In den (mittlerweile späten) Abend ein Hallo.
Ich möchte hiermit meine Eindrücke vom Zeiss Victory SF 8x42 aufführen. Wie angekündigt, nochmals einen Anlauf auf das Swarovski 8,5x42 vs. Zeiss SF 8x42 zu starten, bin ich heute direkt nach Ankunft am Flughafen in die Stadt. Frauchen hatte für mein Vorhaben im ohnehin immer sehr engen Zeitfenster (Berufspendler) sehr viel Verständnis. Dafür auch einmal meinen lieben DANK!
[ naja, 5 Tage Florenz,........ nach so viel Schuhgeschäften darf ich ja wohl auch 2 Optikläden aufsuchen :) ]
Bei einem ortsansässigen Händler wollte ich das Swaro, welches ich schon gedanklich erworben, nochmals in der 2015 Version inspizieren, dazu das SF. Zwischenzeitlich aber im Abverkauf, blieb nur das EL und dessen Bild versuchte ich in der Zwischenablage abzulegen. Für das SF musste ich in die nächstliegende Stadt (wieder Richtung Flughafen.... oh man).
Also.
Ich möchte meinen ersten Abschnitt des "Kurztest" auf die Mechanik und das Zubehör laut Lieferumfang beschränken. Gleich wohl ich auch bereits einen (recht schnellen guten) optischen Eindruck gesammelt habe, diesen dann aber im Laufe der morgig anstehenden Samstagbeobachtung korrigiert oder verfeinert bestätigt haben möchte.
(Begutachte gerade das Glas am Jupiter und an einer in 60 Meter Entfernung stehenden Gartenlaterne)
Meine Eindrücke decken sich mit den bereits schon veröffentlichten Eindrücken einiger Forenten (Pinac und OhWeh)
Zubehör.
Das SF Zubehör ist zweckmäßig und praxisgerecht. Die Okularabdeckung passen sauber und satt, sind schnell zu demontieren und dichtschließend. Die Objektivabdeckungen mit Riemenhalterung-Schnellverschluss sind pfiffig ausgelegt und in der Slimausführung sehr gut. Sehr passgenau und im Platzregen bieten sie einen m.E. sehr dichten Schutz.
Da ich aber meist ohne diese Schutzabdeckungen unterwegs bin, lege ich auch nicht sooo viel Wert auf dessen Auslegung oder technische Raffinesse.
Die neue Feldtasche ist hinsichtlich Design und Handhabung sehr gut, feldtauglich und von guter Verarbeitung. Wär nur schön, wenn sie das Glas auch mit ein wenig Reserve aufnehmen würde, wenn die Augenmuscheln voll ausgefahren sind. In Summe aber alles sehr gelungen.
Liebe Zeiss Manager, gönnt euren Gläsern doch einmal einen wertigen Tragegurt. Der Technikwert ist gegeben, aber die Wertigkeit in Verarbeitung nicht.
Wirkt leider "günstig" um nicht das Wort billig, was auch wieder dem Gurt nicht gerecht würde, nutzen zu wollen.
Haptik, Mechanik und Verarbeitung:
Modellbezeichnung und Seriennummer an der Fernglasrück-Vorderseite sowie auch die Werte auf dem Dioptrienausgleichsrad sind mittels Fadenzähler als Gravur (in das Al Material?) identifiziert.
Bravo Zeiss, kein Tampondruck oder ähnliches.
Die
Armierung ist griffig, nicht aber so griffig wie die des Swarovski. Die SF Armierung Materialmischung ist auch weicher als jene der EL Versionen.
Vor allem aber ist sie - sorry - hässlich. Warum die teils in den Papieren oder dem erhältlichen Begleitbuch schwarz ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Nun gut, die Geschmäcker sind verschieden. Um sie ein wenig farbenfroh zu reden, sie bildet aber einen farblichen Kontrapunkt zum restlich in schwarz gehaltenen Mechanik -und Gehäusedesign.
