Ich will nicht über das richtige grammatische Geschlecht von "Proposal" mit Ihnen streiten, sondern nur einige Anmerkungen machen. Soll man ein fremdes Wort in deutscher Umgebung nach den fremden oder den deutschen Regeln deklinieren oder konjugieren, und welches grammatische Geschlecht soll es haben? Sprachmischmasch hat leider außer einer keine allgemeingültigen Regeln. Diese eine Regel lautet: Solcher Mischmasch ist zu vermeiden.
Das mittlerweile in die deutsche Sprache aufgenommene Wort „eMail“ oder „E-Mail“ (erstere Schreibweise u.a. von mir benutzt, letztere nach aktuellem Duden) beispielsweise steht für „elektronische Post“ und wird daher meist, auch von mir, als grammatisch feminin behandelt wie „die Post“, von vielen Schreibern aber, wie ebenfalls vom Duden zugelassen, als Neutrum in Anlehnung ans Englische. Dort heißt der Artikel zwar immer „the“, woraus allein sich noch nichts ableiten läßt, aber das zugehörige Pronomen „it“ ist eindeutig sächlich.
Auf „Proposal“ = „Vorschlag“ angewandt, müßte es analog zu „der Vorschlag“ dann auch „der Proposal“ heißen, wie ich es geschrieben hatte. Dachten Sie vielleicht an „das Angebot“, was ja „Proposal“ in anderem Zusammenhang auch bedeuten könnte?
Nicht so eindeutig ist es mit der Mehrzahl von „Activity“. Nach englischer Regel muß die Mehrzahl „Activities“ lauten. Beim ebenfalls aus dem Englischen übernommenen „Baby“ wird im Englischen entsprechend „Babies“ geschrieben, im Deutschen aber „Babys“. Ebenso wird auch bei „Lady“ verfahren. Es gibt aber auch viele Fremdwörter, bei denen anders dekliniert wird, als von Ihnen behauptet, nämlich z.B. bei „Addendum“, „Agendum“, „Atlas“ oder „Visum“. Da heißt die Mehrzahl keineswegs „Addendums“, „Agendums“, „Atlasse“ oder „Visums“, sondern „Addenda“, „Agenda“, „Atlanten“ oder „Visa“ (was u.a. unser Ex-Außenminister auch für die Einzahl hält!). Allerdings hat sich der aktuelle Schlechtschreib-Duden z.B. beim „Globus“ schon der Masse der Ungebildeten und der Medienpräsenz der TV-Moderatoren gebeugt und läßt neben „Globen“ bereits „Globusse“ zu. Er wird wohl auch bald „winken“ im Perfekt nicht mehr als „gewinkt“, sondern nach Sabine Christiansen als „gewunken“ konjugieren. Der Duden ist, seit das Kultusminister-„Kompetenzteam“ im Bunde mit den an Umsatzsteigerung interessierten Kaufleuten der Lexikon-, Wörterbuch- und Schulbuchverlage („neue Bücher braucht das Land“) in die deutsche Sprachregelung eingegriffen haben, auch nicht mehr das, was er einmal war.
Ich sehe, da Sprachmischmasch eben keine Sprache ist, sondern Murks, keine eindeutige Regel, ob in solcher gemischter Umgebung, die ohnehin gegen alle Regeln verstößt, „Activities“ oder „Activitys“ geschrieben werden müßte. Nebenbei: Dann müßte man sich eigentlich auch noch über die Groß- oder Kleinschreibung Gedanken machen!
Wenn man grundsätzlich, wie Sie es offenbar tun, die Wörter aus der Fremdsprache nach deutschen Regeln beugt, kommt man in manchen Fällen in arge Bedrängnis. Das mittlerweile und völlig überflüssigerweise* schon in den neuen Schlechtschreib-Duden aufgenommene Verb „downloaden“ wird dort mit dem Perfekt „downgeloadet“ angegeben. Wie macht man es dann bei „downsizen“? Habe ich „downgesizet“ oder „downgesizt“ oder „downgesized“ oder „gedownsizet“ oder „gedownsizt“ oder „gedownsized“?
*Überflüssig, da es das deutsche Wort „herunterladen“ gibt.
Sicher ist jedoch eines: Wie immer man solche Wörter in deutschen Sätzen vermantscht, es ist miserabler Stil und mit englischer ebenso wie mit deutscher Deklination oder Konjugation kein gutes Aushängeschild für den Schreiber. Daß viele (vor allem junge Leute) das gar nicht mal merken, weil ihnen jegliches Sprachgefühl fehlt, halte ich für besonders traurig.
Walter E. Schön
PS.: Im Grunde sind solche Überlegungen doch müßig. Wozu soll eine „richtige Konjugation“ oder „richtige Deklination“ für etwas ohnehin Falsches gut sein?