Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Wissenswertes über die Vergütung von Ferngläsern

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

04. Dezember 2005 19:03
Jede Vergütung ist eine Einfach- oder Mehrfachbeschichtung, aber umgekehrt ist nicht jede Beschichtung auch eine Vergütung. Im Namen „Vergütung“ steckt die Bedeutung „gut machen“, und das bezieht sich auf die Lichtdurchlässigkeit (= Transmission). Eine Beschichtung kann also nur dann eine Vergütung sein, wenn sie die Lichtdurchlässigkeit verbessert, was durch Verminderung der Reflexion geschieht (wie das funktioniert, ist recht kompliziert; es handelt sich um einen Interferenzeffekt, dessen Erklärung hier zu weit führte). Ein unvergütetes Glas reflektiert an der Glas-Luft-Fläche je nach dem Brechungsindex des Glases ca. 4% bis 8%, im Falle der am häufigsten verwendeten Glassorten mit einem Brechungsindex knapp über 1,5 ca. 4,5%. Da jede Linse oder verkittete Linsengruppe zwei Glas-Luft-Flächen hat, sind das im Schnitt also schon 9% Lichtverlust. Wenn zwei freistehende Linsen(gruppen) als Objektiv verwnendet werden, sind es dann ca. 17% (Berechnung: Lichtdurchlässigkeit = 0,955ˆ4 = 0,8318 = um 16,82% weniger als 1). Auch an den Prismen und den Linsen des Okulars treten entsprechende Lichtverluste auf, so daß ihne weiteres insgesamt ein Lichtverlust um 50% möglich ist.

Meistens wird in der unteren und oft auch noch in der mittleren Preisklasse nur eine Einfachbeschichtung mit MgF2 (Magnesiumfluorid) verwendet, mit der wiederum je nach Brechungsindex des Glases (wir nehmen jetzt wieder einen Brechungsindex knapp über 1,5 an) eine Verminderung der Reflexion von ca. 4,5% auf nur noch ca. 1,5% pro Glas-Luft-Fläche als Mittelwert über den wichtigsten Teil des sichtbaren Spektrums erzielt werden kann. Diese Verminderung ist aber nicht über das gesamte Spektrum konstant, sondern ist nur für eine bestimmte Wellenlänge bzw. Farben sehr klein, um nach beiden Seiten (Richtung Blau und Richtung Rot) langsam anzusteigen. Weil das Auge für Licht um ca. 550 nm (Gelb) am empfindlichsten ist, legt man zweckmäßigerweise das Minimum etwa an diese Stelle. Wenn dann für Gelb die größte Lichtdurchlässigkeit erzielt wird, ist die Reflexion für die dazu komplementäre Farbe, nämlich Blau, am stärksten. Also ist muß eine vernünftige Einschichtvergütung bläulich schimmern. Sie darf aber wirklich nur „schimmern“ und nicht „leuchten“. Denn „leuchten“ hieße, daß ziemlich viel reflektiert wird. Es darf aber nur wenig reflektiert werden (das ist doch gerade der Sinn der Vergütung!).

Früher nannte man diese bläulich schimmernde Einschichtvergütung dieser Farbe wegen auch „Blaubelag“.

Bei den höherwertigen Ferngläsern wird heutzutage durchgängig (d.h. auf allen Glas-Luft-Flächen, auch der innenliegenden Linsen und Prismen) mehrschichtvergütet. Mit einer Mehrschichtvergütung verläuft die Reflexionsgrad-Kurve nicht etwa V-förmig wie bei der Einschichtvergütung mit dem Minimum bei ca. 550 nm, sondern eher W-förmig, meistens ein wenig welliger, aber nochmal näher an der Null-Linie bei Werten um ca. 0,2% über einen sehr breiten Bereich des sichtbaren Spektrums. Deshalb heißt diese Vergütung auch „Breitbandvergütung“. In welchen Farben diese Vergütung schimmert, hängt davon ab, wie die Welligkeit der betreffenden Kurve verläuft. Bei den meisten Herstellern schimmert sie leicht purpurn oder grünlich, in jedem Falle aber noch meerklich schwächer als die Einschichtvergütung.

