Ich besitze dieses von Herrn Schön empfohlene Glas seit 6 Jahren.
Die rein mechanische und damit batterieunabhängige Stabilisierung funktioniert hervorragend, das Bild ist sehr brilliant.
Ein Einbeinstativ halte ich für nicht erforderlich (und genau das war der Grund für mich, dieses Glas zu wählen, weil ich darüber hinaus auch über die 85`er Zeiss Diascope mit Gerad- und Schrägeinblick verfüge, die im Einsatz mindestens ein Einbeinstativ erfordern).
Das 20x60 S Mono bringt bei Einsatz der Stabilisierung ein wirklich ruhiges Bild und wird dabei wie eine Videocamera gehalten (und von vielen Dritten auch für eine solche gehalten). - Das Bild "steht" dann fast ruhig und bringt eine deutlich größere Detailerkennbarkeit (auch aufgrund der Vergrößerung, aber vorrangig aufgrund der Stabilisierung) als mein 15x60 BGAT von Zeiss oder das große Duovid, das ich ebenfalls besitze.
Wo viel Licht ist, sind aber auch Schatten - und in diesem Fall einige:
Die Stabilisierung erfolgt mechanisch (man hat nie Ärger mit Batterien), ist aber dafür extrem sensibel. Zeiss liefert nicht ohne Grund eine große Ledertasche, die mit viel stoßdämpfendem Material gefüllt ist und im vergleichsweise harten Schaumstoff dem Glas einen Freiraum lässt, der sich am besten mit dem Wort "Presspassung" beschreiben lässt. Ebenso war die Garantiezeit im Vergleich zu den nicht stabilisierten Gläsern deutlich kürzer.
Wie beschrieben, halten Sie das Glas wie eine Videokamera: Die Hand wird durch einen sich auf der rechten Glas-Seite befindlichen, gut gepolsterten Gurt geschoben, die Fokussierung übernimmt der Zeige- oder Mittelfinger, die Stabilisierung der Daumen. Das funktioniert genau dann hervorragend, wenn die Hand ausreichend groß ist und der Daumen auch ausreichend Kraft hat, um die Bildstabilisierung gedrückt zu halten. Bei mir passt alles, aber meine Frau hat durchaus Probleme und muss beide Hände einsetzen (und bräuchte dann unterstützend doch das Einbein)
Deswegen nehme ich dieses Glas nur dann mit, wenn ich weiss, dass das, was ich damit beobachten möchte, genau passt. Das bedeutet, ich nehme es nicht (zusätzlich) mit in den Urlaub, transportiere es vorsichtig und nicht mit dem Fahrrad und nehme es auch nicht "auf Verdacht" mit. Wenn es aber passt, ist dieses Glas einfach toll und schafft ein völlig neues Freihand-Beobachtungserlebnis mit allen Vorteilen: geringes Gewicht, keine Stativmitnahme und ein erstklassiges Bilderlebnis auf Zeiss-Niveau - und schlägt damit dann auch das binokulare 20x60 S, das zwar den angenehmeren Bildeindruck liefert (weil binocular), sich aufgrund seines deutlich höheren Gewichts nicht für längere Freifhandbeobachtungen eignet .
Aus den vorgenannten Gründen ist ein Gebrauchtkauf mit Vorsicht zu genießen und ich würde Ihnen empfehlen, das Glas persönlich abzuholen, um es einerseits in Augenschein zu nehmen und zu prüfen, andererseits aber auch, um das Gerät nicht dem Transportrisiko auszusetzen und um somit sich dann nicht bei einem Schaden, den Sie nach einem Postversand feststellen, in einer Endlosspirale nach der Suche der Antwort auf die Frage, ob das Glas beim Transport beschädigt wurde, vorher bereits einen Defekt hatte, oder ob die Transportverpackung unzureichend stoßgedämpft gewesen ist, wiederzufinden.
Einen eventuell vorhandenen Fall- oder Vorschaden, der noch nicht zu einem vollständigen Ausfall der kardanischen Aufhängung der Bildstabilisierung geführt hat, können Sie dann zwar nicht aussschließen. Sie können sich aber ein Bild von dem Vorbesitzer machen, der in diesem Fall wirklich einen "pingeligen" Eindruck machen muss. Bei Stoß oder Schlagspuren am Gehäuse würde ich von einem Kauf Abstand nehmen.
Ausserdem hätten Sie Gelegenheit zu pürfen, ob Sie das Glas einhändig-freihändig halten und dabei die Bildstabiliserung gedrückt halten können - denn nur dann macht die Investition wirklich Sinn.
