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Einsteigerfernrohre, falsche Versprechen (geändert durch Admin)

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Hans Seidel
18. November 2009 20:53
Liebe Eltern, liebe Großeltern, Onkels und Tanten,
solltet Ihr in guter Absicht planen, einem Schulkind ein Teleskop unter den Weihnachtsbaum zu legen, so merkt, was ich zu berichten habe.
Mein Enkel wird 10, er wünscht sich ein Fernrohr. Die Mutter, meine Tochter, bittet um Rat.
Ich habe versucht, mir einen Ãœberblick zu verschaffen, hier ist das trostlose Ergebnis.
Im Gegensatz zu früher wimmelt es nur so von Firmen, die Einsteigerteleskope anbieten. Sie sind recht preiswert, was bekommt man für sein Geld.
Ich habe mir zwei dieser Einsteigertelekope bestellt, das war es mir wert.
Was kann man mit diesen Teleskopen anfangen.
Zuerst ein Spiegelteleskop komplett mit Dreibeinstativ, Okularen, der unvermeidlichen Barlowlinse und einer knappen Bedienungsanleitung.
Das Teleskop kommt recht ordentlich verpackt, es ist für den erfahrenen Beobachter schnell zusammengeschraubt, dann kann es losgehen.
Die meisten Anfänger werden mit dem Mond beginnen, doch es ist garnicht so leicht, das Teleskop auszurichten. Der Sucher mit seinem winzigen Sehfeld ist keine Hilfe, er zeigt nur einen hellen Klecks, das 1-linsige? Okular ist leider schief montiert. Also versuchen wir es mit dem 20mm Okular. Mit sehr viel Mühe gelingt es, den Mond a) ins Bild und b) scharf zu bekommen. Trotz gefühlter Windstille will das Biest aber nicht ruhig stehen, das Teleskop wackelt wie ein Pendel, vor-zurück-vor zurück, immer weiter. Unwillkührlich hält man den Atem an, doch nein, es liegt nicht an der Atemluft, eine ganz schwache Brise, Windstärke 0,5 reicht aus um das Teleskop am Pendeln zu halten.
Man sollte ich einen windgeschützten Platz aussuchen, am besten in der Wohnung, da ist es windstill. Ich krame die Stoppuhr heraus um messe die Zeit, die verfließt, bis das Teleskop nach einer Berührung zur Ruhe kommt. Es sind im Mittel 5-6 Sekunden, fast wie eine Kinderschaukel.
Nach dem Okularwechsel, vergehen Minuten, bis ich entnervt feststelle, dass man ein 4 mm Okular a) viel zu hoch gegriffen ist und b) in der gelieferten Qualität auch optisch ungegeignet ist. Der Hersteller liefert ein Okular mit 4 mm Brennweite, verspricht damit verrückte 175fache Vergrößerung bei einer AP von 0,43 mm. Grandios. Es kommt aber noch besser, der Auftritt der unvermeidlichen Barlowlinse. Der Hersteller ist generös, 3x muß es sein, damit das Dingelschen völlig unbrauchbar ist. Zuerst kombinieren wir das wertvolle Stückchen Plastik mit dem 20 mm Okular, um dann festzustellen, dass a) die Vergrößerung zu hoch und b) der wackelige Okularauszug mit dem Hebel rettungslos überfordert ist.
Mein Fazit, eine üble, unbrauchbare Zusammenstellung, herausgeworfenes Geld, verlorene Zeit, mehr Müll, viel Frust, damit wird man keinem Kind Freude machen.
Also auf zum nächsten Test.
für knapp 100 Euro wird ein 60 mm Fraunhoferteleskop auf einer parallaktischen Montierung versprochen.
Beim Auspacken das erste Malheur, die Montierung zeigt einen Schaden, Umtausch. Nach ein paar Tagen kommt Ersatz, die Logistik funktioniert, immerhin.
Diesmal dauert der Zusammenbau etwas länger, die Klemmschraube zum Fixieren der biegsamen Welle hält nicht, das Gewinde ist herausgerissen, Endkontrolle ist im Preis natürlich nicht enthalten. Es geht zur Not auch ohne Schraube.
Was soll man erwarten, wieder wackelt die Montierung, als wäre sie extra dafür konstruiert, wieder ist das Zubehör völlig unbrauchbar. Ich kann es kurz machen, selbst mit dem 20 mm Okular ist das Bild mässig, ich habe dann darauf verzichtet, die wundervolle Leistung der anderen Komponenten zu überprüfen, 225fache Vergrößerung oder noch besser 3x 225 fach mit Barlow muß man nicht prüfen.
Ich habe aber das Objektiv untersucht. Ein Fraunhoferobjektiv ist es jedenfalls nicht, es ist ein verklebter Achromat.
Ich habe mich dann ans Telefon gehängt und den Verkäufer gefragt, was ich denn da bekommen hätte. Es war ein interessantes Gespräch. Ich gebe den Sinn leicht verkürzt wieder.
Teleskope dieser Machart sind ideal für den jungen Einsteiger, weil er so die ersten Schritte am Himmel erleben kann. Die Kunden sind alle zufrieden, denn ausser mir gibt es keinen Kunden, der mit der Ware nicht absolut zufrieden wäre, jedenfalls gibt es keine negativen Reaktionen.

Mein Fazit.
Das Linsenteleskop ist nach dem gleichen, ungeeigneten Strickmuster zusammengestellt wie der kleine Newton. Kinder können mit diesem Zeugs absolut nichts anfangen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Händler clever oder unverschämt nennen soll. Ich verstehe nicht, warum Kunden sich diese Nichtlesitung gefallen lassen.

Hans Seidel



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.11.09 09:32.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Einsteigerfernrohre, falsche Versprechen (geändert durch Admin)

Hans Seidel 2816 18. November 2009 20:53

Kein Betrug, nur falsche Versprechungen

Volker Werres 1395 19. November 2009 07:29

Re: Einsteigerfernrohre, falsche Versprechen (geändert durch Admin)

Karlchen 1318 19. November 2009 12:48

Re: Einsteigerfernrohre, falsche Versprechen (geändert durch Admin)

Andreas Werner 1381 20. November 2009 00:37

Die speziellen Anforderungen für Kinder

Karlchen 1330 20. November 2009 09:54

Fehlerteufelchen

Karlchen 1407 20. November 2009 10:06

Sie haben völlig Recht, Einsteigerteleskope für Kinder zu empfehlen ist Unfug

Bernd Sommerfeld 1689 28. November 2009 07:24



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