Ich war immer der Meinung, mein SLC wäre unzeitgemäß schwer. Jetzt hatte ich die Gelegenheit, ein noch schwereres Glas zu testen, leider nur für insgesamt 5 Stunden, aber immerhin, der Himmel war klar, Mond im ersten Viertel.
Mein SLC ist Baujahr 2000, das würde ich noch taufrisch nennen. Sein Zustand ist äußerlich leicht benutzt, im Inneren perfekt.
Das FMT-SX ist wenige Wochen alt, es gehört meinem Schwiegervater, einem Porrofan.
Laut Firma Jülich soll die Transmission meines SLC um 90% liegen. Vom FMT-SX werden dagegen Wunderdinge versprochen. Wir werden sehen.
Punkt 1, Handling!
für freihändige Beobachtungen sind beide Ferngläser zu schwer. Bereits nach wenigen Minuten spürt man eine leichte Verspannung in der Armmuskulatur, diese Verspannung steigert sich, irgendwann läßt sie sich nicht mehr ignorieren, das Glas muß abgesetzt werden. Das SLC ist laut Herstellerangaben 200 Gramm oder knapp 1/6 leichter, es ist das leichtere der zu schweren Gläser, 1000 Gramm wie bei Leica wären anzustreben.
Minuspunkte für beide!!
Ergonomisch wird man mit mittelgroßen bis großen Händen ohne Umgreifen klarkommen, wobei der Bezug beim SLC und die Druckfestigkeit besser harmonieren.
Die Antriebe sind leichtgängig, beim SLC auch nach vielen hundert Einsatzstunden mindestens gleichgut.
Punkt 2, Einblickverhalten!
bei beiden Ferngläsern komme ich auf Anhieb zurecht. Da nicht fehlsichtig, darf diese Aussage Brillenträger nicht beeindrucken, sie werden selber ausprobieren müssen.
Punkt 3, Mondbeobachtung!
beide Gläser zeigen Schwächen.
FMT-SX mit einem schwachen Reflex, der Terminator wird in die dunkle Zone noch einmal abgebildet. Es gibt zum Sehfeldrand eine Spur Farbsaum. Das Bild bleibt weitgehend scharf, die Abbildung ist gut.
SLC ebenfalls mit einem schwachen Reflex, Position und Ausprägung sind anders, viel weiter von Original entfernt. in direkten Vergleich zum FMT-SX ist der Reflex stärker störend. Ein Farbsaum ist nicht zu erklennen, aber dafür unter ganz bestimmten Umständen eine feine Aufhellung um ein helles Objekt.
Für die ambitionierte Mondbeobachtung würde man eine andere Optik nehmen, so seien die kleinen Schwächen verziehen.
Punkt 4, offene Sternhaufen!
Stellen wir die Plejaden in der Sehfeldmitte optimal scharf, dann betrachten wir bei dieser Einstellung das Herausdriften zum Rand und wie sich dabei der Eindruck ändert.
Die Punktabbildung überzeugt mich nicht. Man ist immer bemüht, noch ein wenig besser zu korrigieren. Die Perfektion, die ich früher einmal bei dem 15 x 60 Zeiss erleben konnte, wird von keinem Glas erreicht. Dies ist beim FMT-SX umso erstaunlicher, als dieses Glas extra als Astroglas angeboten wird. Was man aber feststellen kann und zwar eindeutig, das Fujinon bildet in der Randzone besser ab als das SLC. Man glaubt zwar bei helleren Sternen etwas mehr Farbfehler zu sehen, aber wer will das vergleichen, wenn im SLC aus dem infinitesimalen Punkt ein kleines Oval wird, Verlust an Randschärfe und damit einhergehend Punkthelligkeit.
Die Plejaden sehen im FMT-SX besser aus, je weiter man zu Rand kommt.
Punkt 5, Orionnebel!
Es ist nicht so, als könnte man keine anderen Objekte vergleichen, aber für die Leser wird es einfacher, wenn man populäre Objekte auswählt.
Im Rahmen der Vergleichbarkeit bilden beide Gläser den Nebel identisch ab. Das Bild ist eine Darstellung verschiedener Graustufen, auch da kommt mir die Differenzierung verdammt ähnlich vor.
Punkt 6, Streulichttest an einer Straßenlaterne!
2:0 für das SLC. Viel weniger Überstrahlung, keine internen Reflexe. Sie verschwenken das SLC aus dem direkten Sehfeld und passieren beim Weiterdrehen einige blasse Aufhellungen. Der Test wiederholt im FMT-SX und sie finden mehrere Positionen mit bemerkenswert heller Auswirkung.
Mein Fazit.
Sie brauchen ein Stativ!
Sie können beide nehmen!
Randschärfer ist das FMT-SX! Wirklich punktförmige Sterne können aber beide nicht.
Streulicht unterdrückt das SLC besser.
Das SLC ist viel teurer. Es ist in Anmutung und Haptik überlegen.
Ob das FMT-SX heller ist, war in der Nacht nicht auszumachen,
Erich Mertens