Da hilft einem der Polsucher der Sphinx, deren Polhöhenschraube und eine kleine Wasserwaage in der Halbsäule prinzipiell schon weiter.
Mir ging es nicht darum in Frage zu stellen, ob Goto oder Guiding in zwei Achsen sinnvoll ist oder nicht. Sinnvoll und bequem finde ich es schon. Vor allem, wenn man, wie ich, keinen festen Aufstellort hat. Manchmal verziehe ich mich inzwischen ins dunkle Sauerland. Im allgemeinen verbringe ich inzwischen mit einiger Übung mit dem Tripod weniger als 20 Minuten, um das Teleskop aus der Kiste auszupacken, aufzustellen, Kamera und Filter zu montieren und meine Flatfields aufzunehmen. Poljustage während der astronomischen Dämmerung meist innerhalb von 15 Minuten.
Die wenigen klaren Nächte im Winter hat mir die Sphinx leider aus besagtem anderen Grund erschwert. Nicht durch Aufstellfehler, sondern durch hartnäckiges Weglaufen. Kurioserweise gerade in DE, obwohl korrekt aufgestellt. Die Auswertung meiner Komposits ergaben, daß das Aligment der Montierung mit dieser simplen Methode immerhin genau genug ist, um Belichtungszeiten um 30 min ohne nennenswerte Bildfelddrehung zu erhalten. Die Aufnahmen wurden als Bildserie automatisch ausgelöst. Erst bei längeren Aufnahmesequenzen erhielt ich Positionsfehler, bei denen ich im Moment auch eine geringe Bildfelddrehung im Pixel und Subpixelbereich annehme.
Allerdings musste ich im Nachhinein auch feststellen, daß Belichtungszeiten um 30 Sekunden gelegentlich Strichspuren sogar bei Objekten verursachten, die eben den Meridian durchliefen. Ausschußquote beim Orionnebel daher über 50% wegen Guidingfehlern. Wieso die Sphinx selbst im Meridian fortwährende Korrekturen in DE durchführt bleibt im Moment ein spannendes Problem. Ein mechanisches Problem schließe ich jedoch inzwischen aus, denn das Problem trat bereits im letzten Sommer auf und Herr Jülich war so freundlich die Gängigkeit der beiden Achsen zu lösen, was nun auch fehlerhaftes Ausbalancieren weitgehend als Fehlerursache ausschließt (jedenfalls ist die Sphinx so stabil, daß man schon rohe Gewalt anwenden müsste, um eine mechanische Drift hervorzurufen).
Das eigentliche Problem könnte einem ja wurscht sein, wenn man softwareseitig die Möglichkeit hätte, DE abzuschalten und wenigstens eine gewisse Justage an der Geschwindigkeit in RA vorzunehmen. Scheinern ist jedenfalls so schon von der Theorie her unmöglich. Die Drift liegt im Bereich mehrerer Bogensekunden pro Minute Beobachtungszeit. Ich nahm an, daß man die PEC Funktion evtl. missbrauchen könnte, dies zu mildern. Leider tut sie mir diesen Dienst aus welchem Grund auch immer nicht erfüllen wollen (was um so kurioser erscheint).
Eine solche Funktion stelle ich mir so vor, daß ein Eingabedialog im Starbook genügt, in dem man bei weiterhin laufender Nachführung mit den Drucktasten die Grundgeschwindigkeit in RA in zwei Rastern schrittweise vor oder nachlaufen lassen könnte, und DE abschaltbar wäre, um ein Optimum zu erzielen. Diese Einstellung sollte nun auch gespeichert werden können. Dies würde prinzipiell reichen, um auch gehobenen Ansprüchen an die Sphinx zu genügen (soweit ich weiß wahrscheinlich auch der Atlux zur Ehre gereichen, die ja auch das StarBook nutzt).
Weitere Kuriosität am Rande: das Starbook findet zwar auch nach Stunden recht zuverlässig das nächste Objekt. Was mechanisches Weglaufen ebenfalls als Fehlerquelle auszuschließen scheint. Warum es dieses nach Abschluß der Einstellarbeiten nicht im Feld hält, bleibt im Moment spannend. Eigentlich wäre mir weniger GoTo lieber, als vielmehr eine präzise Nachführung. Vielleicht nimmt meine Sphinx aber auch hartnäckig an, Kometenephemeriden seien auf normale Sterne und sogar den Orion anzuwenden. :-)
Wenigstens konnte ich bei dieser Gelegenheit meiner Sphinx notgedrungen einen nur geringen Schneckenfehler bescheinigen, der sich nach Auswertung nicht mit Shift&Add summierter Komposits schön ablesen läßt (leider eben verursacht durch das Weglaufen in den Achsen).
Man kann allem auch etwas Positives abgewinnen.
Gruß
T. Bauer