Hallo Herr Lindner,
ein schöner Erfahrungsbericht.
Ehrlich gesagt wundert es mich aus meiner heutigen Sicht nicht mehr sonderlich, daß Sie dem offenen Tubus des VMC den Vorzug gegeben haben. Ich hatte anfangs mit dem 80er Fraunhofer als Leitrohr sogar den Effekt, das selbst der Refraktor länger für ein gutes Bild benötigte. Anfang der Achtziger war damals ein C14 die Krönung unserer Volkssternwarte. Solch ein Teleskop bemängelt man anfangs natürlich nicht, denn es war bei allen Nachteilen meinem 4 Zöller Newton haushoch überlegen. Sogar die Sterne der Kugelhaufen waren bunt, die ich im Newton erst gar nicht einzeln sah. Es war jedoch immer ein Krampf dieses Teleskop mit dem Kaltluftfön zu bearbeiten, um Fotos damit erstellen zu können. Und die optische Qualität des Hauptspiegels blieb bei näherer Betrachtung immer hinter den Erwartungen zurück.
Was mich jedoch wundert: an allen Stellen die ich bisher las, wurde dem VC200L visuell eine geringere Leistung unterstellt.
Ich halte das ehrlich gesagt eher für einen Gewöhnungseffekt, als für ein qualitativ aussagekräftiges Kriterium.
Wer, wie ich, noch mit alten Röhrenmonitoren aufgewachsen ist, hatte Mitte/Ende der Neunziger plötzlich einen seltsamen Effekt, als die Flatscreens an den Computer-Arbeitsplätzen Einzug hielten. Anfänglich kam man mit dem ebenen Bild dieser Computermonitore gar nicht klar. Ich hatte sogar den Eindruck, ich hätte ein Problem mit meinem Gleichgewichtssinn, wenn ich mit einem solch ebenen Bildschirm arbeitete und anschließend wieder an einem alten Monitor saß. Man war die Krümmung der alten Monitore gewöhnt. Es dauerte fast ein halbes Jahr oder länger, bis ich mit einem solchen Monitor klarkam. Bei meinem Fernseher erging es mir nicht anders. Aus heutiger Sicht und da meine Synapsen sich nun auf TFT und Flatscreens eingestellt haben, sind die krummen Röhrenmonitore aus grauer Vorzeit eine einzige visuelle Katastrophe.
Ähnlich muss es sich bei der Bewertung des visuellen Sehfeldes beim VC200L zutragen. Es ist ein herausragender Exot, den man so nicht gewohnt ist. Auch hatte ich bisher an keinem anderen Teleskop so nachhaltig ein scharfes Bild. Das ist am Anfang gar nicht gut...
Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier.
Herzliche Grüße
Thilo Bauer
6-mal bearbeitet. Zuletzt am 15.05.09 12:31.