Hallo Holger,
Deinen Überlegungen stimme ich vollkommen zu, Du hast entscheidende sinnesphysiologische Zusammenhänge über einen physikalisch-mathematischem Weg gefunden und präzise beschrieben. Finde ich Klasse! Ich hatte mir einiges vor Monaten mangels mathematisch physikalischem Rüstzeug auf einfacherem Niveau zurechtzulegen versucht, anhand der schönen Zeichnung von Cobos, auf die Du hier hingewiesen hattest. Wenn man sie ein bisschen erweitert und uminterpretiert, kann man damit einige Aspekte des Globuseffekts etwas weniger abstrakt und direkt geometrisch veranschaulichen, wie ich glaube. Wenn ich Zeit und Lust finde, werde ich diesen einfachen geometrischen Annäherungsversuch mal präsentieren, ich vermute, dass z.B. Deine Simulationen mit einer daraus vielleicht entnommenen Ergänzung realistischer aussähen, bin mir aber nicht sicher. Ich hatte mir damals grob intuitiv vorgestellt und auch hier geschrieben, dass im ruhenden Fernglasbild unter Tangentenbedingung eine unmerkliche randstauchende Verzeichnung vorliegen dürfte. Damit wäre ein statischer Anteil des Globuseffekts sozusagen schon unbemerkt vorgebildet, so dass zum vollen dynamischen Globuseffekt dann noch die Änderungen der Winkelgeschwindigkeiten dazu kommen würden. Ich war mir dabei nicht restlos sicher und umso mehr freut es mich, dass Dein und Herr Schöns Einspruch (sinngemäß "kann nicht sein, im ruhenden Glas existiert kein Globuseffekt") nun von Deinen weitreichenden und überlegenen Vorstellungen aufgehoben werden konnte.
Man kann den Globus-Effekt m. E. auch als ein weiteren experimentellen Befund dafür nehmen, dass der vom Menschen wahrgenommene Raum keine euklidisch flache Geometrie, sondern die eines hyperbolischen Paraboloids (Sattelfläche) hat. Es hat in der Vergangenheit Versuche gegeben herauszufinden, nach welcher dieser beiden Geometrien das Gehirn operiert und es gab mehrheitlich Befunde für hyperbolisch, aber auch einige für euklidisch. Neuesten Vorstellungen zur Folge kann das Gehirn vermutlich seine Axiomatik variabel anpassen, und je nach Anforderung mal die eine, mal die andere Geometrie anwenden. Auch das könnte erklären, weshalb manche Menschen den Globuseffekt störend empfinden, und andere nicht.
Da Herr Schön darauf hinweist, dass er nicht nur in Sachen Globuseffekt zuviel aus seinem kommenden Buch ausplaudern möchte, und auch keine Anregungen der Gegenseite aus dem Forum aufnehmen wird, weil er die Zusammenhänge besser kennt, hält ihn die Debatte hoffentlich nicht von der baldigen Veröffentlichung seines Buches ab, die sich sonst hinauszögerte. Sobald er seine Standpunkte veröffentlicht hat, kann man ja sehen, wie er die Dinge sieht. Ohne ihn verärgern zu wollen würde ich vermuten: zweidimensional euklidisch flach.
Dreidimensional hyperbolisch gekrümmte Grüsse und Danke Holger, für Deine erhellenden Beiträge!
7-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.04.09 07:15.