Das Umfeld eines beobachteten Objekts, z.B. eines Rehs, ist die Umgebung in freier Natur. Das Sehfeld dagegen ist derjenige aus der Perspektive des Fernglasbeobachters daraus kreisförmig gesehene Ausschnitt im Fernglas.
Also bedeutet eine kissenförmige Verzeichnung nur, daß sich das im Fernglas beobachtbare kreisförmige Sehfeld etwas aufweitet,
nicht weil man über den sonst (= ohne kissenförmige Verzeichnung) den Blickwinkel begrenzenden Rand hinweg noch mehr Umgebung („Umfeld“) um das Reh herum sieht,
sondern nur dasselbe Umfeld wie ohne Verzeichnung am Rand etwas stärker vergrößert wird. Stellen Sie sich vor, daß das Bild auf einer elastischen Folie aufgemalt wäre, die man zur Simulierung der kissenförmigen Verzeichnung nur im Randbereich etwas mehr dehnte. Das ist bei einer Gummifolie so nicht möglich, weil die sich bei einer Zugspannung über die volle Fläche hinweg gleichmäßig dehnte. Aber wenn man auf die Gummifolie einen Metallring mit z.B. halbem Durchmesser des kreisförmigen Bildes aufklebte, dann den äußeren Teil des Gummituchs durch Spannen etwas dehnte und dann einen weiteren Metallring mit z.B. 60% des Bildkreisdurchmessers konzentrisch auf die gespannte Folie klebte, nach dem Aushärten des Klebers den darüber hinausragenden Teil des Gummituchs nochmals stärker spannte und in diesem Zustand wieder einen Metallring mit einem Durchmesser von z.B. 70% der Bilddurchmessers aufklebte usw., dann käme man der Wirkung nahe. Die Vergrößerung würde sich hier zwar von Ring zu Ring stufenweise statt kontinuierlich erhöhen, aber sie würde auch von innen nach außen sukzessive größer. Das Ergebnis wäre ein insgesamt größerer Durchmesser des Bildes (= ein größerer scheinbarer Sehwinkel bzw. im Fernglas ein größeres Sehfeld), aber ohne daß auf dem Bild am Rand mehr Umgebung hinzugekommen wäre, als man auch schon auf dem nicht gedehnten Gummituch (= ohne kissenförmige Verzeichnung) gesehen hat.
Ist jetzt klar, warum die kissenförmige Verzeichnung das Sehfeld „aufbläht“, ohne daß man mehr Umfeld sieht?
Walter E. Schön