Was aber zu bei dem mir hier vorliegenden Exemplar zu bemängeln wäre, die Armierung liegt nicht am Fernglasgehäuse dichtschließend an. Hier oder/und dort kann man bei der Handhabung die "Abstandsblasen" fühlen und auch akustisch wahr nehmen. Für mich ein NoGo!. Ich vermute, Zeiss befestigt die Armierung mit doppelseitigem Klebeband (??), erweckt bei mir zumindest diesen Eindruck. DAS kann Swarovski weitaus besser. Allgemein würde ich dem Glas in Summe aller haptisch,-und augenscheinlichen Eigenschaften nicht die Wertigkeit des Swarovski attestieren. Man darf sich auch vor Augen führen, kommen die Fingerkuppen auf der Armierung des Durchgriffs zum erliegen, ergibt sich dort doch ein fühlbarer Unterschied in der Haptik zur Armierung die mir den Handballen in Berührung kommt. Das führt nicht unmittelbar zu Irritationen, bedarf aber einer Gewöhnung.
Der objektivseitige Überstand der Armierung verleiht dem Glas eine plus Baulänge von mindestens 8-10mm. Sie dient zur Aufnahme der neu gestalteten Objektivabdeckungen, die als Stopfen und nicht als Kappen fungieren und haben den angenehmen Nebeneffekt eines Protektors. Fällt das Glas, fällt es sicher (wie ein Nutellabrot) auf die Schokoseite (Linsen).
Da können die 8-10mm Armierung einiges an Kräften auffangen. Wenn das der Vater des Gedankens war ==> Zeiss +1!
Die Spaltmaße sind akzeptabel, wenngleich auch nicht sehr zufrieden stellend und in Paarung mit der nicht dicht anliegend verbauten Armierung können einem zwar nicht sicher bestimmte Zweifel an der Dichtigkeit, aber Bedenken an den im Regenfall sich versteckten Feuchtpfützen kommen.
Die
Augenmuscheln sind aus Kunststoff, bei Swarovski aus Metall. Lassen sich wie bei diesem und vielen anderen Modellen demontieren, leicht reinigen und die Montage geht leicht von der Hand. Gut, Kunststoff vs. Metall, dann kann und darf jeder für sich die Vorliebe entscheiden lassen. Kunststoff ist leichter und irgendwo will das Gewicht,-Größenverhältnis des SF ja erklärt werden. Ferner ist die Absorption bei Stößen ohne mechanische Verformung je nach verwendeten Kunststoff besser. Somit kann der Gedanke der Auslegung zu Grunde gelegen haben, eben mechanische Einwirkungen der Hardcorebeobachtung schadlos zu überstehen. Die SF Benutzer dürfen gern die Augenmuschelelemente nach Demontage zwischen den Fingern zusammendrücken, die Flexwirkung ist recht erstaunlich. Die EL Muscheln sind aus Metall und im Falle eines "Falles" ab dann ohne Funktion.
Die Raststufen sind verbesserungswürdig. 2 weitere Zwischenstufen würden dem Komfort gut stehen. Augenseitig sind die Muscheln anliegend sehr angenehm und mit einer Pufferzone versehen. Die Rastung selbst ist gut und sicher. Das SF vor mir schleift nicht mit den Trägerhülsen der Augenmuscheln am Grundkörper. In der Rastposition haben sie kaum Spiel und positionieren hinreichend (sehr) gut. Aber auch die EL Muscheln haben trotz ihres wertigen Eindrucks ihre Mucken, bekannterweise.
Der
Dioptrienausgleich ist mit einen Anheben in Augenrichtung nach Entriegelung leicht zu bedienen und gut einstellbar. Nun, die Kombiknopftechnik anderer Hersteller gefällt mir besser, ich benötige ihn aber an sich gar nicht, noch nicht. In Nullstellung ist eine kleine Rastung zu spüren, die auch ohne Absetzen des Glases den +/- 0 Wert einzustellen erlaubt.
