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Dujardin-grün - eine alte Färbung für botanische Schnitte im neuen Gewand

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05. September 2009 13:02
Letztes Jahr hatte ich mich intensiv mit der Wacker-Färbung beschäftigt. Aus den daraus resultierenden Internetveröffentlichungen entwickelte sich eine interessante Korrespondenz und in diesem Zusammenhang machte mich ein Mikroskopiker aus Belgien auf die Dujardin-Färbung aufmerksam.

Emmanuel P. Dujardin verwendet für seine Färbung Acridinrot, Chrysoidin und Astrablau. Hierbei wird mit Astrablau vorgefärbt und eine Nachfärbung erfolgt simultan mit einem Farbgemisch aus Acridinrot/Chrysoidin [1,2].

Was mich sehr überraschte, es ist eine zwischenzeitlich fast 50 Jahre alte Färbevorschrift die den neueren und derzeit beliebten Etzold- und Wackerfärbungen [3,4] in nichts nachsteht.

Die verholzten Zellwände werden äußerst differenziert in Farbtönen von Gelb bis Magenta angefärbt. Dagegen färbt Astrablau restliche Strukturen, besonders die unverholzten Zellwände, gleichmäßig bzw. in nur leicht abweichenden Farbnuancen an.

Jetzt wurde aber schon vor einigen Jahren vorgeschlagen, bei der Etzold-Färbung das Astrablau durch Alciangrün zu ersetzen, was statt des intensiven Blaus eines für die Betrachtung angenehmeren Grüntons ergeben sollte [5]. Tatsächlich färbten aber verbreitete Chargen nur in einem unerklärlichen anderen Blau als Astrablau [6] und zwar solange, bis ein mikroskopierender Chemiker sich dieses Problems annahm und letztes Jahr die Rezeptur für Alciangrün neu entwickelte [7]. Dieses ist ihm so gut gelungen, das nicht nur der Grünton sicher erreicht wird, sondern die Farblösung auch differenzierender färbt. Alciangrün ist ein Gemisch aus den chemisch verschiedenen Alcianblau und Alciangelb. Die Ausprägung der Differenzierung bedarf aber noch einer näheren Untersuchung.

Das Alciangrün wird zwischenzeitlich sehr erfolgreich mit dem neuen Etzold-grün für botanische Färbungen eingesetzt.

Jetzt ist es natürlich naheliegend, Alciangrün nicht nur bei der Etzoldfärbung zu verwenden, sondern man kann es genauso gut bei anderen Färbevorschriften statt des Astrablaus ersetzen.

Hierfür muss aber gegebenfalls, bedingt durch verschiedene chemische Eigenschaften, die Färbevorschrift in der Reihenfolge der zu verwendenden Farblösungen geändert werden.

Bei der von mir geschätzten Dujardin-Färbung reicht es, wenn man statt in der Reihenfolge Astrablau – Acridinrot/Chrysoidin einfach die Vorfärbung mit Acidinrot/Chrysoidin beginnt und mit Alciangrün nachfärbt. Hierbei ist aber eine Nachfärbung mit Chrysoidin vorteilhaft, wenn man die schönen Orange- bis Rottöne herausarbeiten möchte.

Die Verwendung von Alciangrün als Vorfärbung ist nicht möglich, denn nach meinen Erfahrungen wird es bei einer Nachfärbung mit Acridinrot/Chrysoidin wieder ausgezogen.

Im übrigen ist die bei sorgfältiger Entwässerung mit 100% Isopropylalkohol und nachfolgendem Einschluss in Euparal die bei Dujardin vorgeschriebene Differenzierung nicht erforderlich, tatsächlich sogar von Nachteil, denn das Chrysoidin wird durch Wasser verdünntem Alkohol ausgezogen, was besonders bei jüngerem Pflanzengewebe geschieht.

Im Ergebnis gleichartige Färbungen werden erreicht, wenn man die Dujardin-Färbung in Einzelfarblösungen als Dreifachfärbung ausführt. Hierfür hat sich bei mir die Reihenfolge Acridinrot, Alciangrün und Chrysoidin bewährt.

Für die Vorbereitung des nächsten Workshops in unserem Arbeitskreis Mikroskopie Bonn (Botanische Färbungen II) habe ich Blütenstängel Lavendel geschnitten und mit Dujardin-grün und mit der Dreifachfärbung Acridnrot, Alciangrün, Chrysoidin gefärbt. Wir werden aber klassisch nach Dujardin färben. Bei der Diskussion des Ergebnisses hat man dann einen sehr schönen Vergleich mit dieser Färbevariante.


Lavendelstrauch, Blüte und Übersichtsaufnahme des Stängel-Querschnitts.


Zeiss Plan-Neofluar 20x, Canon 500D


Zeiss Plan-Neofluar 40x, Canon 500D

Zu allen hier erwähnten Färbungen sind die Rezepturen in den Originalarbeiten enthalten [1,3,4].

Ich würde mich freuen, wenn vielleicht andere Interessierte diese Farbvariante nachvollziehen und ihre Ergebnisse mit Bildern vorstellen.

Einen Arbeitsplan für die Färbung mit Chrysoidin/Acridinrot/Alciangrün kann
als PDF hier heruntergeladen werden: [www.juelich-bonn.com]

Rolf-Dieter Müller


Fundstellen:

[1] Dujardin, Emmanuel P.: Eine neue Holz-Zellulose-Färbung. Mikrokosmos 53 (1964), Seite 94.

[2] Göke, G.: Die Verarbeitung von Holzproben zu Mikropräparaten. Mikrokosmos 89 (2000), Seite 309.

[3] Etzold, H.: Simultanfärbung von Pflanzenschnitten mit Fuchsin, Chrysoidin und Astrablau. Mikrokosmos 91 (2002), Seite 316.

[4] Wacker, R.: Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie. Mikrokosmos 95 (2006), Seite 210.

[5] Henkel, Klaus: Die Mikrofibel. Ausgabe 14. Juni 2003. Seite 184.

[6] Herrmann, Klaus: Etzold grün - Alciangrün welche Type?
[www.mikroskopie.de] .

[7] Herrmann, Klaus: Etzold grün - die Auflösung mit Bildern. [www.mikroskopie.de] .
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Dujardin-grün - eine alte Färbung für botanische Schnitte im neuen Gewand

Rolf-Dieter Müller 8672 05. September 2009 13:02

Re: Dujardin-grün - eine alte Färbung für botanische Schnitte im neuen Gewand

Peter Hecking 2503 06. September 2009 10:58

Re: Dujardin-grün - eine alte Färbung für botanische Schnitte im neuen Gewand

Rolf-Dieter Müller 2473 06. September 2009 22:59



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