Liebe Astrofotografen,
bei der angefügten Aufnahme handelt es sich um ein Komposit aus 14 Belichtungen zu je 4 Minuten, die ich gestern abend gewann. Guide-Teleskop ist das kleine aber feine Vixen VMC110L mit einem Orion Starshoot Autoguider, die zusammen Huckepack auf dem Hauptrohr VC200L montiert sind. Das kleine Leitrohr ist sogar visuell gut geeignet zum Erspähen der photografierten Galaxien. Hauptrohr zum Fotografieren blieb das VC200L mit Fokalreduktor.
Ein merkwürdiges Phänomen scheint die Wechselwirkung zwischen der Verschlußmechanik der Canon EOS Kamera und der Sphinx Montierung hervorzurufen. Es fiel mir schon bei den kurzbelichteten Aufnahmen auf, daß die Einzelbilder ohne Autoguider bis maximal 30 Sekunden Belichtungszeit scharf blieben bis auf Ausschuss wegen des mechanischen Schneckenfehlers, jedoch ein Versatz von bis zu drei Pixel und mehr zwischen den Aufnahmen lag. Längere Belichtungszeiten waren ohne Autoguider nicht möglich, da die Sphinx leicht driftet.
Nun setze ich seit Kurzem verschiedene Autoguider, zuletzt den Orion Starshoot mit meinem Vixen VMC110L ein. Die relativ kurze Brennweite des kleinen VMC110L reicht mit dem modernen CCD Guider problemlos aus, die kurze Bauart des kleinen Cassegrain verhindert Strichspuren aufgrund eventuellen Durchhängens des Guiders gegen das Hauptrohrs.
Kurioserweise tritt der Effekt eines Pixelversatzes zwischen Langzeitbelichtungen nun auch mit dem Autoguider auf. Der Autoguider bügelt die geringen mechanischen Fehler der Sphinx während der Belichtung glatt, behebt die Drift der Sphinx und bietet knacke scharfe Aufnahmen, wie ich sie auch ohne Guider gewohnt war. Trotz des miserablen Seeing der letzten beiden Nächte ein guter Erfolg des Autoguiders.
Doch springen die Bilder zwischen den Einzelaufnahmen kontinuierlich in eine Richtung, ohne daß der Autoguider sie auf die Sollposition zurückzieht. Eine kleine Drift zwischen den Einzelbelichtungen ist die Folge. Ich bin zwar ehrlich nicht böse darum, gelingen mir doch auf diese Weise Aufnahmen mit Versatz zwischen den Aufnahmen, Dithering ohne beabsichtigtes Dithering sozusagen. Meiner Bobachtung nach ist der Versatz identisch mit dem Verschlußweg des Shutters der Canon EOS. Die Einzelaufnahmen bleiben hingegen scharf - wiederum bis auf Ausschuß, den ich auf Erschütterungen bei gelegentlichen Kontrollgängen zurückführe. Im bereinigten Komposit (Shift & Add) findet man keine Strichspuren oder andere Fehler. Das Intervall betrug jeweils: 4 Minuten Belichtung, 5 Sekunden Pause zum Auslesen, 4 min Belichtung, ...
ich vermute es liegt an dem Nachführalgorithmus, der eine gewisse Glättung der gefundenen Sternpositionen vornimmt (Software: PHD). Vielleicht hat dennoch jemand eine andere Erklärung für dieses merkwürdige Phänomen.
Die genauen Aufnahmedaten zu diesem Objekt finden Sie wieder auf meiner Website.
Reichweitenrekorde in dieser Aufnahme darf man nicht erwarten. So liefen gelegentlich Dunstbänder durch die Bildserie, was man an deutlicher Aufhellung des Himmels in den jeweiligen Aufnahmen finden kann. Ob dies auf Vulkanasche zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Photometrische Eichungen hatte ich witterungsbedingt nicht durchgeführt, da auch der Eichstern, den ich vor dem Ausbruch beobachtete nun nach Einbruch der Dämmerung unter dem Horizont liegt. Aus demselben Grund konnten mir auch keine der offenen Haufen zur Eichung dienen, die ich zwei Monate zuvor beobachtete. Die Transparenz der beiden letzten Nächte am Samstag und Sonntag blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück.
Viele Grüße
Thilo Bauer
www.astroinformatics.de
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.04.10 22:30.
