Hallo Herr Wand,
ein schöner Bericht. Schade, daß Ihr Beobachtungsstandort der Lichtverschmutzung zum Opfer fiel.
Mir ist es auch unerklärlich, warum Leuchtreklamen heutzutage immer brennen müssen. Leider sind die Argumente einer deutschen Amateurgruppe gegen die Lichtverschmutzung nicht besonders überzeugend vorgetragen und damit wenig hilfreich. Es gibt jedoch auch Bemühungen der übrigen Sternwarten, die in der Presse vielleicht ein größeres Echo haben. In einigen anderen europäischen Staaten ist man hier schon weiter. Den Effekt in der Ökobilanz verschleiert man hierzulande ja neuerdings mit Argumenten für stromsparendere Leuchtsysteme. Trotz allem soll die Lichtzunahme hierzulande 6% jährlich betragen. Und damit der Energieverbrauch. Warum dies kein Anreiz für pfennigfuchsende Betriebswirtschaftler ist, ist mir weiterhin schleierhaft. Der Strom kommt halt aus der Steckdose und interne Arbeitskräfte kosten kein Geld (die gehen wohl gerade in den Keller zum Lachen). Aus den Beneluxstaaten weiß man inzwischen, daß die Dauerbeleuchtung auf den Autobahnen die Unfallstatistik nicht positiv beeinflusst hat. Und auch die Versicherer haben wohl nur einen kurzfristigen Schutz durch das Licht bemerkt. Hingegen scheinen die negativen Folgen auf unsere Ökologie und die Einflüsse auf den Menschen (Schlafstörungen Konzentrationsschwächen am Arbeitsplatz) weniger bekannt.
Zudem weiß man seit mehr als 20 Jahren, daß Nachtblindheit zum großen Teil an dem hohen UV Anteil der Neonleuchten in den Räumen liegt. Das menschliche Auge benötigt nach Verlassen unserer Arbeitsplätze bis zu einer halben Stunde, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ob das bedeutet, daß man draußen auch Licht anschalten muss? Wir haben das schon Anfang der Achtziger gewußt und spaßeshalber im Selbstversuch mal nachvollzogen. Modeerscheinungen, wie ultrahelle Autoscheinwerfer mit stark blauem Lichtanteil sind bei schlechtem Wetter, dichtem Schneetreiben oder Nebel weder hilfreich, noch helfen die hohen punktuellen Intensitäten einem entgegenkommenden Aufofahrer. Man rüstet halt auf der entgegenkommenden Fahrbahn weiter auf, um auch bei Blendlicht noch etwas in der Helligkeit zu sehen. Gegen Licht hilft anscheinend nur noch mehr Licht. Der Mensch ist halt anfällig für solche Paradoxien, Spiralen und Unverständnisse.
Wenn sich jetzt noch jemand die Mühe machen würde die volkswirtschaftlichen Schäden zu berechnen, würde das vielleicht helfen, die Vorzüge der Dunkelheit zu verstehen. Einige Großtädte, wie Köln haben inzwischen wenigstens den monetären Vorteil des Abschaltens von Autobahnbeleuchtngen erkannt. Erwischt es einen in diesem Moment erkennt man wenigstens nach kurzer Zeit, daß der Mensch nicht völlig blind ist.
Neulich fuhr ich nachts von Wermelskirchen in unsere Gegend zurück. Es war erschreckend auf so kurzer Strecke zu sehen, wie wenig man hier schon nach wenigen Kilometern in Ballungszentren wie Köln-Bonn heute noch vom Sternenhimmel sieht. Es kann richtig nerven, die Nacht zum Tag zu haben.
Gruß
Thilo Bauer
14-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.10.07 22:57.