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Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

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18. Juli 2016 21:52
Liebe Pflanzenfreunde,

einige der Leser kennen sicher den Artikel zu den W3Asim - Färbungen von Rolf-Dieter Müller auf der Webseite des MKB. Die Variante W3Asim I ist mit Astrablau angesetzt und ähnelt von den Farbstoffen und der Farbwirkung her der original W3A Färbung von Robin Wacker - nur dass sie in einem simultanen Färbegang genau so einfach zu erstellen ist, wie die Färbungen der Etzold-Familie.
In der W3Asim II Färbung kommt hingegen - bei ansonsten gleichen Bestandteilen - der Farbstoff Alcianblau zum Einsatz. Hier geht die Farbwirkung eher ins Grünliche. Mit dieser möchte ich mich heute beschäftigen.

Rolf-Dieter Müller hat in seinem Artikel ausgehend von den Stammlösungen zwei Rezepte für die Zusammensetzung der Färbelösung angegeben, die ich hier kurz wiedergeben möchte:

Stammlösungen auf 100ml:
(Das Thymol dient der Stabilisierung der Lösungen)

Alcianblau 0,2%:
- 0,2 g Alcianblau (Detlef)
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Aqau dest.
Alcianblau löst sich relativ schlecht in Wasser.

Acridinrot 1%:
- 1,0g Acridinrot (Chroma)
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Ethanol 50%

Acriflavin 1%:
- 1,0 g Acriflavin (Chroma)
- Einige Kristalle Thymol
- 2 ml Essigsäure 99%
- 98 ml Aqau dest.

Ansatz 1:
Diese Mischung verwende ich regelmäßig in meinen Färbungen, ich nenne sie wie bisher einfach W3Asim II.
- 120 ml Aqua dest,
- 80 ml Alcianblau 0,2%,
- 20 ml Acridinrot 1,0%,
- 20 ml Acriflavin 1,0%
Ergeben 240 ml Farblösung. Das Verhältnis ist 6:4:1:1 - falls jemand 240 ml zu viel sein sollten. :)

Ansatz 2:
Diese Mischung hat Dr. Klaus Herrmann frisch angesetzt und bei einem Workshop in Darmstadt dabei gehabt, wo wir sie gleich ausprobiert haben.
Zur Unterscheidung vom W3asim II hat er sie Asim II getauft und ich verwende den Namen hier gerne weiter.
- 90,0 ml Alcianblau 0,2%,
- 5,0 ml Acridinrot 1,0%,
- 3,5 ml Acriflavin 1,0%,
- 1,0 ml Essigsäure 99%
Ergeben rund 100 ml Farblösung.

Wie unterscheiden sich nun die beiden Lösungen? Das sehen wir uns nun ein wenig genauer an. Klaus hatte die Probe bereits an Schnitten der Korea-Tanne (Abies koreana) durchgeführt und war so freundlich, seine Testpräparat mit mir zu tauschen. Somit hätten wir ein Beispiel für eine Gymnosperme.
Nun also noch eine Angiosperme. Da ich meinen eigenen W3Asim II Ansatz Ende letzten Jahres an Sprossquerschnitten des Chinesischen Blauregens (Wisteria sinensis, eine Beschreibung findet sich im Forum und auch auf der Webseite des MKB) getestet habe und Bodo Braunstorfinger so freundlich war, mir reichlich von Seinen 30µm - Schnitten in Ethanol zu überlassen, bietet sich hier eine gute Möglichkeit, mit dem gleichen Material zu testen und auf die bereits erstellten W3Asim II - Präparate zurück zu greifen.

Bild 1: Korea-Tanne, Spross quer, Periderm, ASIM II heiß mit Beschriftung



Bild 2: Korea-Tanne, Spross quer, Leitgewebe, ASIM II heiß mit Beschriftung



Bild 3: Chinesischer Blauregen, Spross quer Ãœbersicht, W3Asim II kalt mit Beschriftung



Die Probenvorbereitung ist bekannt und identisch:

- Fixierung in AFE
- Spülen und ggf. Lagern in Ethanol 70%
- Vor dem Färben schrittweises Überführen in Aqua dest.
Nach dem Färben wurde gründlich mit Aqua dest. gespült, in Isopropanl 100% entwässert und in Euparal eingedeckt.

