Hallo,
nach vielen Jahren des Ausprobierens habe ich nunmehr eine wirklich überzeugende Kombination gefunden: Gitzo 5541 in Verbindung mit dem Profi-Neiger 3 von Linhof.
Bei den Stativen habe ich sowohl Manfrotto-Stative als auch Gitzo-Stative gehabt, es gab auch einen kurzen Ausflug mit dem Swarovski-Stativ. Bei Manfrotto kam ich mit den Klemmen an den Beinauszügen nicht so gut zurecht, die Gitzo-Dreh-Verschlüsse waren dort besser zu handhaben und ein schmerzhaftes Fingerklemmen unterblieb. Nachdem ich mich zunächst auf das Erreichen der richtigen Auszugshöhe konzentriert hatte, musste ich lernen, dass die Stabilität mindestens ein ebenso großes Augenmerk verdient und neben dem Material - insbesondere bei großen Auszugshöhen - das Gewicht des Statives für die Standfestigkeit eine große Rolle spielt. Unglücklicherweise kollidieren damit Tragekomfort und Beobachtungskomfort. Da ich viel digiskopiere und dazu sowohl eine klassische Spektiv-Kamera-Kombination als auch ein Zeiss-Photoscope einsetze, hat für mich die Standfestigkeit Priorität gehabt.
Zu schwere Stative sind auf Dauer jedoch im wahrsten Sinne untragbar und so musst ich mich von meinem Alu-Gitzo der 15er Serie wieder trennen (Gewicht mit Kurbelsäule gut 6 Kg) und habe mich für das 5541 entschieden (Tragkraft 25 kg, Gewicht ca. 2,8 kg). Bei diesem Stativ kann ich optional eine Mittelsäule einsetzen, ich brauche Sie jedoch bei 1,90 Meter Körpergröße nicht zwingend, sondern komme bei vollem Beinauszug problemlos damit zurecht. Die Mittelsäule habe ich daher wieder demontiert. Mit einem leichten Kopf ist das Stativ jedoch zu leicht, ich habe zwichenzeitlich mit Gewichten am Haken unter der Stativplatte experimentiert - dieses hat sich jedoch als zu windanfällig gezeigt.
Bei den Köpfen habe ich sowohl Kugelköpfe (Linhof, FLM, Gitzo, Novoflex, Lumpp, Erno, Manfrotto, Arca) als auch Fluidköpfe (Gitzo 2180, Manfrotto 501) probiert und besitze mittlerweile eine umfangreiche "Sammlung".
Ein Kugelkopf ist in Verbindung mit einem Stativ wenig komfortabel, der Freiheitsgrad ist zu groß, beim Bewegen verliert man die Waage in der Horizontalen und man hat eine Hand am Stativkörper und die zweite Hand an der Arretierung.
Der große Manfrotto-Fluidkopf schied aus, weil er an der Zielposition nicht ausreichend fest arretierbar war, der 2180 von Gitzo ist zwar schön kompakt und leicht, reicht aber allenfalls für ein Solo-Spektiv und ist nicht ausreichend für das Photoscope oder eine Digiscoping-Lösung, die Federfunktion sollte man besser deaktivieren.
Daraufhin habe ich mit Drei-Wege-Neigern von Gitzo experimentiert. Diese bieten vom Handling her deutlich mehr Komfort als die Fluidneiger und erst recht als die Kugelköpfe, allerdings war mein 2272 M von Gitzo offensichtlich mit dem Gewicht des Photoscope überfordert, denn regelmäßig trat in der Horizontalplatte das Schmierfett aus, so dass ich mich davon verabschiedet habe.
Ich fand dann mit einem gebrauchten Uniquick von Linhof eine gute Lösung, Tragkraft ca. 4-5 KG und kombinierte diesen mit einem Nivellieradapter. Die dort integrierte Quickfix-II-Wechselplatte von Linhof ist top und von der Solidität her mit nichts anderem vergleichbar.
Den meiner Meinung nach ultimativen Neiger habe ich jetzt mit dem Profi-Neiger-3 von Linhof gefunden (auf der homepage sieht er relativ unscheinbar aus). Dieser ist grundsolide und massiv (Gewicht gut 3 Kg) und besitzt ebenfalls ein sehr gutes Wechselplattensystem. Die Führungsstange dient ebenfalls wie beim Gitzo 2272 M oder beim Linhof Uniquick der Arretierung - führen und arretieren erfolgt damit mit einer Hand und somit im idealen Arbeitsablauf. Die einmal gefundene Position kann sofort fest arretiert werden, nach der Arretierung verstellt sich nichts mehr.
Bei dem Profi-Neiger 3 ist eine Horizontalausrichtung möglich, im Gegensatz zum Uniquick benötige ich daher keine zusätzlichen Nivelliereinheit. Eine Libelle ist im Kopf integriert.
Der Kopf wird mittels einer 3/8-Verschraubung auf dem Stativteller des Gitzo befestigt und bildet damit eine feste und solide Einheit.
In Kombination mit dem Gitzo wiegt die Einheit mit Kopf jetzt gut 6 Kg (das wog mein Alu-Gitzo bereits solo ohne Kopf) und steht sehr stabil auch bei mittleren Winden an der Küste. Die Kosten dafür sind allerdings heftig und liegen im NP über 2.000 €, den großen Linhof Neiger habe ich bislang noch nie gebraucht gesehen. - Dafür bin ich mir sicher, dass ich in diesem Bereich keine weiteren Investments mehr tätigen muss - in Anbetracht der vielen Fehlkäufe zuvor (besondere Freude hatte ich an der Swarovski-Stativ-Kopf-Kombi) lohnt es sich - lieber einmal richtig als ewig knapp daneben....
Für die Einbeinlösung habe ich ebenfalls eine Empfehlung: Meine Ferngläser setze ich auf eine Kombination aus Gitzo 5541 mit dem großen Novoflex Magic-Ball und dem jeweiligen Fernglasadapter von Leica oder Swarovski. Der Magic-Ball bietet volle Freiheitsgrade und ist damit einem reinen Zweiwegeneiger (z.B. dem Klassiker von Manfrotto) weit voraus, weil man bei entsprechender Voreinstellung der Friktion das Fernglas immer in der horizontalen Waage ausrichten kann.
Die Gitzo-Drehverschlüsse finde ich deutlich angenehmer als die meines Monostat aus Schweizer Produktion - bei diesem Einbein ist jedoch der drehbare Fußteller auf weichem Untergrund unschlagbar gut. Ich habe allerdings gelesen, dass man diesen auf das Gitzo adaptieren kann. Weiss jemand etwas dazu?
Gruss, Rebecca