Lieber Herr Grohe,
vielen Dank zunächst für Ihre freundliche Bewertung der Informationen zum Faltrefraktor. Sie haben durchaus die wesentlichen vorteilhaften Eigenschaften der Kostruktion angesprochen, aber auch angedeutet, worauf man achten muss. Als Vorteil möchte ich nochmal die relativ geringe Stativhöhe nennen, die sich aus dem Einblick am oberen Ende ergibt. Das Baaderstativ ist schon zu hoch, aber vibriert weniger als die niedrigere Säule (zylindrisches Stahlrohr), die ich vorher eingesetzt hatte.
Nun zu Ihren Fragen: Das Instrument ist in der Tat „tagblind“. Wenn ich nachts im Garten beobachte, lösche ich das Licht im Wohnzimmer, dies aber nicht zuletzt auch, um meine Augen nicht zu blenden. Bei Mond- und Planetenbeobachtungen - z.Z. meine bevorzugten Ziele - habe ich wenig Probleme mit Aufhellungen des Gesichtsfelds. Deep Sky habe ich noch nicht gemacht. Da würde Streulicht möglicherweise nicht nur die Augen stören, sondern auch den fotografischen Untergrund anheben. Vorgesehen habe ich bereits einen kurzen, weiten Tubus unterhalb des Objektivs, der mit diametralen Durchtrittsöffnungen (Blenden) auf der Okularachse versehen ist. Wichtig bei Streulicht ist die Abschirmung der Fassungen von Objektiv und Spiegeln.
Die offene Bausweise ist sicher empfindlich gegen Körperwärme. Ich habe so etwas bei visuellen Beobachtungen mit meinen kleineren Faltrefraktoren (80 bzw. 110 mm) erlebt, wenn ich eng am Instrument gesessen oder gestanden habe (Atemluft). Jetzt arbeite ich vorwiegend mit Video und halte mich dann in größerer Entfernung auf, so dass mich dieses Problem z.Z. nicht stört. Andererseits hat man bei der offenen Bauweise auch nichts mit thermisch ausgelösten Luftturbulenzen im Rohr zu tun.
Der Durchmesser des Sternbildes ist als Funktion des Öffnungsverhält-nisses bei f/20 in der Tat knapp 30 Mikrometer, wie Sie richtig bemerken. Ein Focal Reducer könnte demnach nützlich sein. Bei nächster Gelegenheit will ich ohnehin mal Wega videografieren, um die Beugungsbilder im Fokus und außerhalb desselben zu inspizieren. Das sagt einem dann auch etwas über die Qualität der optischen Elemente und über die Zentrierung, gutes Seeing vorausgesetzt. Bei der Gelegenheit könnte man auch einen Reducer ausprobieren.
„Restchromasie“: Mit freundlicher Unterstützung von Herrn Jülich habe ich jahrelang nach einem Hersteller langbrennweitiger Halbapochromaten gesucht, bevor ich mich nun auf den „normalen“ FH zurückgezogen habe. U.a. habe ich mit Linos Photonics (früher Spindler und Hoyer) längere Zeit über eine Sonderentwicklung verhandelt. Bei dem gegenwärtigen Markt-Trend zum kurzbrennweitigen APO - so wird ganz offen gesprochen - ist offenbar kein Hersteller bereit, sich in langbrennweitigen Halbapochromaten zu engagieren und entsprechende Sondergläser hinzulegen. Kennen Sie etwa einen Anbieter von langbrennweitigen Halbapochromaten?? Einen solchen würde ich sehr gerne einsetzen. Der alte Lichtenknecker-Katalog enthält einen HA150 f/20 mit RC=3,8 gegenüber dem entsprechenden FH mit RC=6,8. Im übrigen arbeite ich aber z.Z. mit einer Grauwert-Digicam und will in Verbindung mit dieser Farbfilter einsetzen. Das ist dann sicher nicht die bequeme Lösung, aber durchaus nicht unüblich. Die geposteten Mondaufnahmen sind schon mit einem Gelbgrün-Filter gemacht worden
Vielen Dank für Ihr konstruktives Interesse.
Jan Fremerey