Die Verlinkung zum Slevogt Papier war falsch, hier die korrekte Adresse:
www.akoehler.de/basics/Verzeichnung/document007.pdf
Da ich jetzt wieder etwas Zeit habe, moechte ich noch kurz einige Stellen aus Sonnefeld's Arbeit zitieren. Sie beziehen sich auf Deine Aussage:
Zitat W.E. Schoen:
"Im Gegenteil ist genau die Tangentenbedingung die Beschreibung für eine verzeichnungsfreie Abbildung., die sich dadurch auszeichnet, daß gerade Linien (= Linien, die von Ort des Betrachters gerade erscheinen, also mit dem als Punkt gedachten Ort des Betrachters in einer Ebene liegen) auch im Bild gerade Linien bleiben."
Hier zu schreibt Sonnefeld von seinen Experimenten:
S. 98, rechte Spalte, oben:
"Ich liess etwa 50 Beobachter ohne jede Ruecksicht auf ihre Augenfehler
beobachten und stellte fest, dass die ueberwaeltigende Mehrheit der
Beobachter, und namentlich der kompetenten, einwandfrei bestaetigten,
dass sie die Bilder des Fernrohres mit erfuellter Winkelbedingung
nahezu voellig verzeichnungsfrei faenden, waehrend sie bei dem Fernrohr
mit erfuellter Tangentenbedingung einwandfrei tonnenfoermige Verzeichnung feststellten."
Ferner: Seite 99, linke Spalte, unten:
"Schon etwas vorher hatte ich hierzu einen Parallelversuch an einer Verantlupe durchgefuehrt. Es war mir naemlich aus frueheren Versuchen erinnerlich, dass die Verantlupen nach v. Rohr, obwohl sie streng auf die Tangensbedingung korrigiert waren, doch deutlich tonnenfoermig verzeichneten."
Was Sonnefeld hier beschreibt, ist eine Abweichung von der angeblich verzeichnungsfreien Abbildung der Tangentenbedingung. Die Ursache dafuer muss mit der Abbildungseigenschaft des Auges zu tun haben, da die Tangentenbedingung bei der Kamera in der Tat verzeichnungsfrei ist.
Sonnefeld versucht vergeblich, die "ideale" Verzeichnung fuer die subjektive Wahrnehmung zu finden, denn auch nach der Winkelbedingung korrigierte Optiken zeigten ihm eine (diesmal) kissenfoermige Verzeichnung.
Ich glaube, diesen Sachverhalt verstanden und geklaert zu haben. Durch Trennung von Bild- und Winkelraum kann ich zeigen, dass die Tangentenbedingung tonnenfoermig verzeichnet, wie Sonnefeld beobachtet hat, das Bild dennoch (dem rollenden Auge) unverzeichnet erscheint, waehrend im Falle der Winkelbedingung das Bild als Ganzes unverzeichnet ist, dem rollenden Auge aber dennoch kissenfoermige Verzeichnung auffaellt. Damit kann ich auch zeigen, dass eine ideale Korrektur nicht existieren kann, solange man ein Rollen des Auges zulaesst. So gesehen ist mein Modell in der Lage, die von Sonnefeld beschriebenen Probleme und auch den Globuseffekt aufzuklaeren.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz