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Victor D. Cardenas
04. Oktober 2000 09:03

Hallo Freunde der Astronomie,
hab mir eure lyrischen Texte einmal vorgenommen. Einen Erfahrungsbericht stell ich mir anders vor. Nämlich so:
Mein Instrument ist ein Vixen GP-E 80L, ein Refraktor nach Fraunhofer, auf der Vixen GP-E Montierung.
GP-E ist die Billigvariante, Sie sparen am Polsucher und den Teilkreisen.
Dann liefern sie noch 2 einfachere orthoskopische Okulare und ein Zenitprisma. Ob die Holzbeine ein wirklicher
Nachteil sind, kann ich nicht sagen.
Das Teil war mein erstes Fernrohr, kein Spontankauf. Ich habe mindestens 1 Jahr gespaart und sämtliche Infos besorgt, die erreichbar waren.
Ich fahre einen indischen Scooter, deshalb war mein Bedarf an Billigmarken bereits gedeckt, so schieden Bresser, Tasco, Danubia, Orion und Universum aus.
Ich war bei insgesamt 3 verschiedenen Händlern, die Beratung und die Auswahl war unterschiedlich, man sah mir zu deutlich den Lehrling an.
Bei diesem Test hat die Firma Jülich am besten abgeschnitten, die mir auch von der Volkssternwarte empfohlen wurde.
Mit dem Fernrohr erhielt ich als Rabatt den Atlas für Himmelsbeobachter. Dieses Buch sollte man haben, ergänzt um das Himmelsjahr.
Das Gerät wird in einem riesigen Karton angeliefert. Im Geschäft wurde mir an einem Ausstellungsgerät erklärt was wichtig ist.
Sie legten viel Wert darauf, dass man mit dem Fernrohr nicht die Sonne beobachtet, zumindest nicht ohne geeigneten Filter. Das war mir aber natürlich selber klar.
Zuhause habe ich das Fernrohr zuerst in meinem Zimmer aufgebaut. Dies ist kinderleicht und dauert knapp eine Stunde.
Dann war erst mal Regen. Ich bin mindestens 3 mal rausgelaufen, um zu kontrollieren, es blieb aber beim Regen.
Zwei Tage später hörte es dann um 5 Uhr nachmittags auf, blieb aber die ganze Nacht noch wolkig. Erst am nächsten Abend war Beobachten angesagt.
Ich bin überhaupt nicht systematisch rangegangen, sondern habe mir eine Dröhnung (Begriff von Herrn Steegert, VS Bonn) Mond hereingezogen.
Der Mond war sehr hell, darauf ist man erstmal nicht gefaßt, der Mond blendet richtig.
Nach wenigen Minuten wurde das Beobachten zu anstrengend. Ich suchte mir andere Objekte.
Das war aber sehr schwierig, denn erstens war ich richtig geblendet und zweitens hatte ich keinen Plan, wo was wie zu finden wäre.
Zur Firma Jülich wollte ich nicht, also ging ich montag abend wieder zur Volkssternwarte. Die Leute sind sehr nett, erklärten mir was ein Mondfilter ist und dass ich eine Sternkarte von Kosmos brauchte.
Sie waren sich aber nicht einig welche. Außer mir waren dort noch zwei andere Anfänger, ein Anfänger war locker 70 Jahre alt, der andere Marc, war Schüler wie ich. Er hatte ein 60/700 Tasco Refraktor und wir vereinbarten gemeinsam zu beobachten. das war sehr günstig, denn er verstand viel mehr vom Sternhimmel als ich.
Ich besorgte mir dann noch ein Mondfilter, das ist ein Graufilter mit einer Dämpfung von 96%, es läßt also nur 4% Licht passieren.
Man nennt dies die Transmission. Dann die drehbare Sternkarte von Herrman, aus dem Kosmos-Verlag. Mittlerweile hatte Herr Jülich kein Vertrauen mehr in meine Lesefähigkeit und hat mir die Sternkarte wie einem Kind erklärt. Dann hat er mir noch erklärt, wie man mit dem Karkoschka umgeht, so nennen die Profis den Atlas für Himmelsbeobachter.
