Nein, nicht Sie hatte ich damit gemeint. Es tauchen aber immer wieder hier und in anderen Foren und insbesondere bei A.de Porro-Fanatiker auf, die nur Porro gelten lassen und die Vorteile von Dachkantgläsern einfach ignorieren oder gar als Nachteile darstellen wollen. Dazu zwei Beispiele:
1. Wenn das Dachkantglas statt nur z.B. bis 8 m gar auf 2,5 m naheinstellbar ist, was doch eindeutig ein großer Vorteil bei der Naturbeobachtung ist, wied dies nicht als solcher Vorteil anerkannt, sondern mit der unqualifizierten Bemerkung niedergebügelt, daß das Fernglas ein Fern- und kein Nahglas sei.
2. Wenn das Dachkantglas Zentralfokussierung und das Porroglas Einzelokularfokussierung hat (was nicht immer der Fall ist), wird auch hier zum Zweck der Umkehrung eines Vorteils des Dachkantglases zu einem vermeintlichen Nachteil gesagt, daß sich beim Porroglas die Dioptrienkorrektur erübrige, die man beim Porroglas vornehmen müsse. Das ist natürlich ein totaler Quatsch, denn beim Dachkantglas stellt man nur einmal die Dioptrienkorektur ein (solange kein anderer Benutzer sie für sich verstellt) und fokussiert dann je nach Motiventfernung ruck-zuck für ein scharfes Bild, während der Benutzer eines Fernglases mit Einzelokularfokussierung nach jeder Entfernungsänderung an zwei Stellen nachfokussieren muß, also quasi jedesmal aufs neue die Dioptrenkorrektur einstellen muß.
So ein Argumentieren der auf Porro und Einzelokularfokussierung fixierten (und möglicherweise der desinformierenden Steiner-Propaganda auf den Leim gegangenen) Fanatiker ist eine plumpe Verdrehung der Tatsachen, und dieser wollte ich ganz pauschal und ohne Blick auf irgendwelche bestimmte Personen entgegentreten.
Ich weiß sehr wohl, daß jede der beiden Bauarten ihre spezifischen Vor- und Nachteile hat, die je nach Anwendung die Präferenz in die eine oder die andere Richtig gehen lassen können. Ich besitzte selbst zwar mehr Dachkant- als Porroferngläser, aber auch von letzteren eine ganze Reihe sehr guter Exemplare, und auch ich weiß z.B. die relativ plastische Bildwinkung mit mittleren Entfernungsbereich bis ca. 100 m durchaus zu schätzen. Ferner anerkenne ich natürlich, daß ein Porrofernglas für erheblich weniger Geld schon in vergleichbarer Bildgüte (Schärfe, Kontrast, Farbsaumkorrektur, Sehfeldgröße, Bildfeldebnung, Reflex- und Streulichtunterdrückung, Transmission und Farbtreue) gebaut werden kann – oder umgekehrt ausgedrückt, ein vergleichbar gutes Dachkantglas viel teurer sein muß – und somit für alle, die nicht z.B. über 1000 Euro ausgeben wollen oder können, das Porroglas eine interessante Alternative darstellt, wenn man mit der weiteren Nahgrenze, dem größeren, sperrigeren Volumen leben und mit seinen individuellen Händen auch mit der anderen Fernglasform gut zurechtkommt (es gibt auch Leute, die behaupten, daß Ihnen die Porroform sogar besser in der Hand liege, was ich zwar nicht nachvollziehen kann, aber ohne Widerspruch gelten lassen will).
Ich bin kein Gegener von Porrogläsern, sehe aber für meine Anwendung und für die der meisten Naturfreunde mehr oder größere Vorteile bei den Dachkantgläsern, wobei ich nur die wirklichen Spitzenprodukte betrachte. Nähme man Dachkantgläser z.B. der 200-Euro-Klasse dazu, sähe es wieder anders aus.
Walter E. Schön