Folgende Färbevorschriften sind im Test:
1. W3Asim II für 7 Minuten ohne Erwärmen (W3Asim II kalt)
2. Asim II für 20 Minuten ohne Erwärmen (Asim II lang)
3. Asim II für 5 Minuten mit einmaligem Erwärmen (bei Klaus auf 50°C, bei mir bis kurz vor dem Sieden - Asim II heiß)

Und hier nun die Ergebnisse, immer in der oben beschrieben Reihenfolge (1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß) von links nach rechts bzw. von oben nach unten.

Zunächst die Korea-Tanne (Präparate von Klaus Herrmann):

Bild 4: Kollenchym und Periderm der Korea-Tanne

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß
Das Periderm nimmt von links nach rechts immer weniger Farbe an, interessant, dass dies sogar für die erhitzte Probe ganz rechts gilt. Im Kollenchym ist eine Veränderung vom grünlichen ins bläuliche zu erkennen.

Bild 5: Xylem, Cambium und Phloem der Korea-Tanne

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß
Spannend: hier ist das Xylem sowohl beim W3Asim II als auch beim erhitzten Asim II magentafarben, bei langer Farbeinwirkung (Asim II lang) spielt der Farbton eher ins Orange. Die anderen Gewebe zeigen den gleichen Trend von grün nach blau wie das Kollenchym in Bild 4.

Nun der Chinesiche Blauregen (Schnitte von Bodo Braunstorfinger):

Bild 6: Sprossquerschnitt der Wisteria sinensis in der Ãœbersicht

Von oben nach unten: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß
Hier ist der Unterschied zwischen dem W3Asim II und den beiden Asim II - Varianten deutlich größer, als bei der Korea-Tanne!
Einfach charakterisiert kann man sagen: W3Asim II kalt: grün-orange; Asim II lang: blau-orange und Asim II heiß: blau-magenta.

Es lohnt sich aber, genauer hin zu sehen - wir fangen beim Markparenchym an und arbeiten uns zum Periderm vor.

Bild 7: Wisteria sinensis, Spross quer, Markparenchym, Vergrößerung 200x

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß


Bild 8: Wisteria sinensis, Spross quer, primäres Xylem, Vergrößerung 100x

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß


Bild 9: Wisteria sinensis, Spross quer, Xylem, Vergrößerung 200x

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß


Bild 10: Wisteria sinensis, Spross quer, Phloem, Vergrößerung 200x

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß


Bild 11: Wisteria sinensis, Spross quer, Periderm, Vergrößerung 200x

Von links nach rechts: 1. W3Asim II kalt, 2. Asim II lang, 3. Asim II heiß

Bei der Zusammensetzung der Farblösungen ist es nicht weiter verwunderlich, dass in den Asim II Varianten die Blautöne überwiegen. Interessant finde ich, dass die unterschiedlichen Methoden, speziell das Erwärmen, einen so großen Einfluss auf die Farbwirkung haben.
Die beiden unterschiedlichen Proben zeigen allerdings auch, dass die zu färbenden Gewebe die Farbwirkung ebenfalls massiv beeinflussen. Weiterhin sei nicht verschwiegen, dass dickere Schnitte (ich selbst schneide ja in der Regel 50 µm dick) die hier beobachteten Tendenzen verstärken.

Wer spielen möchte, hat nun natürlich noch jede Menge Freiraum: wie fällt z.B. ein W3Asim II aus, wenn es erhitzt wird? Was wird aus Asim II, wenn es bei Raumtemperatur nur 5 Minuten einwirkt? Wie verhalten sich die Färbungen bei Gräsern oder anderen Monokotyledonen? Und, und, und ... ;)

Die Entscheidung liegt natürlich beim Präparator und ich muss sagen, mir gefallen alle hier gezeigten Ausprägungen. Da ich von Klaus Asim II erhalten habe, wird diese Variante nun auch häufiger bei meinen Schnitten zu sehen sein.

Anregungen und Kritik sind wie immer willkommen und ich würde mich besonders freuen, wenn sich hier weitere Erfahrungen in Wort und Bild zur W3Asim - Farbfamilie sammeln.

Herzliche Grüße
Jörg Weiß

Freundliche Grüße

Jörg Weiß

Mikroskopisches Kollegium Bonn
www.mikroskopie-bonn.de
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Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

Fahrenheit 3967 18. Juli 2016 21:52

Re: Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

Pinac 1195 18. Juli 2016 22:09

Re: Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

Fahrenheit 1231 20. Juli 2016 22:22

Re: Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

Pinac 1220 21. Juli 2016 21:09

Re: Botanische Mikrotechnik: Familientreffen der W3Asim II Färbungen

Fahrenheit 1774 30. Juli 2016 21:12



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