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Meade Plössl 20 & 26mm am VC200L

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30. Juli 2012 21:56
Liebe Foristi,

es ist eine Weile her, dass ich hier einen Begeisterungssturm über ein Teleskop loswerden wollte. Nun bin ich zwar einigermaßen markentreu und natürlich immer noch von jenem Teleskop überzeugt, denn das VC200L ist und bleibt ein grandioser Entwurf. Bilder zeugen von einer stetigen Lernkurve als Astrofotograf über fünf Jahre, stetigen algorithmischen Neuerungen und Publikationen - und noch bessere Bilder lassen sich auch einfacher beweisen als lediglich formulierte Aussagen über eine möglicherweise esotherische Auffassung von einem Teleskop. Probieren geht über studieren und geplottete Spotdiagramme von dollen Optiken sind schließlich Schall und Rauch, wenn man die Kraft eines Sportwagens nicht auf die Straße, pardon in den Himmel bringt.

Doch, was leistet das VC200L eigentlich visuell?

Die schnelle Suche der Objekte am Himmel erfordert eigentlich ein gutes Weitwinkelokular. Klar, es kann nicht schnell genug gehen, ein Teleskop aufzustellen, den Polstern anzupeilen, um 30 Minuten später komfortabel und massenhaft Bilder von den astronomischen Objekten digital in die Ewigkeit zu befördern. Also benötigte ich für Leitrohr und Hauptrohr ein Weitwinkelokular. Ein 20 mm Okular lag ja bereits dem VC200L bei. So wurde dieses später für das Leitrohr verwendet, als der Fokalreduktor zum Einsatz kam. Da nun auch ein zweites kleines VMC110 als Leitrohr unterwegs ist, gingen mir mit dem separat erworbenen 25mm Vixen also langsam die Weitwinkel-Okulare aus. Als schließlich der Fokalreduktor des 8-Zöllers für kommende Beobachtungen dem Klappspiegel und Aufnahmen im Hauptfokus des Cassegrain bei f/9 weichen musste, kam es, wie es kommen musste: Es folgte ein Besuch bei Frau Lin-Jülich.

Die Okulare des Herrn Plössl genossen schon in meiner Jugend einen besonderen Ruf. Nun sind seither natürlich 30 Jahre ins Land gegangen und meine Haarpracht geht heute eher als Streifenhörnchen durch. Allmählich gelange ich auch zu der Überzeugung, dass Optiken immer noch verbessert werden können, was ich früher physikalisch kaum für möglich gehalten hätte. Frau Lin-Jülich riet mir nun, zwei Okulare von Meade zu probieren, die noch vorrätig waren und ihrer Meinung nach besser geeignet. Ich erhielt sie leihweise für ein Wochenende mit dem Versprechen sie wieder zurückzubringen. Es kam wie es kommen musste: Frau Lin-Jülich erhielt die beiden 20mm und 26mm Plössl Okulare nicht zurück, ich bat um die Rechnung und behielt sie. Doch der Reihe nach...

Zugegeben, von digitaler Bildverarbeitung verstehe ich vermutlich mehr, als von der hohen Kunst der visuellen Beobachtung. Doch diese eine Nacht habe ich mir gegönnt, einmal mehr auch die visuellen Qualitäten des photografisch optimierten 8-Zöllers auszukosten. Kürzlich hatte ich das VC200L nach Stuttgart mitgenommen, um das Teleskop nebst Leitrohr einer Bekannten vorzuführen. Sie konnte sich dann auch überzeugen, dass es einen Unterschied macht, wie groß ein Teleskop ist und von welcher Beschaffenheit. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch mir erstmals nach Jahren wieder bewußt, dass der photografisch optimierte 8-Zöller mit weiteren Qualitäten aufwartet: Jupiter mit Wolkenstreifen und Details in nie geahnter Qualität. Ja, auch Spiegelteleskope können beeindrucken! Und wie.