Sinn der Vergütung, ob Ein- oder Mehrschichtvergütung, ist einerseits die Erhöhung der Lichtdurchlässigkeit (Transmission) für ein möglichst helles Bild und andererseits die Reduzierung des Streulichts, das zu einem großen Teil*) aus „vagabundierendem“ reflektierten Licht stammt. Spitzenmodelle wie Zeiss FL, Leica Ultravid, Swarovski EL, Nikon HG(L) erreichen Werte knapp unter oder gar über 90% für die Gesamttransmission = durch sämtliche Linsen und Prismen gemessen. In dieser Größenordnung bringt eine weitere Steigerung der Transmission, z.B. um 2%, zwar so gut wie keine sichtbare Steigerung der Bildhelligkeit, aber der Kontrast verbessert sich evtl. doch merklich, weil das Streulicht abnimmt. Wenn wir ca. 2% als Verlust durch Absorption im Glas annehmen, dann können bei 89% Transmission noch die restlichen 9% zum Streulicht beitragen (ein Teil dieser Reflexion verläßt der Fernglas vorn durchs Objektiv, ein Teil wird so seitlich reflektiert, daß der größte Teil auf schwarzen Fassungsteilen absorbiert wird, aber von den 9% könnte am Ende doch ca. 1/3 oder 3% des Gesamtlichts Streulich erzeugen. Die Erhöhung der Transmission um 2% hätte dann die Reflexion von 9% auf 7% reduziert, davon 1/3 wäre 2,33% als Streulicht. Das ist gegenüber dem vorherigen Streulicht von 3% eine Verminderung um gut 22%! Wie man sieht, ergibt also auch bei derart guten Werten eine Verbesserung der Transmission um nur 2% noch eine merkliche Steigerung des Bildkontrastes, die man vor allem in dunklen Motivpartien feststellen wird. Die Anstrengungen zur weiteren Steigerung der Transmission sind also auch dann noch sinnvoll!

Um nochmals auf Ihr Fernglas mit den rot leuchtenden Objektivlinsen zu kommen: Ich schätze, daß bei diesem Fernglas die Transmission bestenfalls bei ca. 50% liegt, was nicht nur eine starke Verminderung der Bildhelligkeit ergibt, sondern auch und vor allem sehr, sehr viel Streulicht und eine grünliche Verfärbung des Bildes.

Walter E. Schön

*) Ein anderer Teil des Streulicht rührt von unzureichend geschwärzten Fassungsteilen her, die schräg ins Fernglas einfallendes Licht ein- oder mehrfach so reflektieren, daß sich ein gewisser Anteil als diffuses Streulicht dem Bild überlagert. Diese Art von Streulicht ist durch bessere Vergütung nicht beeinflußbar, sondern nur durch bessere „Ausblendung“ der nicht zum Bildaufbau beitragenden schräg einfallenden Lichtstrahlen mittels Abschattblenden (engl. „baffles”) und mittels besserer Schwärzung.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Zu Vergütungsfarben

Stuart Mies 2304 03. Dezember 2005 05:49

Rote Beschichtung ist keine Vergütung! Dieses Fernglas ist Ramsch.

Walter E. Schön 5035 03. Dezember 2005 15:06

Re: Rote Beschichtung ist keine Vergütung! Dieses Fernglas ist Ramsch.

P. Nisius 3009 03. Dezember 2005 21:58

Re: Rote Beschichtung ist keine Vergütung! Dieses Fernglas ist Ramsch.

Stuart Mies 1662 04. Dezember 2005 14:17

Wissenswertes über die Vergütung von Ferngläsern

Walter E. Schön 5020 04. Dezember 2005 19:03

Was macht das Buch?

P. Nisius 1388 04. Dezember 2005 19:14

Momentane Zielvorstellung: Herbst 2006

Walter E. Schön 1300 04. Dezember 2005 19:37

Re: Momentane Zielvorstellung Preis?

Torsten Müller 1067 05. Dezember 2005 13:14

Das werden eher gut 2500 Arbeitsstunden! Geld ist nicht alles.

Walter E. Schön 1267 05. Dezember 2005 14:39

Vergütungsfarben

A. Mackenbrock 2219 06. Dezember 2005 11:22

Re: Vergütungsfarben

Werner Jülich 1783 06. Dezember 2005 11:30

Sadist

Achim 1608 06. Dezember 2005 13:57

Re: Sadist

Werner Jülich 1401 07. Dezember 2005 10:43



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen