Hallo Herr Nielsen,
ich meine nicht, daß dieser Testbericht in eine öffentliche Vorlesung über Bildverarbeitung ausarten sollte. Einige Anmerkungen dennoch.
Zunächst einmal müssen wir zum Verständnis den Begriff "Bildpunkt" ausrotten. Denn er ist zwar in vielen deutschen Literaturquellen zu finden, aber schlichtweg falsch, irreführend und physikalisch unhaltbar. Jeder Detektor hat generell flächenhafte lichtempfindliche Elemente. Weswegen wir auch keine Bange haben müssen, daß unser "Punkt" den Detektor evtl. nicht treffen könnte. Glauben Sie nicht alles, was in Büchern steht. :-)
Noch eine kurze Anmerkung hierzu:
> ... Wenn man sehr kurz belichtet könnte man ja dem Seeing
> ab und an ein Schnippchen schlagen.
Ich habe in 8 Jahren astronomischer Bildverarbeitung auf diesem Wege nur drei Aufnahmen unter weit mehr als 50.000, die ich auswertete, gefunden, bei denen dies zufällig eintraf: beugungsbegrenzte Abbildung mit dem 1m Cassegrain des Hohen List. Zufällig hatten wir an drei Tagen hintereinander "stehende" Luft, was untypisch für unsere Breiten ist, es sei denn Sie propagieren die Vorzüge der Klimakatastrophe. Diese Vorgehensweise ist also hochgradig ineffizient.
> Andererseits reicht die kurzbelichtete Aufnahme natürlich nicht sehr weit, ein paar Photonen bis zur Ansprechschwelle müssen es ja schon sein.
Eine Ansprechschwelle bei einem linearen Detektor gibt es nicht. Man kann prinzipiell auch "halbe" Photonen messen. Ein spezielles Detektorkonzept, das wir damals entwarfen, hatte sogar nur eine 1-Bit Auflösung, um Graustufenbilder zu messen. Klingt irre, funktioniert mit Speckle Imaging jedoch sehr gut, was zu hohen Kompressionsraten bei den Daten führt. Mit Speckle und CCD liegt die Reichweite bestenfalls bei 8mag (vis). Hier gilt das bereits geschriebene: es ist völlig egal, wie groß das Teleskop ist, da wir flächenhafte Bilder von Sternen auf dem Detektor vorfinden.
Es würde hier zu weit führen, in die Details zu gehen.
> ... könnte man da das Seeing, soweit es periodische Komponenten enthält ...
Seeing ist blöderweise eine nicht vorhersagbare Rauschgröße. Die Technik erfordert daher Licht-Phasen-Detektoren (also Spezialkameras) und ist für Amateurverhältnisse unverhältbnismäßig, da Sie die benötigte Rechenleistung u.ä. im Handgepäck verstauen müssten und die Steckdose auch noch herumtragen müssten.
Das ist alles Quatsch, weil es auch anders geht.
Planetenfotografie und Deep-Sky Imaging, um es mal auf den Punkt zu bringen erfordern völlig verschiedene Überlegungen. Zudem ist sogar Super-Resolution möglich. Das bestreiten einige zwar, aber macht man sich mal die Mühe nachzurechnen, so könnten @#$%&AUfnahmen vom Mars in der letzten Opposition unmöglich mit so kleinen Fernrohren entstanden sein.
Hut ab! Wenn wir jetzt noch die gleiche Sprache reden könnten, würde sich eine mir vorliegende Arbeit, die offenbar keiner mehr kennt, als Ausgangspunkt neuer Amateurforschung ergeben. Dazu benötige ich offenkundig keine adaptive Optik!
Viele Grüße
Thilo Bauer