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AT 80 HD und ETX90 als Reiseinstrumente

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Wolfgang Kampmann
03. Januar 2001 16:52

Ich besitze seit zirka 10 Jahren ein C8. Anläßlich einer Flugreise
nach Südafrika und Namibia suchte ich ein kleines Reiseteleskop
als Ergänzung zu meinem 10 x 50 Leica Trinovid. Nach ausführlicher
Beratung entschied ich mich für ein AT 80 HD aus dem Hause
Swarovski. Mein Freund entschied sich fast gleichzeitig für ein Meade
ETX 90 mit dem zugehörigen Alu-Stativ. Ich benutzte ein vorhandenes
umgebautes Vixen NP mit angepaßtem Manfrottostativ.
Wir haben die Gelegenheit genutzt, beide Instrumente für diesen
Einsatzbereich zu vergleichen.
Das ETX kostet zusammen mit dem Stativ etwa 2200 DM. In diesem
Preis ist ein 26 mm Okular, ein kleiner Sucher und der
Antriebsmotor enthalten. Die Optik scheint uns einwandfrei zu
sein, allerdings ist das Bildfeld doch sehr klein. Eben ein
typischer Planetenmaksutow.
Die Mechanik ist zu schwach. Der Antriebsmotor erzeugt zwar
genügend Lärm, aber leider fehlt es an Drehmoment. So versagt der
Antrieb bereits beim Einsatz einer leichten Spiegelreflexkamera.
Der serienmäßig mitgelieferte Sucher ist sehr ungeschickt
montiert. Man ist gezwungen, gegen teures Geld den kleinen,
zusätzlichen Winkelsucher zu erwerben.
Das Gesamtgewicht der Kombination beträgt zirka 7 KG.
Dem ETX sieht man sehr deutlich den Sparkommissar an.

Anders sieht es mit dem AT 80 HD aus. Man erhält ein robustes,
wasserdichtes (0,3 bar) kleines Spektiv mit überzeugender Mechanik
und erstklassiger Verarbeitung, allerdings zu einem hohen Preis.
Mit dem 30fach Weitwinkelokualr habe ich 3.000 DM gezahlt. Ein
Sucher ist nicht lieferbar, ebensowenig ein Motor.
Mit der NP-Montierung und den Manfrottobeinen betrug das
Gesamtgewicht 10 KG.

In der Praxis war dieses Mehrgewicht schon zu spüren. Man darf
nämlich das weitere Gepäck nicht vergessen.

Einmal in Namibia, stellte sich dann sehr schnell heraus, daß das
ETX für Nebel und flächige Objekte völlig ungeeignet ist, der
Bildausschnitt ist einfach zu klein. Ich gehe sogar so weit, daß
dieses Gerätchen im Gegensatz zur Werbung den heimischen Balkon
nicht verlassen sollte, denn man fliegt sicher nicht nach Namibia,
um dort in guter Qualität Planeten oder Mond zu beobachten.

Beim AT-80 HD überzeugt mich das 30 fach Weitwinkelokular. Mit
einer Austrittspupille von 2,7 mm übersieht man einen Bereich von
gut 4 Vollmonddurchmessern. Optimal für offene Sternhaufen, sehr
schön zum Spazieren durch die Milchstraße, gut geeignet für alle
Nebel, mit einer Ausdehnung von einigen 10 Bogenminuten.
Allerdings ist der 45°-Einblick für zenitnahes Beobachten etwas
anstrengend. Mit einem normalen Kameraadapter mit Steckhülse 31,8
mm anstelle des original Swarovski-Adapters kann man allerdings
nur einen Bildkreis von etwa 25 mm Durchmessern einwandfrei
aufnehmen. Die äußeren Bildpartien werden durch die Vigenttierung
und die Bildfeldwölbung beeinträchtigt. Wer mit diesem inneren
Bildfeld zurechtkommt, hat ein erstklassiges, lichtstarkes
Aufnahmeobjektiv für mittelgroße und große Nebel von 0,1°-1°
Ausdehnung. Mit dem original Swarovskiadapter wird das Bild
perfekt ausgeleuchtet, allerdings auf Kosten der Helligkeit ( f =
800 mm ) und unter Reduzierung des Bildwinkels. Unter
Berücksichtigung der langen Belichtungszeiten habe ich daher diese
Brennweite nur selten eingesetzt.