In dieser Nacht musste also eine Hand voll Okulare gegeneinander antreten und diese wurden an dem 8-Zöller und dem Leitrohr ausprobiert. Ein leihweise mitgenommenes Zeiss Victory 10x56 lag auf dem Stuhl neben dem Glas meines Großvaters und hatte erstmal nichts zu melden. Dazu später.

Von Teleskop und den mitgelieferten Okularen überzeugt, trat ich den Meade Okularen mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es gab eigentlich nur einen Grund, weswegen ich sie nicht sofort in die engere Wahl gezogen hatte: Jeder Hersteller stimmt seine Optiken meist so untereinander ab, dass der Wechsel von Okularen meist kein oder nur geringes Nachfokussieren erfordert. Lichtenknecker machte es so und nach ihm andere Hersteller ebenso. Auch die Abstimmung zwischen der Klappspiegel Mimik und der Bildebene der Kamera im Primärfokus ist beim VIxen VC200L praktisch ideal aufeinander abgestimmt. Was man im Okular mit um 90° geklapptem Spiegel scharf sieht, ist auch in der Kamera scharf und umgekehrt. Leider liegen diese konfokalen Ebenen für unterschiedliche Hersteller nicht beieinander, sobald man die Okulare verschiedener Hersteller untereinander tauscht. Ein echtes Manko, wenn man unter diesen Umständen auf Fremdokulare zurückgreift.

Beim kleinen VMC110L, welches ich als Leitrohr einsetze, lassen sich solche Differenzen mit den angebrachten Okularfassungen justieren. Das ist sehr praktisch und ich liebe dieses Leitrohr und frage mich Jahre später immer noch, warum Vixen immer noch keine mechanische Lösung anbietet, dieses als Standard für die größeren VC200L und VMC200 Huckepack aufzusetzen. Für den Klappspiegel des VC200L gilt dies nicht, dass man Fokusdifferenzen an der Klappspiegeleinrichtung einfach so justieren könnte. Die Okularhülsen sind einfach eingeschraubt ohne eine Konterfassung, die eine Verschiebung der Fokuslage ermöglichen würde wie beim kleinen 4-Zöller. Ein echtes Manko der Klappspiegeleinrichtung, zumal auch ein eventuell beschaffter T2-Adapter einer DSLR nicht passgenau sein könnte, um beide, Okular und Kamera zu fokussieren. Wenn das Okular eine zu tiefe Bildebene gegenüber der Kamera besitzt, ist es dann eben unbrauchbar, weil man es nicht gleichzeitig mit der Kamera scharfstellen könnte. Auf die beiden als Plössl bezeichneten Meade Okulare traf dies glücklicherweise nicht zu. Man muss sie gegenüber dem Kamerafokus am Vixen Klappspiegel leicht herausziehen, dann kann man gleiche Bildebenen herstellen. Die Kamera sieht nun ohne Klappspiegel direkt ins Teleskop, die Okulare werden vorteilhaft am gegen 90° versetzten Einblick an der Klappspiegeleinrichtung des Vixen Teleskops angebracht. So geht es also auch mit den beiden Meade Okularen und man hat in jeder Lage einen bequemen Einblick, wenn man sich vorher überlegt, in welche Richtung das Okular sieht.

So umgerüstet warf ich also in einer Nacht, die ohnehin keine photometrische war, einen Blick in den Nachthimmel. Eigentlich ein Frevel mit einem photografischen Teleskop. Wer aber meint, dass eben jenes VC200L nur zum Fotografieren gut wäre, irrt eben auch.

Nicht von jedem Standort und in jeder Nacht könnte man behaupten, dass man mit einem 8-Zöller einzelne Sterne eines Kugelhaufens wie M13 sehen könnte. Ein 8-Zöller ist eben fast schon grenzwertig. Diese Nacht war es auch. Und die Grenze lag sogar zwischen den Favoriten und den Neuzugängen. Zugegeben, ich bin, was Okulare betrifft, auch ein Banause: Durchsehen muss reichen. Aber solche bunten Klötze, die obendrein weder Fliegengewichte mit der Kamera darstellen, noch ganz preiswert sind, mussten umgehend einer genaueren Prüfung unterzogen werden. So mussten sie mit verschiedenen Objekten unter die Lupe genommen werden: Messier 13, Messier 57 und auch die tiefstehenden Planeten und der Mond mit dem Erdlicht in jener Nacht.