Das mit Marc war dann doch nicht so gut. Wir hatten beide noch kein Auto und dann sind auch 6 Kilometer zu weit.
Ich hielt mich jetzt an den Rat von Herrn Jülich und begann, mir einige Sternbilder mit der Sternkarte und dem Fernglas meines Vaters, zu merken.
Hierzu ist ein Fernglas gut geeignet, weil man einen größeren Teil des Himmels übersehen kann. Ich entschied, mir zuerst die Gebiete um Andromeda und Pegasus und Cassiopeia vorzuknöpfen. Zuerst benutzte ich das Fernglas Steiner 8 x 30. Die Orientierung ist jedoch nicht so einfach.
Ich wollte schon aufgeben, da entdeckte ich ein ovales, blasses Etwas. Erstaunlicherweise konnte ich auch mit bloßem Auge in dieser Richtung etwas sehen. Das mußte der Andromedanebel sein.
Obwohl ich dann noch mindestens eine Stunde beobachtete, konnte ich kein weiteres Objekt identifizieren. Es ist also nicht so einfach. Ich ging erneut zu Herrn Jülich.
Der wies mich auf die Monatskapitel im Himmelsjahr hin, und dass dort zwei sichtbare Planeten beschrieben würden.
Ein anderer Kunde meinte, man müsse sich alles erarbeiten oder einen Computer für Dumme einsetzen.
Es klang reichlich arrogant und weitere Hilfe erhielt ich nicht. Zu Hause habe ich dann mächtig geschimpft.
Meine Mutter rief Herrn Jülich an und wollte sich beschweren.
Offensichtlich wurden sie sich aber irgendwie einig und jetzt meinte meine Mutter auch, mit diesen Hilfsmitteln müßte man schon selber weiterkommen.
Alternativ könnte ich das Fernrohr ja wieder zurückbringen. Das reichte dann.
Ich wartete die nächste klare Nacht ab, und beobachtete Jupiter und Saturn.
Jupiter zeigte deutlich sichtbar die Abplattung, die durch die schnelle Rotation entsteht.
Dann waren 3 Monde zu sehen und auf der Oberfläche zwei dickere Linien, jeweils symmetrisch zum Jupiteräquator. Saturn war toll zu erkennen, der Ring war erstaunlich gut und groß sichtbar.
Auf der Oberfläche von Saturn war nichts zu erkennen. Dann ging der Mond auf und ich beobachtete mit Graufilter. Der Mond ist spektakulär.
bereits mit dem 18er Okular besteht er nur aus Kratern, häufig sieht man Krater in anderen Kratern oder genau auf dem Kraterrand.
Ich erwarb den Mondatlas von Wolfgang Schwinge, sowie das SuW Buch Planetenbeobachter. Beide kann ich jedem empfehlen.
Heute, zwei Jahre später habe ich eine Menge gelernt. Ausrichten des Teleskopes nach Scheiner, Bewerten der Beobachtungsbedingungen durch Aufsuchen der schwächsten Sterne ( visuelle Grenzgröße ), Bestimmen der Hintergrundaufhellung, Trennen von Doppelsternen um das Seeing (die Luftunruhe ) zu bestimmen.
Es ist wichtig, in der richtigen Reihenfolge zu beobachten, den alle Objekte sind dann besser zu sehen, wenn sie höher am Himmel stehen. Das liegt an der schlechteren Transmission bei geringeren Höhen.
Nach dieser Vorrede jetzt meine Erfahrungen zum Vixen GP-E 80L.
Die Auflösung beträgt 1,6 Bogensekunden. Ich habe diesen Wert häufig erreicht, aber niemals übertroffen.
Die Grenzgröße beträgt an meinem Aufstellungsplatz maximal 10,8mag. Davon gehen 5,6mag auf das Teleskop.
Der maximale Nachführfehler beträgt weniger als 0,25 Bogenminuten. Dabei handelt es sich um den Schneckenfehler. Der Motorantrieb arbeitet auch über eine längere Zeit genau. Der Okularauszug ist stabil, er trägt das Gewicht meiner Kamera, Canon EOS auch bei der Okularprojektion.
