1. Zitat: „Als zufriedener Besitzer des o.g. Swifts möchte ich einen wichtigen Punkt korrigieren. Ich kann mit meiner Brille das komplette Bildfeld übersehen, was ich beim Swarovski 8,5 x42 nicht kann. Warum kritteln Sie bitte am Swift herum und beim Swaroski nicht?“ Ende des Zitats.
Wenn Sie meinen sehr kurzen Kommentar zum Swift Audubon ED 8,5x44 überprüfen, werden Sie feststellen, daß auch ich (Brillenträger mit ca. -5 dpt) bei diesem Fernglas das volle Sehfeld überblicken konnte, dazu aber das Fernglas nicht locker an die Brillengläser anlegen konnte, sondern es etwas dagegen drücken mußte, so daß sich die Brillengläser (durch leichtes Verformen der Brillenfassung) ein wenig zu meinen Augen hin verschoben. Es mag sein, daß Sie kleinere Brillengläser tragen, Ihr Nasenrücken etwas flacher als meiner ist und/oder Ihre Augen weniger tief liegen. Es ist bekannt, daß das Einblickverhalten nicht für alle Beobachter identisch ist und es sich daher grundsätzlich empfiehlt, diese Eigenschaft eines Fernglases selbst an der eigenen Anatomie und Brille zu überprüfen. Da ich das alles aber weiß und auch genügend Erfahrung mit anderen Brillenträgern habe, kann ich relativ gut abschätzen, wie ich meine Aussagen zum Einblickverhalten formulieren muß, damit sie – soweit das möglich ist – als Anhaltswert für andere gelten können. Ich habe daher nichts an meiner Aussage zu „korrigieren“.
Nun gibt es die Möglichkeit der Messung des Austrittspupillen-Längsabstandes, der ein objektives Maß darstellt und viel (aber nicht alles, weil auch noch Parameter wie die Pupillenaberrationen und der Durchmesser der Kontaktfläche der Augenmuschel mit dem Brillenglas eine Rolle spielen) über die Überblickbarkeit des Sehfeldes aussagt. Ich habe deshalb diesen AP-Längsabstand soeben für dieses Swift und das von Ihnen zum Vergleich genannte Swarovski EL 8,5x42 nachgemessen:
Swift Audubon ED 8,5x44:
AP-Längsabstand ab Auflagefläche = 12,8 mm, Auflageflächen-Ø = 43,2 mm
Swarovski EL 8,5x42:
AP-Längsabstand ab Auflagefläche = mind. ca. 14,8 mm*, Auflageflächen-Ø = 38,5 mm
Wie Sie sehen, bietet das Swarovski EL 8,5x42 mindestens 2 mm mehr AP-Längsabstand als das Swift, und die Auflagenfläche der Gummi-Augenmuschel hat einen um fast 5 mm kleineren Durchmesser. Beides ermöglicht ein leichteres Überblicken des Sehfelds, so daß Ihre Aussage nicht richtig sein kann. Sie müßten beim Swarovski EL 8,5x42 auf jeden Fall erst recht das volle Sehfeld überblicken können, wenn Ihnen das sogar mit dem Swift Audubon ED 8,5x44 möglich ist, wobei es beim Swarovski für ein optimales Einblickverhalten eventuell zweckmäßig sein kann, die Augenmuscheln geringfügig (ca. um 2 mm) herauszudrehen.
* Dieser Wert ist ein Mindestwert, weil ich an meinem Swarovski EL 8,5x42 die originalen Gummiaugenmuscheln entfernt und Butler-Creek-Okularschutzdeckel zum Aufklappen montiert habe, die in geöffnetem Zustand mindestens ca. 1,5 mm auftragen. Ich habe daher den AP-Längsabstand an meinem EL 8,5x42 mit Butler-Creek-Deckeln ab deren Auflagekante gemessen (13,3 mm) und dann die 1,5 mm addiert, um die diese Deckel mindestens gegenüber den originalen Augenmuscheln auftragen. Möglicherweise ist der AP-Längsabstand ab Augenmuschel-Auflagefläche sogar noch ein bißchen größer als hier von mir angegeben.
