Ein Familienmitglied nennt zurzeit ein 6x21 Fernglas, oder etwas in der Größenordnung, aus dem Souvenirshop eines Nationalparks sein Eigen und ist damit "zufrieden", weil es so schön praktisch, leicht und klein ist und es ein Durchschauen zumindest ermöglicht. Letzteres ist zumindest mein Eindruck und schön ist das Erlebnis in diesem schwammigen optischen Tunnel beileibe nicht. Also gibt's jetzt zu Weihnachten mal etwas, was sich Fernglas nennt.
Meine Wahl fiel auf das Kowa YF in der Ausführung 8x30. Alternativ, weil in der selben Preisklasse erhältlich und mit deutlich besseren optischen Kennwerten, hatte ich noch mit dem Nikon Action EX 7x35 CF geliebäugelt. Dieses ist aber größer und fast doppelt so schwer, was das K.O. für ein kleines leichtes Reiseglas wäre.
Einen umfangreichen Erfahrungsbericht spare ich mir, dazu gibt es hier im Forum schon ein paar Meinungen, wobei ich mich den negativen Punkten nur eingeschränkt anschließen kann. Gemessen an Größe/Gewicht, den optischen Eckdaten sowie dem Preis des Glases hinterlässt das Glas bei mir einen sehr guten Eindruck. Es mit einem Victory oder Swarovision oder auch einem Genesis von Kowa zu vergleichen wäre mehr als unfair.
Zusammengefasst kann ich folgendes sagen:
- Die Verarbeitung finde ich ziemlich gut; ich meine im Inneren ein paar winzige Fusseln erkennen zu können und am Logo auf der Frontseite ist seitlich etwas Kleber zu sehen, das Glas und die mit einer schönen Armierung lassen sich aber echt gut halten, besonders auch mit kleineren Händen (Frauen/Kinder); es ist eine schöner breiter Nackengurt dabei und die Tasche ist in Ordnung.
- Das Fokusrad ist der größte Lapsus des Glases; es läuft gut und schmatzt dabei etwas, vielleicht gibt es Probleme bei extremen Temperaturen, der glatte rote Korpus aber mit dem nicht fest verbundenen Gummistegen außen herum sind grauenvoll und lässt sich nicht ordentlich bedienen; den würde ich am liebsten runterschneiden und durch einen durchgängigen, geriffelten Gummibelag ersetzen.
- Der Einblick ist sehr gut; trotz 16 mm AP-Abstand fehlt mir aber mit Brille ein kleines Stück vom Rand; ohne Brille super; die Drehaugenmuscheln sind etwas hart und wirken nicht übermäßig hochwertig, erfüllen aber ihren Zweck sehr gut und lassen sich in 4 (!) Stufen feststellen.
- Der subjektive Sehwinkel von ca. 60° ist angenehm zum Beobachten und nach meiner Meinung mit einer hohen Randschärfe ausgestattet.
- Das Bild erscheint hell, scharf und farbneutral (auch nach Papiertest), wobei man den Unterschied zu HD/ED/... Gläsern wie meinem vergleichbar großem (und 4x teurerem) Kite Lynx HD schon noch deutlich sieht; ich schätze die Transmission liegt so zwischen 82-85%.
- Mit Streulicht und Reflexen kommt das Kowa YF, wie viele andere in der Größenordnung nur schwer klar; beim Extremtest in einem langen Gang mit verschiedenen Lichtquellen im und leicht außerhalb des Sehfeldes gab es reichlich Schleier im Bild und der Kontrast ging in die Knie.
Was mir beim Ausprobieren aufgefallen ist sind Geisterbilder in einem bestimmten Winkel von Lichtquellen (vgl. dazu auch das Bild "KowaYF8x30_linkerTubus_Geisterbilder.jpg"). Diese erscheinen etwa wenn ich mich mit dem linken bzw. rechten Tubus im 45° Winkel nach oben links bzw. rechts von der Lichtquelle wegbewege und erscheinen dann 90° gedreht im Bild. Da dies bei beiden Tuben gleichermaßen, nur gespiegelt, erscheint, tippe ich mal auf eine Schwachstelle bei Design des Glases und exemplarunabhängige Reflexion an einer der Prismenseiten. Was ich besonders störend finde - neben der Tatsache, dass das Verhalten überhaupt auftritt - ist, dass es erst auftritt, wenn das Original zum Geisterbild deutlich außerhalb des Blickfeldes ist. Ich kann damit leben aber ist das ein "normales" verhalten günstigerer Porrogläser oder ein Alleinstellungsmerkmal der Kowa YF? Zu Beurteilung habe ich auch mal noch ein Bild mit okular- und objektivseitigem Einblick ("KowaYF8x30_Okular-Objektivoeffnung.jpg") beigefügt.
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