Ja, das ist die Crux aller Canon-Stabigläser, daß sie ziemlich erschütterungsempfindlich sind (was aber eigentlich nur für die Stabi-Mechanik und nicht zwangsläufig auch für die Wasserdichtheit gelten sollte). Die Optik ist auch bei den kleinen Modellen 10x30 IS II und 12x36 IS relativ zum Preis schon hervorragend, beim preislich hoch angesiedelten 10x42 L IS WP erst recht. Es ist bei mir nach wie vor (und trotz der falsch angegebenen Öffnung und AP-Größe) das Referenzglas. Aber wegen der mechanischen Empfindlichkeit muß man gut abwägen, ob es das geeignete Fernglas für weite Reisen, Bergtouren und ähnliche Strapazen ist. Ich würde es z.B. auf einen Regenwald- oder Wüstenexpedition nicht mitnehmen (oder höchstens zusätzlich zu einem wirklich robusten Fernglas wie z.B. dem Swaro 8,5x42 EL, um in der gleichen Größenordnung zu bleiben).
Die Wasserdichtheit selbst zu prüfen ist eine ziemlich riskante Sache. Tritt wirklich ein Schaden auf, sollte er zwar durch die Herstellergarantie gedeckt sein, aber man weiß ja nicht, ob sich der Hersteller nicht mit Ausreden wie „unsachgemäße Handhabung“, „vorsätzliche Fahrlässigkeit“ oder ähnlich um die Verantwortung drückt und man dann auf dem Schaden sitzenbleibt. Also vertraut man dem Hersteller zunächst mal und läßt es darauf ankommen, ob das Fernglas im praktischen Einsatz dicht bleibt.
Daß Ihr Lehrer von seinem Canon 10x42 L IS WP begeistert ist (oder war, weil es nach dem „Wassereinbruch“ anders geworden sein könnte), kann ich wohl verstehen. Und sicher haben auch Sie, wenn Sie vor dem Schaden Gelegenheit gehabt haben, einmal in Ruhe durchzuschauen, über die exzellente Schärfe, auch im Randbereich, und das große Sehfeld sowie den enormen Gewinn an Detailerkennbarkeit durch die Bildstabilisierung gestaunt. Größe und Gewicht sind leider der Preis dafür, den man akzeptieren muß (was aber verständlicherweise nur wenige tun). Wie hat denn Ihr Lehrer auf den Hinweis auf die zu kleine AP reagiert? Hat er nachgemessen, oder hat er es in seiner Begeisterung nicht wahrhaben wollen? Nachdem sein Vertrauen in dieses Glas oder in das Fabrikat Canon durch den Wasserschaden vermutlich stark gelitten hat, sollte es ihm leichterfallen, auch das Manko der zu kleinen AP zur Kenntnis zu nehmen.
Vielleicht können Sie mal nachfragen, wie der Kundendienst von Canon auf den Wasserschaden reagiert hat. Austausch? Reparatur? Wenn letzteres, wie lange hat es gedauert, bis das Fernglas zurückkam? Hat Canon irgendeine Erklärung dazu abgegeben, sich eventuell gar entschuldigt – oder versucht, Ihrem Lehrer die Schuld zuzuschieben? Ich denke, daß ich nicht der einzige hier im Forum bin, der an Ihrer Antwort auf diese Fragen interessiert ist.
Walter E. Schön