Sphinx oder GPD2 mit VC200L und Astrophotografie?
Es ist eine alte Diskussion, schon älter als die Menschheit selbst, würde mancher Foristi jetzt sagen. :-)
Freilich sollten wir gemeinsam überlegen, ob wir einen Hilfsfond für vergeudete Nachthimmel-Photonen einrichten.
Wenn ich auf Fotografieren aus bin und ohnehin ein Budget in dieser Größenordnung aufreiße, dann kann ich zugegebenermaßen das Geld für eine Canon EOS 400D einsparen, wenn ich zur GPD2 gegriffen hätte. Wenn man dann noch an der Sommeraktion von Canon teilnehmen konnte, dann gibt es vielleicht sogar noch 80 Euro zurück, falls meine Post mit dem Antrag inzwischen Irland erreicht hat.
Habe ich da wirklich was gespart, wenn ich die GPD2 gewählt hätte?
2 kg zuladbare Traglast hätte ich gespart und 700 Euro. Die Traglast hat mein Leitrohr nebst Barlowlinse, Okularen sowie der Kamera selbst mit dem Fokalreduktor bereits locker wieder wettgemacht. Die Sphinx ist jetzt summa summarum mit diesem Ballast an der Grenze, wenn auch immer noch sehr stabil. Und ich bin froh, daß es die EOS 400D ist und nicht die noch schwereren Schwestermodelle, bei denen ich Probleme bekäme, das Teleskop noch auszubalancieren.
Wenn ich mir meine Aufnahmen mit der Kamera ansehe, die ich vorgestern gewann, dann machen sich 1 Bogensekunde mit einer modernen Kamera überdeutlich nervend bemerkbar. Bereits ein Abrutschen des Kabels über ein Stativbein und die Aufnahme ist hin.
Wenn ich dann noch lese, daß die ersten Photos einem schnell klar machen, daß Astrophotografie nicht so trivial ist, wenn man auch dennoch schneller zu Ergebnissen kommt als früher, dann verstehe ich durchaus, daß man schnell dazu neigt das sündhafte VC200L wieder in die Ecke zu stellen.
In dem Moment muss ich mir jedoch bewußt machen, daß ich nichts gespart, sondern eine deutlich vierstelligen Summe Geldes in den Sand gesetzt habe.
Lieber nein. Mit einfachen Montierungen läßt sich zwar auch arbeiten, die Ergebnisse stehen jedoch in keiner Relation zum Aufwand und Nervenstärke, die man dann haben muss. Wer noch alte SuW Ausgaben aus dem Jahre 1992 hat, kann das in meinem Artikel Ausgabe 12/92 S. 744ff nachlesen, welche Überlegungen man da anstellen kann. Freilich hat es geklappt, freilcih hatten wir mathematische Ideen und waren an Grenzgängen durchaus interessiert in dieser Pionierzeit der CCD-Astronomie. Schon die Herausforderung war damals ein Anreiz. Aber komfortable Astrophotografie würde ich (m)ein solches Experiment nicht wirklich nennen. Es war ein prototypischer Versuch unter den damaligen Bedingungen. Es hat aus anderen Gründen Spaß gemacht, die Grenzen zu überwinden, die man sich selbst gesetzt hat. Der kleine Ausfug in der alten SuW Ausgabe ist ein Demonstrator, wie schwierig solch ein Prototypexperiment überhaupt sein kann. Mit einem überladenen Tasco und vielen Monaten Programmieraufwand kann man eine Menge Spaß haben. An den Photos hätte ich heute keinen mehr. Ich habe mit meinem ersten Schnappschuß auf der Sphinx ein deutlich höheren Spaß- und Erfolgsfaktor gehabt.
So dann wäre meine Empfehlung: Wenn Astrophotografie überschaubar und komfortabel sein sollte, dann hat man selbst mit einer modernen Sphinx alle Hände voll zu tun.
Mit der GPD2 wollte ich mir das nicht mehr antun. Und für diese Entscheidung bin ich Herrn Jülich ehrlich dankbar.
Gruß
Thilo Bauer
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.09.07 18:50.