Hallo Herr Schön,
mir war durchaus bewusst, dass das Auge beim Blick durch das Fernglas nicht unbedingt auf Unendlich fokussiert ist. Wenn ich im Fernglas mit 10 facher Vergrößerungen einen Gegenstand in 2 m Entfernung beobachte, dann haben meine Augen einen Winkel zueinander, als ob sie diesen Gegenstand aus 20 cm. Entfernung sähen. Die Augen sind dann auch auf 20 cm Entfernung fokussiert.
Wenn ich nun nur mit einem Auge durch das Fernglas schaue, mit dem ich beidäugig den Gegenstand in 2 m Entfernung scharf wahrnehme, ist dieser Gegenstand unscharf und es kostet einige Mühe, ihn bewusst mit dem Auge zu fokussieren.
Da ich aber diesen Effekt wegen der kleinen Winkeldifferenzen als Nebensächlich für meine Betrachtung eingestuft habe, habe ich ihn bewusst nicht berücksichtigt.
Sie haben übrigens vollkommen Recht, wenn sie mich als intuitiven Menschen sehen. Ich gehe meistens von der Anschauung aus und rechne erst dann abstrakt, wenn ich anders nicht weiter komme.
Meine eigentliche (intuitive) Überlegung, die hinter meinem Schnellschuss von heute Nachmittag stand war, dass die Vergrößerung des Fernglases eine Änderung der Winkeldivergenz in gleicher Höhe verursacht. Die hätte zu der vermuteten Änderung der Bildweite geführt, wenn ich nicht übersehen hätte, dass sich ja auch der Durchmesser der Austrittspupille um denselben Faktor verringert hat.
Eine Vergrößerung des Winkels um Faktor zehn, kombiniert mit einer Verkleinerung der Basis um Faktor zehn ergibt dann eine Verkürzung der Bildweite um annähernd Faktor 10^2=100, ganz, wie sie sagten.
Gerechnet habe ich aber immer noch nicht, aber meine Erklärung liefert vielleicht eine einigermassen anschauliche Erklärung für den Sachverhalt .
Mit freundlichen Grüßen,
Jens Stolpmann