter Plazierung ergibt sich eine schöne Tiefenstaffelung. Wer die Wahl hat, sollte hier ein Porroglas nehmen, er sieht einfach "natürlicher".
Ich habe dann eine Stelle gefunden, immer noch frisch gemähter, kurzer Rasen, da lagen an die 20 Enten im Gras, die ich mit beiden Gläsern aus wechselnden Entfernungen ins Visier nahm.
Bei der Ente geht es um die Frage, runder Hals, runde Brust oder sehe ich ein aufgestelltes zweidimensionales Foto.
Im Bereich von cirka 5-10 Metern würde ich mich mit dem 3D des APEX Pro zufrieden geben, denn auf kurze Entfernung strengt das Porro an, bis 30 Meter eventuell sogar bis 50 Meter ist das Porro klar besser, dann läßt der Vorteil langsam nach. Spätestens ab 70-80 Metern ist es den Entenhälsen egal, womit sie beobachtet werden, sie werden platt.
Jetzt wollte ich es dann genau wissen. Ich bin ins Haus und habe mir eine Stück weisse Pappe an ein kurzes Holz genagelt. Beide Seiten der Pappe habe ich mit senkrechten Strichen versehen, Strichstärke cirka 5 mm, Strichlänge etwa 10 Zentimeter.
Die Pappe und die Ferngläser und zurück in den Park. Wenn der Porroeffekt exakt zu bestimmen ist, dann sollte diese Methode funktionieren.
Erster Versuch, Abstand 5 Meter.
Sieht man Striche?
Mit bloßem Auge? Keine Spur!
Mit dem Dachkant? Nur mit Einbildung, also nein.
Mit dem Porro? Da fallen einem die schielenden Augen fast aus dem Kopf, aber man erkennt die Striche.
Zweiter Versuch, Abstand 8 Meter, nur mit dem Porro. Es wird eng.
So schnell gibt ein Heimwerker nicht auf. Im Keller habe ich dann eine keilförmige Konstruktion gebastelt, um dem Auge etwas mehr entgegen zu kommen.
Mit der Spitze nach vorne, der hintere Stumpf etwa 3 Zentimeter dick.
Dann die nächste Runde, wieder 5 Meter.
Dem Auge hilft es nicht.
Dem Dachkant hilft es eigentlich auch nicht wirklich.
Aber das Porro kann die leichte Entschärfung gut verarbeiten.
Dann auf 8 Meter, die schafft das Porro noch gut.
Erst ab 12 Metern gibt sich das Porro geschlagen, immerhin scheinen die paar Zentimeter Stereobasis unserem Auge gut zu gefallen.
Mit meinem Mitteln würde ich den Vorteil der verbreiterten Stereobasis auf einen Bereich zwischen 15 und maximal 50 Meter bewerten. Bitte bei der Kritik beachten, dass das kleine Porro nur 38 mm mehr Stereobasis aufzuweisen hat. Dann ist das Ergebnis doch nicht schlecht.
Auf Entfernungen über 50 Meter läßt der Vorteil rasch nach. Auf Entfernungen unter 8 Meter wird das Beobachten dann anstrengend.
Den Rentnern haben meine Kunststücke gefallen. Sie haben sich sicher gefragt, was der verrückte Kerl macht, aber besser jedenfalls als immer nur Enten fett füttern.
Man müßte den Versuch mit einer größeren Stereobasis wiederholen. Das Dachkantglas sollte aber die gleichen Dimmensionen haben, um weitere Einflüsse zu verhindern.
Ortwin Neuber