Von Ihrer angeblichen Korrektur bleibt also nichts Substantielles übrig.
2. Zitat: „Ich verstehe auch überhaupt nicht, was Sie an dem tollen Nahbereich auszusetzen haben. Wenn es zu anstrengend wird, dann kann man immer noch durch 1 Okular beobachten. Soll das ein Nachteil sein?“ Ende des Zitats.
Auch hier müssen Sie meinen Text richtig lesen. Ich hatte nirgendwo geschrieben, daß die ungewöhnlich kurze Nahgrenze von 3,08 m ein Nachteil sei. Ich habe nur geschrieben, daß man sie binokular nicht sinnvoll nutzen kann, damit niemand die vermeintlich tolle Nahbeobachtungsmöglichkeit, die der von Dachkantferngläsern vermeintlich schon recht nahe kommt, zu positiv sieht. Sie können, weil Sie dieses Fernglas selbst besitzen, ja selbst überprüfen, wie anstrengend es ist und wie wenig sich die beiden Sehfelder von linkem und rechtem Auge überlappen, wenn Sie diese Nahgrenze praktisch nutzen. Die Tatsache, daß Sie selbst schreiben, daß man dann ja noch monokular beobachten kann, zeigt mir, daß Sie sich dieser Tatsache wohl bewußt sind.
Auch dieser Kritikpunkt ist daher völlig unberechtigt.
3. Zitat: „Mich würde mal wirklich interessieren, wie ihre Bewertung ausfallen wird, wenn auf dem Audobon statt Swift, Nikon stehen würde.” Ende des Zitats.
Ganz klare und kurze Antwort: Meine Bewertung wäre genauso ausgefallen.
4. Zitat: „Sie sind ein bekannter Mann, sie sollten die Tragweite einer Abwertung bedenken. Swift ist gerade dabei, sich auf dem deutschen Markt zu behaupten und peng, bekommen sie eins vor den Latz.” Ende des Zitats.
Ich habe zu keinem Fernglashersteller irgendwelche Beziehungen und mit keinem Streitigkeiten, die mich veranlassen könnten, ein positiveres oder negativeres Urteil abzugeben, also sich allein aus rein sachlichen Gründen aus meinen Prüfungen ergibt. Ich versuche in keinem Falle, jemandem einen Vorteil zu verschaffen oder umgekehrt, wie Sie es ausdrücken, „eins vor den Latz“ zu knallen. Ich war im Fotosektor als Fachjournalist immer dafür bekannt, absolut neutral und unbestechlich zu sein und niemanden unfair zu behandeln. Darum bemühe ich mich auch, seit ich mich ausgiebig mit Ferngläsern befasse, und ich wüßte nicht, wo ich bisher gegen dieses mir sehr wichtige Prinzip der Neutralität und Objektivität verstoßen hätte. Bitte bedenken Sie, daß zur Objektivität auch gehört, negative Eigenschaften klar beim Namen zu nennen und nicht zu verschweigen oder schönzureden.
5. Zitat: „Das wird vielen Fernglasfreunden nicht gefallen, die ein Swift Audobon besitzen und mit der Qualität super zufrieden sind.“ Ende des Zitats.
Das kann sein, ist aber für mich kein Grund, mein Urteil zu verfälschen. Bekanntlich gefällt es fast niemandem, wenn ein Produkt, zu dessen Kauf man sich entschlossen hat, in einem Test oder Bericht Kritik erfährt. Leider reagiert dem Mensch oft zu empfindlich auf Kritik, weil er diese Kritik fälschlich auf sich selbst bezieht, obwohl sie nicht auf ihn, sondern auf das Produkt gemünzt war (mit dem sich der Besitzer leider oft zu stark identifiziert).
Walter E. Schön