Die
Knickbrücke geht recht stramm, was mir wieder sehr entgegen kommt. Sie ruckelt nicht und lässt sich einwandfrei feinfühlig einstellen. Rein optisch spielt aber hier auch wieder das Swarovski seine Wirkung mit dem Wertjoker voll aus. Da ist alles ein wenig feinstimmiger, präziser wirkend ge,-und besser verarbeitet. Auch die Beschichtung (schwarz eloxiert oder pulverbeschichtet), rein optisch im Erscheinungsbild ohne Fehl und Tadel. Wie in vielen kleinen Einzelheiten, Swaro ein Stück weiter vorn.
Und nun des Users liebstes Kind......
der Mitteltrieb:
Jener in meinen Händen hat Spiel. Gefühlt 1-
max. 1,5mm. Unterschiedliche Drehrichtungskräfte sind nicht feststellbar. Auf der gesamt beiderseitig umlaufenden Rotationsstrecke kein Hakeln oder ruppiges Verhalten feststellbar. Der MT läuft an sich geschmeidig und leicht, nicht zu leicht. Ein netter sanfter Widerstand auch im Spiel lässt diesen als akzeptabel erscheinen, dennoch, es geht besser. Er stört im Einstellbereich auf die Schärfe nicht und fällt seltsamerweise auch nicht auf. Laufgeräusche stehen außen vor, wenngleich auch ein Trockenlaufgefühl als Begleiterscheinung zur Kenntnis genommen werden muss. Auf den Punkt gebracht, SF Mitteltrieb schlechter als der des HT (der des hier vorliegenden Exemplars) aber besser als jener des EL Swarovski (unmodifiziert).
Seitens der Anordnung und des Bedienkomfort, in Anbetracht der Dimensionierung aber, einfach perfekt!
Vollkommen gleichgültig wie man das Glas aufnimmt, der Mitteltrieb Bedienfinger legt sich vollkommen automatisch und wie fremdgesteuert im Selbstverständnis auf die richtige Position, ermüdungs,- und verrenkungsfrei. Genial konstruiert, meine neidlose Anerkennung.
Mit 185 mm (voll ausgefahrenen Augenmuscheln), Netto ohne Zubehör 800 Gramm (nicht geeichte gute Küchenwaage) und in Richtung Okular verlagerten Schwerpunkt liegt das Zeiss SF hervorragend ausgewogen in der Hand. In dieser Hinsicht punktet das Glas gegenüber meinem Swarovski Favoriten EL SV. Nach den ersten Eindrücken erscheint die Beobachtung ruhiger und stabilisierter, vor allem aber ermüdungsfreier.
In vielen Beiträgen hat OhWeh immer wieder einen Satz aufgeführt und (zumindest bei mir) mit ihm einen prägenden Eindruck hinterlassen:
Sinngemäß, "die Dinger müssen funktionieren"! Aus dieser Perspektive betrachtet und in Summe meiner o.a. Eindrücke ist es Zeiss endlich gelungen, oh Wunder, MIR ein Fernglas vor zu führen, welches ich mit "ein funktionierendes Werkzeug in die Hand konstruiert" bezeichnen würde.
Bei keinem Modell wie dem SF habe ich nach meinen mit Zeiss bisherig gesammelten Erfahrungen den Eindruck gewonnen, die beschränken sich eben auf Funktion, auf die dem Werkzeug angedachten und zugeschriebenen Einsatzzweck und dessen Funktion. Dieser Philosophie zu Folge, zwar immer noch entgegen der meinen, darf die Armierung eben diese Mucken aufführen, denn sie funktioniert, sie erfüllt den technischen Nutzwert. Ebenso der Mitteltrieb und wohl auch der Gurt.
Um es vorweg zu nehmen, optisch finde ich es bis jetzt hervorragend, dies dann aber Morgen etwas ausführlicher im zweiten Teil meines Beitrages.