Hallo Oliver,
Die Sonderanfertigung bezieht sich auf ein zusätzliches eingeplantes Leitrohr vom Typ A80M (80/910 mm) der Firma Vixen. Es wurde für die Nachführkontrolle bei langen Belichtungszeiten mit und ohne Fokalreduktor von vorneherein eingeplant. Ansonsten würde ich, wie sie richtig bemerken, an dem Teleskop nichts verändern wollen.
Bei der Kamera handelt es sich wie in meinem Beitrag beschrieben um eine Canon EOS 400D.
In dem Bericht ging es mir übrigens lediglich darum, dem Hersteller Fragen zu stellen, etwa warum man einem an sich für die Photografie konzipierten und beworbenen Teleskop eine veraltete Softwarerelease beilegt, die die Justage der siderischen Geschwindigkeit nicht zuläßt. Das dieses Problem herstellerseitig gelöst wurde, darüber besteht kein Zweifel. Daß man diese Informationen jedoch nicht auf Anhieb beim Hersteller findet, sondern über Links Dritter ergooglen muss, spricht leider nicht für einen guten Zugang zu solchen Informationen. Seltsam finde ich generell, daß die Hersteller inzwischen an der Dokumentation sparen und teils nicht funktionierende Links zu externen Seiten auf ihrer Website installieren. Ich wünsche mir einfach eine ordentliche Dokumentation dessen, was sich der Hersteller dachte.
Herr Jülich wies mich übrigens korrekterweise darauf hin das Software-Update durchzuführen.
Die beschriebenen Mängel sind für mich kein Grund eine Gewährleistung in Anspruch zu nehmen. Das Gerät ist und bleibt als überdurchschnittlich zu bewerten. Meine Bemerkungen sind als konstruktive Kritik an den Hersteller gerichtet.
Würde man vor der Qual der Wahl stehen, so liest man heute zuerst in den Foren oder auf den Websites der Astrophotografen nach. So stellt man im ersten Moment fest, daß manche das VC200 gegen gleich große Neuoptiken eintauschten, was jemanden, wie mich im ersten Moment stutzig machen wollte. Es sollte insbesondere den Hersteller aufhorchen lassen sollte. Mögliche Gründe erschließen sich in der Regel aus solchen ersten Eindrücken.
Daher habe die einzigen mir bekannten Mängel bewußt als Anhaltspunkte herausgestellt.
Es sind einzig Fragen der Qualitätssicherung, unter der im übrigen auch die EOS Kamera leidet. Hier fanden sich nach dem Auspacken trotz aufwendigerer Umverpackung gegenüber dem Vixen Spülschlieren und Staub auf dem Klappspiegel. Für eine Kamera, die ein aufwendiges und teures System zur Staubentfernung über Piezos auf dem CCD zum ersten Mal am Markt einführt, erscheint dies an sich ebenso sonderlich wie absurd. Es sind Dinge, die bei renommierten Herstellern einfach nicht sein müssen.
Was die Durchbiegung einer Glasplatte unter Belastung angeht, ist dies ein Grund, warum man Refraktoren mit mehr als 1m technisch nicht herstellen kann und bereits mit kleineren Durchmessern Probleme bekommt. Die Auswirkungen auf die Bildqualität sind in der Pionierzeit der Astronomie an spektakulären Großoptiken bekannt geworden und in den Archiven der wissenschaftlichen Fachliteratur gut dokumentiert. Ab 30-60 cm Durchmesser haben die Durchbiegungseffekte schon Auswirkungen auf die optische Qualität.
Schmidtplatten sind zwar erheblich dünner, dienen jedoch als optische Elemente. Bei Durchmessern ab 30 cm werden die Durchbiegungen bei unterschiedlicher Stellung der Teleskope nachweisbar über der Fertigungstoleranz der Optik selbst liegen. Bei der klassischen Schmidt-Kamera ist dies wegen des geringen Abbildungsmaßstabes unkritisch, da die Beugungsfiguren selbst vom Film nicht mehr aufgelöst werden können. Dennoch gibt es keine Schmidt-Großoptiken, die frei von solchen Fehlern wären. Zu den wenigen Riesen unter diesen Optiken sind die Fehler ebenfalls gut dokumentiert worden. Sie lassen die Teleskope im Nachhinein für den vorgesehenen Einsatzzweck nicht mehr sinnvoll erscheinen. Aus gutem Grund. Bei den Öffnungen von 1/10 und mehr tragen die Korrektionselemente beim Schmidt-Cassegrain zudem den Fangspiegel, leiden also unter einem Mehrgewicht. Abweichungen von mehr als 1/10 lambda haben bereits Auswirkungen auf die Beugungsfiguren und den Kontrast. An einem Celestron 14 haben wir vor etlichen Jahren beim Schwenken des Tubus durchaus bemerken können, daß sich Aberrationen im Bildfeld einschlichen, die durchaus in der Größenordnung des Seeing lagen und die Aberrationen somit mehr als die Auflösung des Teleskops betrugen. Ich denke in dem Bereich müssen wir uns dann nicht mehr über Strehl von Astrooptiken unterhalten. Nachbauten des Ritchey Cretien leiden zudem unter den gleichen Fehlern des RC Designs, als da wären Koma oder Bildfelbwölbung. Ein modifizierter RC ist kein RC mehr, sondern allenfalls als ein Marketinggag zu bewerten. Wir reden über Durchbiegungen im Wellenlängenbereich. Ein wenig Druck mit dem Finger auf eine solche Glasplatte reicht bereits aus, um solche Effekte im Interferometer nachzuweisen. Über optische Messbänke kann ich manchmal schmunzeln. Carl Zeiss Jena hat seine Optiken in eigens dafür konstruierten Vakuumröhren getestet, um den Einfluss von Luftschlieren auf die Messprotokolle auszuschließen. Drücken Sie spaßeshalber mal mit dem Finger gegen eine gewöhnliche Fensterscheibe und beobachten Sie die Spiegelungen. Es gibt Spezialmikrophone, die die winzigen Vibrationen des Fensterglases durch den Schall ausnutzen, um mit Laser einen Raum unbemerkt abzuhören.
Korrektionselemente, die wie bei Vixen auf den Spiegeln aufgebracht keine Lasten tragen müssen sind optisch also günstiger. Nachteilig sind die Fangspiegelstreben. Einen Tod muss man sterben. Die perfekte Optik gibt es nicht und der Schiefspiegler ist aus der Mode gekommen.
Gruß
Thilo Bauer
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.07 23:57.