Im allgemeinen darf man nicht davon ausgehen, dass ausgerechnet ein Weitwinkelokular dazu führen würde, die schwachen Sterne eines Kugelhaufens zu sehen. Bei aufgehelltem Himmel der Vorstadt im Rheinland sollte man mit höheren Vergrößerungen an die Kugelhaufen herangehen, um mit einem 20 cm Cassegrain die hellsten Sterne der Kugelhaufen zu finden. Die hellsten Sterne liegen für Messier 13 unterhalb der 12. und 13. Größenklasse. Die Magnitude 13.3 wird für das Vixen VC200L vom Hersteller als visuelle Grenzgröße angegeben und die Nacht war weder klar noch vom Seeing her ideal! Ich weiß das deswegen so genau, weil ich die Sternhelligkeiten von M13 kürzlich selbst nachgemessen habe und im nächsten BAV Rundbrief zeigen werde. Doch die beiden Meade Plössl Okulare haben mich inzwischen eines besseren belehrt. Da geht noch mehr, als ich bisher visuell glaubte.

Nicht nur in der ersten Nacht hat mich Familie Plössl überzeugt und die beiden Okulare von Vixen hinter sich gelassen. Es ist mir seither ein wahres Vergnügen, einen Kugelhaufen mit dem 26 mm Plössl von Meade nicht einfach nur einzustellen. Nein, ich habe mir angewöhnt meist noch einige Minuten Andacht zu üben, um die sichtbaren Sterne zu zählen, bevor der Autoguider und die Kamera den Rest der Nacht besorgen müssen. Und ich finde jedesmal mehr Sterne und erlange allmählich auch wieder Übung mit der visuellen Beobachtung. Um wieviel härter ist es nämlich, die Sterne eines Kugelhaufens fotografisch und einzeln mit einem Achtzöller abzubilden! Auch davon weiß ich ein Lied zu singen.

Einzig stelle ich mir die Frage, wieso ein 5-Linser den Namen Plössl Okular verdient. Wieder so ein Marketing Gag eines Herstellers, der auch nicht davor zurückschreckt, geschlossene Cassegrain Tuben mit Korrektionsplatte herzustellen. Ein Plössl Okular ist das halt nicht. Doch im Grunde ist es mir in diesem Falle egal. Das Ding hat einen Namen, es wird eben als 5-linsiger Plössl bezeichnet, damit ich das Ding einem Freund mit Namen benennen kann, und es zeigt bei geringer Vergrößerung einzelne Sterne der Kugelhaufen bereits in einem Achtzöller! Namen sind Schall und Rauch.

Um wieviel besser kann man solche Optiken wohl künftig noch herstellen? Fragen über Fragen. Und ich möchte nicht wissen, wie schnell Vergütungen altern, so dass ich in 30 Jahren zu einer ähnlichen Überzeugung gelange. Egal, Meade hat gepunktet. Wenn mir auch sonst der Vixen 8-Zöller mit offenem Tubus heilig ist. Denn so ein markant und reproduzierbar geringes Seeing eines offenen Cassegrain ermöglichte schließlich erst, dass ein 26mm Okular Einzelsterne von Kugelhaufen zeigt.

Nennen wir es einfach ein gutes Team.

Viele Grüße

Thilo Bauer



9-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.07.12 22:51.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Meade Plössl 20 & 26mm am VC200L

T. Bauer 4912 30. Juli 2012 21:56

Re: Meade Plössl 20 & 26mm am VC200L

Andreas Werner 1785 05. August 2012 22:14

Re: Meade Plössl 20 & 26mm am VC200L

T. Bauer 1954 13. August 2012 20:57

Hoher List und andere...........

Dominique 1780 15. August 2012 13:48

Re: Hoher List und andere...........

T. Bauer 2576 27. August 2012 20:39



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