Dabei kann man immer noch leicht scharfstellen. Bei Bedarf kann man die Position des Auszugrohres mit einer Schraube fixieren.
Der Sucher ist etwas klein, aber 30mm sind leider üblich. Er ist leicht zu entfernen. Der Sucher kann aber nur sehr umständlich fokussiert werden. Der Suchertubus ist geteilt und mit Gewinde versehen. Man muß also durch Verdrehen des Gewindes den Abstand ändern, danach noch mit einem Schraubring kontern. Hier wäre ein kleiner Okularauszug schöner.
Das komplette Fernrohr ist in weniger als einer Minute von der Montierung zu lösen oder umgekehrt wieder zu befestigen. dazu dient ein sogenannter Schwalbenschwanz, das ist eine Art Trapezform.
Bei primitiven Herstellern ist genau an dieser Stelle immer Fummelei angesagt. Die Montierung trägt das 80L-Rohr leicht. Beide Achsen können mit einem Antriebsmotor versehen werden.
Dieser kostet aber mit Steuergerät und Zwischenkupplung mehr als 1000 DM. Ich habe daher meine Montierung nur mit einem Motor ausgestattet.
Normalerweise arbeitet dieser Motor mit einem Batteriesatz. Ich habe aber den separaten Trafo 220V/12V erworben, der ist sehr preiswert und macht sich schon im ersten Winter bezahlt.
Der Fuß der Montierung wird mit einer zentralen Schraube mit dem Dreibeinstativ verbunden. Auch hier hat man in einer Minute die Schraube gelöst oder befestigt. Die Schraube kann nicht herunterfallen, sodass die blöde Sucherei im Dunkeln entfällt.
Die Montierung kann über zwei Schrauen in waagerechter Richtung verdreht werden, das braucht man, um die Nordrichtung zu justieren.
Der Polblock kann in senkrechter Richtung verschwenkt werden. Man kann ohne Umbau jeden Winkel einstellen, der der geografischen Breite zwischen Südsahara und Nordkapp entspricht. Es existiert eine Skala, auf der man den Winkel ablesen kann. Für Bonn gilt ungefähr 50,7°. Die Skala kann aber diese Genauigkeit nicht darstellen. Man muß darauf achten, daß nach der Höhenverstellung die Schrauben festgedreht werden und danach noch einmal kontrollieren.
Das Dreibeinstativ ist bei der Version GP-E aus Holz. Es ist höhenverstellbar. Die Spitzen am Stativ sind aus weißem Kunststoff.
In der Mitte des Statives sind drei Streben aus Kunststoff angeordnet wie ein Stern, zur Stabilisierung des Statives.
Heute wird zusätzlich noch ein Blechdreieck ausgeliefert, das man mit diesem Stern verschraubt und so die Steifheit noch vergrößert.
Bei meinem Teleskop war dieses Dreieck noch teures Sonderzubehör.
Meine Erfahrung mit dem Stativ sind gut, wenn man alle Schrauben ordentlich festknallt. Leider haben die Vixenleute aber keine Flügelschrauben benutzt, sondern Imbusschrauben.
Man muß daher immer einen passenden Schlüssel mitnehmen, den man dann verlieren kann. Mich stören eigentlich nur die weißen Kunststofffüße.
Mittlerweile ist mein Teleskop schon ziemlich komplett. Was ich vorher nicht wußte ist, daß man Beobachten lernen muß, das heißt, sein eigenes Sehen trainieren kann. Heute sehe ich viel mehr Details und erkenne auch viele Messierobjekte.
Ich habe den Eindruck, dass die Verarbeitung gut ist und ich viele Jahre dieses Fernrohr benutzen kann. Nach dem Studium werde ich mir ein größeres Fernrohr kaufen, doch da ich in Rom studieren möchte, ist ein kleiner Refraktor in der hellen Stadt genau richtig.
Ich bin froh, mir nicht den 114mm Newton gekauft zu haben, denn immer wenn ich beobachte, muß Marc erst einmal justieren.

Victor Dario Cardenas
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Mein Vixen GP-E 80L Fraunhofer

Victor D. Cardenas 8002 04. Oktober 2000 09:03



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