Sie verdienen ein großes Lob für Ihre saubere Vorgehensweise. Die meisten Firmen reden über Produkte und loben diese in den Himmel, bevor auch nur das erste Teil produziert wurde. Sie präsentieren eine professionell aussehende Konstruktion mit einem Understatement, wie es selten geworden ist. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei. Es paßt auch gut ins Bild, dass dies auf der Seite bei Werner Jülich geschieht.
Ich habe mich einmal mit dem für und wider Ihrer Konstruktion beschäftigt. Bitte korrigieren Sie, wenn ich danebenliege.
Ein langbrennweitiges Objektiv hat einige gewichtige Vorzüge, z.B.
Bildfeldkrümmung ist nicht wahrnehmbar, man kann größere Formate ohne zusätzlichen Korrektor einsetzen. Die chromatischen Fehler wirken sich geringer aus.
Man kann größere Detektorflächen ausleuchten.
Man kann Okulare längerer Brennweite und mit einfacherem Aufbau einsetzen und strengt das Auge weniger an.
Man sollte die Objektive einfacher herstellen können und mit weniger Fertigungsstreuung rechnen können.
Der gefaltete Strahlengang erlaubt eine kompakte Bauweise mit einem kleinen Trägheitsmoment, weil die schweren Bauteile in der Nähe des Montierungsschwerpunktes plaziert werden können. Erfreulicherweise ist dieser auch immer in der fast gleichen Position.
Zusätzliche Lasten wie Kameras, Okularbino's oder Spektrographen wirken sich kaum aus.
Die offene Bauweise reduziert die Verschiebung durch Windlast und erlaubt den Verzicht auf Tubusblenden. Die Montierung kann eine Klasse kleiner ausfallen und Sie ersparen sich Gewicht und Kosten.
Soweit denke ich, habe ich das Konzept verstanden.
Aber trotzdem bleiben Fragen.
Offen bedeutet, Sie müssen Fremdlicht abschirmen. Der Standort völlig frei von Fremdlicht wird nicht zu erwarten sein. Ich vermisse kurze Tubusstücke zur Abschirmung
Offen bedeutet thermische Effekte durch den Beobachter . Man kennt diese Effekte beim Gitterrohrtubus und vom Kutter. Können Sie diese Effekte vernachlässigen oder muß nicht doch zumindest etwas Qualitätseinbuße einkalkuliert werden.
Dann bleibt noch meine Frage zum Detektor. Ein perfektes 150 mm Objektiv bildet einen Sternpunkt auf einen Durchmesser von etwa 2" ab. Berücksichtigt man dann die Brennweite von 3000 mm, so entsteht ein Sternpunkt mit der Ausdehnung von ungefähr 30µm. Das paßt nach meiner Meinung perfekt zum chemischen Film, verschenkt aber Auflösung bei typischen Videokameras. Hier liegt meines Wissens nach die Pixelgröße zwischen 4 und 8 µm und wir benötigen zur sauberen Abbildung dann den doppelten Wert.
Was also noch fehlt, wäre vielleicht ein Focal Reducer, wie man ihn von Großteleskopen kennt.
Natürlich gibt es bei Herrn Baader auch Kameras mit größeren Pixeln, aber die ganze schöne Klasse der bezahlbaren CCD-Videokameras fällt nicht darunter.
Eine Frage zu den chromatischen Fehlern. Wenn man einmal nachrechnet, kann ein 150 mm Fraunhofer nicht so gut sein, wie z.B. ein 150 mm Zeiss APQ. Man bräuchte einen Halbapochromaten gleicher Öffnungszahl, um die Restfehler hinreichend zu unterdrücken. Sehen Sie das auch so und wenn ja, ist an ein ED-Objektiv zukünftig gedacht. Besonders bei CCD-Farbaufnahmen sollte sonst ein unschöner kleiner Hof entstehen.
Walter Grohe