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Re: Montierungstest

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06. September 2000 17:30

Hallo Herr Schulz,
da Sie nicht schreiben, warum Sie die Montierung testen wollen, gehe ich die sache einmal grundsätzlich an.

Wir haben für eine Eigenentwicklung einmal einige Montierungen nach folgendem Schema getestet:
Die untersuchten Montierungen wurden auf dem mitgelieferten Dreibein montiert, alle Verbindungsschrauben wurden mit einem Drehmomentschlüssel angezogen.
Bei Dreibeinstativen wurde von außen unten um die Beine ein Kabel so geführt, daß die Beine nicht auseinandergehen konnten. Damit sollte der Eindruck in Erdboden nachgestellt werden.
Ein etwa 1500 mm langes Dreiecksrohr aus Stahl mit 50 mm Schenkellänge ersetzt den Tubus. An beiden Enden und an weiteren 2 Stellen nahe der Mitte wurden M8 Schrauben aufgeschweißt, auf die man bei Bedarf vorhandene Gewichte schrauben konnte.
So wog dieser "Tubus" bereits 3,8 KG.
Als Gewichte wurden 8 etwa 620 Gramm schwere Eisenscheiben mit 8er Bohrung benutzt, die wir für diesen Zweck gedreht haben.
An jeder Schraube konnten zwei Gewichte aufgesteckt werden.
Weil dies nicht reichte, konnte man jeweils in die offenen Ende noch einen Messingzylinder hineinschieben und mit einer M5 Schraube von außen fixieren.

Als sich dann herausstellte, daß mit dieser Konstruktion ein sehr kurzer Tubus nicht vernünftig simuliert werden konnte, wurde ein zweites Dreikantrohr mit 350 mm Länge und zusätzlichen Gewichten angefertigt.

Die Tragkraft einer Montierung ist eine sehr ungenaue Angabe. Wir haben uns daher auf einen einzigen Wert konzentriert, dem Schwingungsverhalten und der Systemeigenresonance mit unserer Testlast. Im Abstand von etwa 10 Metern wurde an der Werkstattwand ein Blatt millimeterpapier befestigt. Auf der Testlast wurde ein Laserpointer befestigt.
Da Störkräfte von Hand ( Fokussieren, Positionieren ) niemals gleich ausfallen, haben wir auf einen vorhandenen kleinen Schrittmotor (Berger Lahr 5 Phasen) ein exzentrisch gebohrte Stahlscheibe montiert. Ein kleines Programm erlaubt uns dann die Drehzahlen einzustellen bis wir die Eigenresonance der Kombination Testlast+Montierung bestimmt haben. Die hochauflösenden Berger-Motoren erzeugen so geringe Vibrationen, daß deren Anteil vernachläßigt werden kann.

Damit war es sehr einfach, Schwingungen anzuregen, daß Abklingen zu beobachten, und dies auch noch reproduzierbar zu machen.
Um die Auswertung bequemer zu gestalten, wurde der bewegte Laserpunkt auf dem Millimeterpapier mit einer vorhandenen DMT 50H12 monochromvideokamera bei eingestellten 100 Hz aufgezeichnet. Monocrom deshalb, weil diese Kamera mit 0,7 Lux bie 1/100 gerade noch den Lichtpunkt aufzeichnen kann.

Was können wir heute sagen:
Die Vixen GP-E ist der GP leicht unterlegen, die stramme Befestigung des Dreibeins ist der Schwachpunkt. Die Systemeigenresonance liegt in unserer Testanordnung etwa zwischen 4 und 8 Hz, je nach Position der Gewichte. Das Abklingen der Schlingungen könnte schneller sein.
Bei einer erlaubten Bildpunktverschmierung um 50µm würden wir bei einem 100/1000 Refraktor die maximale Äquivalentbrennweite bei etwa 5-6 Metern sehen. Beim kurzbrennweitigen SC oder dem kompakten 125ETX-Tubus können es sicher etwas mehr sein.
Bei der DX sehen alle Werte deutlich besser aus. Hier kann mit etwa 30-40% besseren Resultaten rechnen. Störkräfte, die das Arbeiten mit der GP unmöglich machen, werden bei gleicher Tubusbelastung von der DX geschluckt.

Wie erwartet, sind die Qualitätsschwankungen relativ klein. Entscheidend ist bei den Montierungen, daß die Befestigungen alle richtig festgezogen sind.

Wir haben mit der gleichen Methode vereinzelte Montierungen anderer Hersteller getestet:
Die Meade LDX 650 (Kundengerät, neuwertig) ist sicher mit dem 5" Ed schon an der Grenze. Zwar ist das Stativ und die Aufnahme sehr steif, der Polblock müßte jedoch stabiler sein. Die Systemeigenresonance und das Abklingverhalten dieses Einzelstückes war deutlich der DX unterlegen, was auch vom Besitzer so empfunden wurde.

Bei der Antriebsqualität ist es sehr schwer, wirklich reproduzierbare Messungen durchzuführen. Hier ist das Hauptproblem, daß wir in Innenräumen völlig andere Temperaturen haben und die Viskosität des Schmiermittels eine Rolle spielt. Diesen Test kann jeder Fernrohrbesitzer mit einem Antriebmotor selber durchführen. Nach sorgfältigem Scheinern reicht es, mit Hilfe eines Fadenkreuzokulares die Bewegung eines Sternes über mehr als 10 Minuten zu beobachten. Selbst eine kleine Schlamperei beim Scheinern kann toleriert werden, da die meisten Antriebsfehler relativ kurzperiodisch sind, und gut vom langsamen Herauswandern des Sternes zu unterscheiden sind.
Es gibt keine Angaben von Vixen über den korrekten Abstand zwischen Schnecke und Schneckenrad. Wir raten hier zu Zurückhaltung, daß "passend" kleine Spiel im Winter kann bei wärmeren Temperaturen schon zur Spanabhebung führen.

Nach meinem Wissen gibt es keine Bastel-Anleitung zur Verbesserung der Montierung. Bei einer Schwachstellenanalyse wird man jedoch sehr schnell feststellen, daß das Dreibein verbessert werden kann. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
bei ausgefahrenem Dreibein kann man die Schwäche der obenren Holmen deutlich sehen. Diese können stabilisiert werden durch Anbringen einer zusätzlichen Klemmung, etwa auf halber Höhe.
Eine stabile Schnur, außen um das Breibein gezogen, stabilisiert die Beine zusätzlich.
Passend abgelängte Röhrchen zur Kraftaufnahme innerhalb der Dreibeinaufnahme erlauben, höhere Klemmkräfte einzusetzen.

Handwerklich interessiert Amateure haben diverse Möglichkeiten gefunden, der GP etwas mehr Stabilität zu verleihen. Wir haben einmal eine GP-E Montierung gemessen, die nahe an die DX herankam. Also nur zu.

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Montierungstest

Winfried Schulz 3403 05. September 2000 15:51

Re: Montierungstest

Werner Jülich 2044 06. September 2000 17:30

Re: Montierungstest

Daniel Mettler 1649 07. September 2000 14:54

Re: Montierungstest

Chris Henschke 1452 08. September 2000 14:12

Re: Montierungstest

Jürgen Steffny 1551 08. September 2000 18:01

Re: Montierungen, welche Anforderungen sind notwendig

Claude. Rössel 1574 11. September 2000 11:39

Re: Montierungstest

Daniel Dörfler 1847 13. September 2000 18:13

Re: Montierungstest

Dieter Paulsen 1906 13. September 2000 15:10

Re: Verbesserungen an der DX

Werner Jülich 1980 14. September 2000 11:12



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