1. Daß „rattenscharf“ im Duden steht, besagt nicht viel. Im Duden stehen noch ganz andere Ausdrücke, die hier zu zitieren der Anstand verbietet. Die Eingliederung eines Wortes in den Duden dient nur zur Dokumentation einer bestimmten Schreibweise und je nach Fall evtl. auch einiger grammatischer oder anderer sprachlicher Regeln (z.B. Genus, Deklination, Konjugation, Angabe passender Präpositionen usw.). Sie sagt nichts oder nur in Ausnahmefällen sehr wenig über die „sprachliche Qualität“ aus. Außerdem halte ich es bei jemandem, der sich keine Gedanken darüber gemacht hat, ob er das Sprachgefühl anderer beleidigt (und erst recht, wenn er dies sogar als Provokation absichtlich getan haben sollte), für durchaus zumutbar, ihn mit einer Parodie auf die Schippe zu nehmen. Wenn Sie mich zu tadeln für richtig halten, während Sie dem Anlaßgeber gar nichts sagen, sondern ihn sogar verteidigen, dann habe ich in Ihren Augen wohl die schlimmere Verfehlung begangen. Damit hätten wir wieder ein typisches Beispiel einer (hoffentlich nur gedankenlosen) Werteverdrehung durch Höherstellen des Täterschutzes über den Opferschutz. Nicht besser wäre es, wenn Sie sich in der Rolle des Moralapostels gefielen oder hier eine gute Gelegenheit sähen, mir mal widersprechen zu können, was bei fachlicher Auseinandersetzung sicher nicht ganz so einfach möglich wäre.
2. Ich verstehe es nicht, daß Sie jetzt hier auch noch als Hüter der Höflichkeit auftreten und damit die ganze eigentlich harmlose Angelegenheit noch um ein weiteres Schlachtfeld ausweiten und anheizen. Immerhin werfen Sie mir (und anderen Forumsteilnehmern) indirekt vor, daß ich die Höflichkeitsregeln durch Weglassen einer Anrede und eines Grußes verletze, wogegen ich mich wehren muß:
3. Zur Anrede und Grußfloskel (ja, ich sage bewußt „-floskel“) hatte ich mich schon früher geäußert. Ich wiederhole daher sinngemäß, daß ich beides hier (im Gegensatz zur persönlichen Begegnung) für überflüssig halte und es mir machmal sogar lächerlich vorkommt. Nämlich dann, wenn z.B. innerhalb kurzer Zeit Antworten derselben Beteiligten mehrfach aufeinanderfolgen. Das kommt mir dann vor wie in der Geschichte, die man sich kurz nach dem letzten Krieg erzählte: Einem an einer Ruinenstraße vorbeigehenden Mann fällt auf, daß die Arbeiter, die dort wegen fehlender Baumaschinen eine Kette bildeten, um Ziegelsteine von Hand zu Hand weiterzureichen, ein ständiges Murmeln von sich geben. Er tritt daher näher, um zu hören, was sie einander bei der Ziegelübergabe sagen: „Bitteschön, Herr Doktor“ - „Dankeschön, Herr Professor“ - „Bitteschön, Herr Direktor“ - „Dankeschön, Herr Oberamtsrat“ - und so weiter. Ähnlich lächerlich käme mir hier eine verpflichtende Anrede- und Gruß-Routine vor.
Davon abgesehen halte ich, wie auch schon gesagt, ein „Hallo“ nicht für einen Gruß. Ebensowenig wäre ein „Tach“ oder „Hi“ oder „Moin“ ein Gruß. Bei „Hallo“ denke ich an „Hallo, hört mich jemand?“ oder „Hallo, wer da?“ oder „Hallo, Sie da, passen Sie gefälligst besser auf!“. Die anderen genannten, als Gruß mißverstandenen Buchstabenansammlungen sind üble Verstümmelungen oder Anglizismen und somit bestenfalls eine Farce.
Ein echter Gruß wie z.B. „guten Morgen“ erscheint mir für ein Forum ungeeignet, weil der Zeitpunkt, zu dem der Gruß ausgesprochen wurde und paßte, ein ganz anderer sein kann als der, zu dem er gelesen wird, etwa am Abend. Ein Gruß wie „grüß Gott“ wird in Süddeutschland verstanden, erscheint aber manchem Norddeutschen als komisch, wie umgekehrt ein „moin, moin“ zwar einem Ostfriesen als Gruß erscheint, aber einem Süddeutschen in der Regel unverständlich bleibt. Also „guten Tag“ als neutraler Gruß? Gilt das auch bei Nacht? Immerhin haben viele Leser und Schreiber dieses Forums nur außerhalb der Arbeit und darum oftmals erst nachts Zeit, um hier im Forum zu lesen oder zu schreiben.
Allen, die so großen Wert auf den Gruß legen, sage ich hiermit ein für alle Mal ein herzliches bayrisches „Grüß Gott“, das sie sich bitte künftig immer zu Beginn meiner Beiträge als geschrieben denken mögen. Und Ihnen, sehr geehrter Herr Müller, sowie auch Herrn Andreas Werner, der mich hier vorgestern wegen fehlenden Grußes rügte, sage ich heute ausnahmsweise mal
viele Grüße, tschüss-tschüss, ciao, servus, ade, adios und valete
als Ihr Ihnen immer wohlgesonnener Walter E. Schön