Als Sie sinngemäß schrieben, daß das Objektiv eine größere Öffnung haben müsse, um bei der Bildstabilisierung nicht zusätzlich zu vignettieren (wenn die Korrektur-Auslenkung groß ist), habe ich das leichtfertig bestätigt und sogar mit einer überschlägigen Rechnung den Wert angegeben, um den die Öffnung größer sein muß.
Leider muß ich das jetzt korrigieren. Ich war ihrer Fährte gefolgt, die von dem beim Canon 10x42 L IS WP vorliegenden Tatbestand ausgeht, daß die Öffnung des Vari-Angle-Prismas (um genau zu sein: deren vom Objektiv erzeugtes virtuelles Bild) die Eintrittspupille des Fernglases darstellt. Unter dieser Voraussetzung war das richtig. Aber diese Voraussetzung ist nicht die optisch ideale Voraussetzung, denn eigentlich müßte zur Erzielung bester Abbildungsgüte und insbesondere zur Vermeidung unerwünschter Verzeichnung nicht das virtuelle Bild einer querschnittsbegrenzenden Vari-Angle-Prisma-Offnung, sondern die Eintrittspupille des Objektivs selbst die Eintrittspupille für das Fernglassystem sein, und dann sieht es anders aus: In diesem Falle muß die Öffnung des Vari-Angle-Prismas „überdimensioniert“ sein, damit sie bei einer Auslenkung des Bildstabilisierungssystems nicht das von der Objektivöffnung zum Bild innerhalb der Sehfeldblende durchgelassene Strahlenbündel vignettiert.
Wollte Canon die versprochene Öffnung von 42 mm tatsächlich bieten, so müßte NICHT DIE OBJEKTIVÖFFNUNG größer als 42 mm sein, SONDERN DIE ÖFFNUNG DES VARI-ANGLE-PRISMAS so groß werden, daß der das Prisma passierende Kegel nicht nur bei ausgeschalteter Bildstabilisierung unvignettiert hindurchgeht, sondern auch bei stärkster Auslenkung der Zitterkorrektur (= stärkster Abknickung am VA-Prisma). Das aber hätte wohl zur Folge gehabt, daß die Bildstabilisierung träger geworden wäre und aufgrund der größeren mittleren Dicke des Vari-Angle-Prismas dessen unvermeidbare Dispersion zu möglicherweise sichtbaren Farbsäumen und zu Unschärfe geführt hätte. Ein noch höheres (als das jetzt schon enorme) Gewicht, höhere Kosten und ein höherer Stromverbrauch mit der Folge reduzierter Batterielaufzeit wären weitere unerwünschte Folgen gewesen. So ist die Entscheidung der Canon-Konstrukteure für die vorliegende Lösung wohl verständlich, nicht aber die der Marketing-Leute, bei den technischen Daten zu lügen.
Walter E. Schön