Bei unseren Vergleichen haben wir keinen Punkt gefunden, bei dem
das ETX konkurrenzfähig gewesen wäre, auch der Preis zieht nicht
so recht. Was uns besonders gestört hat, waren die Knarr- und
Walkgeräusche, die bei höheren Temperaturen von der ETX-Gabel
ausgingen. Das ein 1:14 abgeblendeter, kleiner Maksutow ordentlich
abbildet, ist ja kein Wunder, aber wirklich allround einsatzfähig
wäre er erst ab einem Öffnungsverhältnis von 1:10 oder ähnlich.
Das Meade-ETX-Stativ, offensichtlich ein Zukauf, überzeugt weder
durch Stabilität, noch durch Verarbeitung. Auch für 500 DM sollte
ein gestanztes Blechteil entgratet sein.
Das dann auf dem Rücktransport die Plastikblende des Gegenspiegels
ein Eigenleben entwickelt hat, schafft ebenfalls kein Vertrauen.

Weil es uns dann interessierte, haben wir dann zurück in
Deutschland beide Optiken an verschiedenen Objekten probiert.
Am Mond ist auch bei hohen Vergrößerungen kein signifikanter
Unterschied zu sehen. Zwar zeigt das Spektiv einen leichten
Farbfehler, aber dies wird wettgemacht durch die bessere
Detailzeichnung. Bei den sichtbaren Planeten Jupiter und Saturn
gibt es ebenfalls ein Unendschieden. Weder das ETX noch das AT-80
HD zeigten bei unseren Beobachtungen die Cassiniteilung. Beim
Trennen von Doppelsternen liegt das Swarovski leicht vorne. Bei
der visuellen Grenzgröße zeigten beide Instrumente gleichwenig.
Bei Galaxien und Nebeln reichten uns unsere Urlaubserfahrungen.
Wir haben dann noch eine kurze Nacht das AT-80 HD mit dem Vixen 80
FL und dem kleinen Televue Pronto verglichen. Hier war die
Reihenfolge klar, Vixen 80 FL ohne jeden erkennbaren Farbfehler
deutlich vor dem AT 80 HD, das kleine Pronto mit erheblichem
Farbfehler deutlich abgeschlagen am Schluß.

Das Swarovski beweist, daß man auch im teuren Europa ein
konkurrenzfähiges Produkt herstellen und erfolgreich verkaufen
kann. Beachtet man dann noch die robuste Ausführung und die
universelle Einsatzmöglichkeit, so kann ich jedem empfehlen,
dieses Gerätchen als gutes Reiseteleskop in seine Kaufüberlegung
einzubeziehen.

Ein zwischenzeitlich probiertes AT 80 in der einfachen Ausstattung
ist zwar bedeutend billiger, zeigt aber einen stärkeren Farbsaum.
Ambitioniertere Astroamateure sollten eher zum hochwertigeren HD
greifen.

Obwohl man prinzipiell mit dem 31,8" Adapter jedes "passende"
Astrookular einstecken kann, kommt es in Einzelfällen zu Problemen
mit der Fokuslage. Hier muß man dann entweder andere Okulartypen
wählen oder die Steckhülse etwas kürzen. Ich habe mich bei meinen
vorhandenen Celestron-Okularen für den letzteren Weg entschieden,
das neuerworbene 3,5 mm Weitwinkel LV paßt dagegen tadelos und
kann empfohlen werden.

Die Beratung durch die Firma Jülich war gründlich und kompetent,
alle meine Fragen wurden beantwortet. Geholfen hat mir zusätzlich,
daß mir ein Swarovski-Besitzer genannt wurde, der mir vor dem Kauf
einiges über das Spektiv erzählen konnte. Das Ablängen der Okulare
wurde nicht separat in Rechnung gestellt.
Wolfgang Kampmann

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

AT 80 HD und ETX90 als Reiseinstrumente

Wolfgang Kampmann 7050 03. Januar 2001 16:52



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