Ich habe einen klassischen Faltrefraktor von Lichtenknecker. Klassisch bedeutet, durch einen kleinen Kippwinkel entsteht ein z-förmiger Strahlengang. Verkleidet ist dieses Z mit einem gedrungenen etwas unförmigen Tubus. Durch die Faltung ist dieser Tubus nur 130 cm lang. Ohne Faltung wären es 3 Meter.
Lange nicht so elegant wie das hier gezeigte Musterexemplar, erfüllt meine Konstruktion aber doch Ihren Zweck. Große Linsenteleskope werden aus der Kuppel herausgeholt und in Verbindung mit der leichteren Montierung M100 begrenzt transportabel.
Bei meinem Exemplar ist der Farbfehler nicht zu übersehen. 200 mm Öffnung und N=15 vertragen sich nicht als Fraunhoferkonstruktion. Venus bei höchsten Vergrößerungen ist mein Demonstrationsobjekt. Vergrößert auf 1000x ist der Himmelshintergrund hellblau. Die Farbe verschwindet erst völlig unterhalb von 250x. Abgesehen von dem Farbfehler scheint mir aber die lange Brennweite vorteilhaft. Mein Sohn hat ein C8. Bei gleicher Öffnung zeigt ein solches System sich bei schlechtem Seeing mehr beeinflußt als mein Faltrefraktor. Ich habe mir dies immer so vorgestellt; durch die stark gewölbten Flächen wird die durch das Seeing verschobene Wellenfront zusätzlich auseinandergetrieben.
Man kann diesen Effekt auch bei der Tagesbeobachtung feststellen.
Ich bin deshalb überzeugt davon, daß die langbrennweitigen Refraktoren dem Auge des Beobachters mehr zeigen als die extremen Apochromaten und die Kurzbaumaksutows.
Ich bin fest davon überzeugt, daß jeder Amateurastronom, dem man die Gelegenheit zur Beobachtung ermöglichst, leicht von den Vorteilen eines solchen Systems überzeugt werden kann. Der Nachteil meines Faltrefraktors ist der gewöhnungsbedürftige Tubus, der keinen schönen Anblick darbietet. Fraunhofer hat, so wird erzählt, immer daruaf hingewiesen, daß Fernrohre zum Durchschauen und nicht zum Anschauen sind. Aber trotzdem wird jeder lieber ein schönes Teleskop besitzen als ein eher ungewöhnliches.
Das vorgestellte Teleskop sieht sehr modern aus, jedermann kann den Weg des Lichtes nachvollziehen, es ist reduziert auf die Funktion und von daher auch schön.
Schönes verkauft sich leichter als unschönes. Es müßte nur möglich sein, den Farbfehler durch geeignetere Glassorten klein zu halten. Der Farbfilter zur Unterdrückung des Farbsaumes ist ein kleines Manko. Es wäre sehr schön, wenn man auch darauf noch verzichten könnte.
Eberhard Angermayer